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Nackt unter Wölfen

Nackt unter Wölfen

Titel: Nackt unter Wölfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B Apitz
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dazu: »Es ist gut so.«
    Bochow sah Krämer nach, dem die Freude über Kluttigs Reinfall im Gesicht geschrieben stand.
    Aber es ging doch nicht nur um das Kind. Verdammt! Es ging um das Zerreißen der Kette! Bochow presste die Lippen zusammen. Wer, wenn nicht Bogorski, hatte sie zerrissen? Immer wieder hakte sich dieser Verdacht fest, für den Bochow keinerlei Beweise hatte. Ebenso gut hätte es ein anderer tun können. – Und wenn er es nun selbst getan hätte? – Den Gedanken festhaltend, betrachtete er sich wie in einem Spiegel. Wem durfte er davon sagen? Niemandem! Nur in seiner eigenen Brust konnte dann die Kette versenktwerden und ihr Anker Halt finden auf dem tiefen Grund der Schweigsamkeit.
    Disziplinbruch?
    Ja, es war und blieb einer!
    Doch der Ärger darüber verwandelte sich jetzt in Bochow, und er sah, dass die Tat jenes schweigenden Unbekannten gut war und tief menschlich, und er sah, dass der schweigende Unbekannte schützend die Hand vorgehalten hatte vor sie alle. Sah, dass jener die Disziplin hatte durchbrechen müssen. Weil in der Wahl zwischen zwei Pflichten stets die höhere und dringendere entschied.
    Bochow atmete tief auf. Er schob die Hände in die Taschen und stand noch lange sinnend vor der Tür. Dann ging er langsam in den Block zurück.
     
    Mit Besorgnis hatte Förste den Mandrill zu Reineboth gehen sehen. Ging es um etwas, das seine beiden Schützlinge betraf? Er schlich sich zu deren Zelle und lugte durch den Spion.
    Höfel und Kropinski standen unbeweglich in der Zelle mit dem Gesicht zur Tür. Wenn sich Höfel auch so weit erholt hatte, dass er wieder stehen konnte, so war es ihm anzusehen, wie er unter dieser Tortur litt. In jeder Minute schien er Unmengen von körperlichen und seelischen Energien zu verbrauchen, um sich aufrecht zu halten. Förste sah es an dem leisen Schwanken des Körpers. Der Mandrill hatte die Tortur noch dadurch verschärft, dass er um die Füße der beiden Farbpulver gestreut hatte. Wehe, wenn auf ihm zu sehen war, dass sich die Füße bewegt hatten! Dann prügelte er die beiden erbarmungslos zusammen und – was noch schrecklicher war – entzog ihnen für Tage die Nahrung.
    Förste schloss den Spion wieder, wissend, dass sich die beiden, wenn sie sicher waren, nicht beobachtet zu werden,vorsichtig aneinanderlehnen würden, um sich zu stützen. Er konnte ihnen nicht einmal eine Ermunterung zurufen, denn gegenüber im Gang lagen einige SS-Leute von der Truppe in den Zellen, die ihre Arreststrafe verbüßten. Vor denen musste sich Förste in Acht nehmen.
    Was war in Reineboths Zimmer besprochen worden?
    Misstrauisch verfolgte Förste das Tun des Mandrill, nachdem dieser zurückgekommen war. Der ging in seine Stube und blieb dort eine ganze Weile. Mit Bedacht hatte sich Förste das Ausfegen des Bunkerganges bis zur Rückkehr des Mandrill aufgehoben, um ihn besser beobachten zu können. Jetzt fegte der Kalfaktor in der Nähe von Höfels Zelle. Der Mandrill kam heraus, in seiner Hand baumelten zwei Schlingen aus starkem Seil. –
    Förste blieb das Herz stehen. Mit äußerem Gleichmut, aber voll innerer Aufmerksamkeit verrichtete er seinen Dienst.
    Der Mandrill hatte die Zelle betreten. Förste fegte und lauschte. Der Mandrill umging die beiden Arrestanten und kontrollierte das Farbpulver nach Spuren. Er konnte nichts entdecken.
    Mit den Hanfstricken gegen die Stiefel schlagend, umwanderte er die beiden und blieb schließlich vor ihnen stehen. In Kropinskis Zügen zeichnete sich das Entsetzen ab, seine Augen waren geweitet, und er schluckte die Erregung immer wieder hinunter. Der Mandrill studierte das Gesicht des Polen mit dem kalten Interesse eines Unbeteiligten. Höfel war erbleicht. Die Adern an den Schläfen pulsten heiß und stechend, dort, wo die Zwinge gesessen hatte. Die Knie drohten ihm zu knicken, auch er hatte die Schlingen gesehen.
    Grausam – und wie mit kalter Schrift geschrieben – stand hinter seiner Stirn der Gedanke: Jetzt sterbe ich! Und Höfel erschauerte in der frostigen Kälte, die mit dem unheimlichenMenschen in die Zelle gekommen war. Der Mandrill betrachtete sich Höfel – wortlos – eine geraume Weile. Ob der sich wohl wehrt, wenn ich ihm die Schlinge um den Hals lege?, dachte der Mandrill. Unvermittelt begann er zu sprechen. Was er sagte, war mehr als seltsam.
    »Hitler«, sagte er, »ist ein Arschloch. Er hat uns den Krieg vermasselt. In ein paar Tagen sind die Amerikaner hier.« Dabei lachte er tonlos in sich hinein, ohne eine

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