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Nachtzug

Titel: Nachtzug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Wood , Gareth Wootton
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einzuweihen.«
    Der Priester blickte skeptisch. »Wie stellen Sie sich denn vor, so vielen Menschen die Bakterien zu übertragen, ohne ihnen zu sagen, was Sie anstellen?«
    »Sie werden sich wundern, aber das ist noch das einfachste an der ganzen Sache. Das, was nachher geschieht, wird viel Arbeit erfordern. Aber um Ihre Frage zu beantworten, Piotr: Mein Plan ist, daß Maria und ich die Impfung an jedem vornehmen, der das Krankenhaus auch nur mit den entferntesten Symptomen von Fleckfieber aufsucht. Wir werden einfach sagen, daß wir Proteine verabreichen, und jeder, der mit Schüttelfrost, Fieber, Rückenbeschwerden oder Gliederschmerzen zu uns kommt, wird diese Proteinbehandlung bekommen – zumindest wird er es annehmen.«
    »Und warum nur diese Patienten?«
    »Damit ich später, wenn ich Blutproben an das Zentrallabor in Warschau schicke, nachweisen kann, daß der Patient ursprünglich mit Fleckfiebersymptomen zu mir kam. Können Sie mir folgen? Nehmen wir mal an, es kommt ein Patient zu mir und beklagt sich über Kopfschmerzen. Ich werde ihm sagen, daß er Fleckfieber hat, und ihm unsere Spritze verabreichen und erklären, daß es sich um Proteine handelt. Nach sieben Tagen werde ich ihm die übliche Blutprobe entnehmen und diese an das Zentrallabor schicken. Wenn unser Plan funktioniert, dann wird das Labor unsere Verdachtsdiagnose bestätigen, und der Patient, ohne es selbst zu wissen, wird von den Behörden in Warschau als Fleckfieberfall in den Akten geführt. Und ich werde anhand meiner Aufzeichnungen nachweisen können, daß er tatsächlich mit Fleckfiebersymptomen zu mir gekommen ist.«
    {161} Piotr Wajda war immer noch nicht völlig überzeugt: »Aber er wird nicht wirklich Fleckfieber haben.«
    »Nein, aber seine Blutprobe zeigt an, daß er Fleckfieber hat. Und wenn wir genug Ergebnisse dieser Art erzielen, dann werden die Deutschen dieses Gebiet unter Quarantäne stellen. Sie werden nicht kommen, um Nachforschungen anzustellen, weil sie die Krankheit so sehr fürchten, und außerdem werden ihnen ihre eigenen Laboruntersuchungen als Beweis genügen, daß es hier wirklich eine Epidemie gibt. Ich habe auch vor, auf so vielen Todesurkunden wie möglich Fleckfieber als Todesursache anzugeben.«
    »Und was ist mit Dieter Schmidt?«
    Jetzt verschwand Szukalskis Lächeln, und seine Miene verfinsterte sich.
    »Er könnte ein Problem werden. Worauf wir bauen müssen, das ist seine eigene Angst vor der Krankheit. Wenn er so bequem ist, wie ich annehme, dann wird er nicht persönlich auf der Isolierstation des Krankenhauses erscheinen, um zu überprüfen, ob die Berichte stimmen; ich denke auch nicht, daß er sich die Mühe machen wird, die Höfe und Dörfer näher zu untersuchen, die von den deutschen Behörden selbst unter Quarantäne gestellt werden. Wie Sie sehen, Piotr, werden nicht Maria oder ich die Diagnosen stellen, sondern die deutschen Gesundheitsbehörden. Und warum sollten wir diese Ergebnisse anzweifeln?«
    »Aber er wird keine Kranken antreffen.«
    »Er wird gar nicht nach ihnen schauen. Sie werden alle im Krankenhaus oder daheim sein; zumindest wird er es annehmen.«
    Der Priester blickte die beiden an. Allmählich erschien Szukalskis Plan auch seinem skeptischen Verstand nachvollziehbar.
    »Wir können nur hoffen, Jan, daß die Partisanen, die die Brücke in die Luft gejagt haben, nicht noch eine andere Wahnsinnstat begehen und jeden Deutschen in Polen gegen uns aufhetzen. Das würde unser Ende bedeuten, bevor wir überhaupt angefangen haben.«
    Szukalski lächelte düster. »Deshalb müssen wir uns beeilen. Es scheint, daß wir im Augenblick nicht nur im Wettlauf mit der Zeit stehen, sondern auch mit unseren eigenen Landsleuten.«
    Piotr Wajda schüttelte erneut den Kopf. »Und alle Überlegungen basieren darauf, daß der Versuch mit Keppler gelingt«, sagte er, wäh {162} rend er alles einpackte und sich anschickte zu gehen. »Ja, darauf«, bestätigte Szukalski, »darauf allein. Wenn Kepplers Ergebnis negativ ist, dann können wir die ganze Idee vergessen.«
    »Und deshalb werde ich heute nacht ein Extragebet für uns sprechen. Ich glaube, wir können jede Unterstützung gut gebrauchen.«
    »Und würden Sie bitte Keppler sagen, daß er morgen früh in der Krypta der Kirche erscheinen soll.«
    Was nun noch zu tun übrigblieb, war, den gesamten Impfstoff in saubere kleine Phiolen abzufüllen und diese so abzupacken, daß sie in dem Eisschrank in der Krypta gelagert werden konnten.
    Szukalski,

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