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Nackt unter Wölfen

Nackt unter Wölfen

Titel: Nackt unter Wölfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B Apitz
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…«
    Er zerrte an seiner gestreiften Jacke. »Fleißige Arbeitsbienchen sind wir ihnen, bauen ihnen die Häuser und die Gärten. Summ, summ, summ! Jedes Bienchen hat seine Streifen. Ich sehe aus wie du, und du siehst aus wie ich.« Seine Fäuste öffneten und schlossen sich. »Charascho«, flüsterte er hintergründig. »Bienen haben aber auch einen Stachel. Summ, summ, summ. Nun soll Kluttig einmal hineingreifen in den Schwarm … Sieht einer aus wie der andere … Wie gut, dass sie uns weggenommen haben Gesicht und gegeben Streifen, wie gut. Ihr verstehen, Genossen?«
    Bogorski strich zärtlich über seine Jacke, lehnte sich zurück und schloss die Augen. Bochow schämte sich vor diesem Mut. Seiner spröden Natur war es nicht gegeben, das Harte biegsam und geschmeidig zu machen. Bogorskis bildhafte Worte übten ihren geheimen Zauber aus. Die Genossen bekamen andere Gesichter, im Widerschein der knisternden Kerze leuchteten sie. Kein Beschluss wurde diesmal gefasst, es bedurfte dessen nicht. Jeder trug ihn in sich. Nur als sie auseinandergehen wollten, forderte Pribula, dass ein Genosse für den Schutz des Kindes persönlich verantwortlich gemacht werden sollte. »Nicht notwendig«, erklärte Bochow in seiner kargen Art, »das mache ich schon … Und wenn du für das Wurm etwas zu futtern hast, dann lass es zu Krämer bringen, der sorgt für das Weitere«, wandte er sich an Riomand. »Oui, oui!«, nickte der Franzose.
    Sie verließen die Fundamentgrube, einzeln und in Abständen, und mischten sich draußen auf dem dunklen Weg unter die anderen, die hin und her gingen, bis der Lagerälteste abpfeifen würde.
     
    Hortense war reisefertig. Alles war klar, bis auf die Transportmöglichkeit. Zweiling besaß kein Auto, dafür aber hatte Kluttig einen Wagen. Schon lange spielte Hortense mit dem Gedanken, sich des forschen Hauptsturmführers zu versichern, der würde das Gepäck bestimmt mitnehmen. Das war überhaupt ein anderer Kerl als ihr schlappschwänziger Mann. – Manchmal, auf sogenannten Kameradschaftsabenden, hatte Kluttig sie zum Tanzen aufgefordert. Hortenses weiblicher Instinkt genoss des Hauptsturmführers stilles Vergnügen an ihrer üppigen Gestalt, und sie kam ihm während des Tanzes bereitwillig entgegen. Sonst aber war nichts zwischen ihnen. Kluttig hatte keine Frau. Er war seit Jahren geschieden.
    Im Gegensatz zu anderen gab es bei ihm keine Weibergeschichten. Das machte ihn in Hortenses Augen nochwertvoller. Sie war im Grunde ein Mensch ohne Leidenschaften, phlegmatisch und seelisch träge. Die enttäuschende Ehe hatte das ihre noch dazugetan. –
    An diesem Abend, als Zweiling noch nicht nach Hause gekommen war, stand Hortense im Schlafzimmer vor dem Spiegel und betrachtete sich gelangweilt. Sie kämpfte mit dem Entschluss, Kluttig aufzusuchen. Das ging nicht so von ungefähr. Schließlich bestand zwischen ihm und ihrem Mann ein beträchtlicher Rangunterschied. Rangunterschied? Hortense schürzte verächtlich die Lippen. Damit war es bald vorbei. Wie lange noch, und aus Zweiling wurde wieder das, was er vordem gewesen war, nämlich nichts. Und Kluttig? Hortense hob gleichgültig die Schultern. Sie wusste, dass Kluttig früher Besitzer einer Plissieranstalt gewesen war. Jedenfalls war er ein Mann! Die Sorge um ihr Gepäck überwog alle Bedenken. Sie war entschlossen, zu Kluttig zu gehen. Kritisch überprüfte sie sich im Spiegel.
    Die Bluse gefiel ihr nicht, und sie vertauschte sie mit einem enganliegenden Pullover, der die Formen besonders aufreizend zur Geltung brachte. Sie umgriff ihre Brüste, wendete sich vor dem Spiegel hin und her und blubberte dabei: »Was muss man nicht alles machen, bloß um die paar Klamotten fortzubekommen.« Schade, dass sie nicht auch die schönen Möbel mitnehmen konnte. –
    Kluttig war zu Hause. Er bewohnte im Kommandanturgelände ein Haus für sich allein. Verwundert ließ er Hortense eintreten. Sie setzte sich auf den dargebotenen Stuhl und vergaß, den Mantel abzulegen.
    »Es ist nur meiner Sachen wegen. Gotthold hat doch kein Auto.« Kluttig blinzelte sie verständnislos an. Hortense faltete ergeben die Hände auf den Knien und machte bittende Augen. »Würden Sie die Sachen in Ihrem Auto mitnehmen? Es sind nur ein paar Koffer und Kisten.«
    »Wohin denn?«, platzte Kluttig heraus.
    Hortense hob ratlos die Schultern. Jetzt hatte Kluttig begriffen. Er meckerte, schob die Hände in die Taschen und stelzte vor Hortense auf und ab.
    »Sie meinen, wenn …«
    Hortense

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