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Nackt unter Wölfen

Nackt unter Wölfen

Titel: Nackt unter Wölfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B Apitz
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nickte eifrig.
    Kluttig blieb breitbeinig vor ihr stehen.
    »Eine militärische Aktion«, sagte er schneidig, »eine militärische Aktion ist doch kein Umzug.«
    Hortense seufzte, von militärischen Aktionen verstand sie nichts. »Sie sind der Einzige, der mir helfen kann. Was soll ich denn machen? Gotthold hat doch kein Auto …« {Die Frau störte ihn mit ihrem Besuch, er hatte eigentlich schlechte Laune. Der Mandrill hatte aus Höfel und dem Polen nichts herausbekommen. Mit diesem Ärger in sich über den Misserfolg betrachtete Kluttig die Frau.} Sie hatte den Mantel aufgeknöpft und ihn zurückgeschlagen. Kluttigs Augen klebten an ihren Brüsten. Er schluckte versteckt. Sein Adamsapfel stieg. Hortense sah, wie es im Gesicht des Hauptsturmführers arbeitete. Sie lächelte zweischneidig zwischen Hoffnung und Erfolg. Doch sie irrte. Die erotischen Reflexe, die sich auf Kluttigs Gesicht abzeichneten, waren gar nicht so aktiv, wie es Hortense gewünscht hatte. Hortenses Anblick löste in Kluttig leise Empörung darüber aus, dass diese begehrenswerte Frau an den Trottel Zweiling geraten war. Gut und gern hätte sie die Frau eines Hauptsturmführers abgeben können.
    Rasch zog Kluttig einen Stuhl heran und setzte sich Hortense gegenüber.
    »Sind Sie eigentlich glücklich?«, fragte er unvermittelt.
    Hortense erschrak heftig, von seinem Blick fasziniert.
    »Nein, Herr Hauptsturmführer. Nein, gar nicht. Überhaupt nicht …«
    Kluttig legte seine Hand auf ihr Knie. »Gut, ich nehme Ihr Gepäck mit.«
    »Oh, Herr Hauptsturmführer …« Vor Freude ermattet, drückte Hortense seine Hand, die seitwärts geglitten war, zwischen ihren Knien fest. Einen Augenblick lang wollte Kluttig dem Angenehmen erliegen, aber er zog die Hand weg, lehnte sich im Stuhl zurück und fixierte Hortense. Sie fühlte seinen scharfen Blick in sich eindringen und erlebte einen kurzen, langentwöhnten Schauer.
    »Sie wissen doch Bescheid«, sagte Kluttig übergangslos, »was Ihr Mann mit dem Judenkind gemacht hat?« Hortense erschrak. Sie öffnete den Mund. Doch ehe sie etwas erwidern konnte, zischte Kluttig gefährlich: »Und den Zettel hat er auch geschrieben.« Der Wechsel der Situation überrumpelte Hortense derart, dass Kluttig an ihrem Benehmen den Verrat Zweilings erkannte. Die Größe der Entdeckung überraschte ihn selbst. Hortenses Erstarrung wandelte sich in heiße Angst.
    »Ich habe aber damit gar nichts zu tun …«
    »Natürlich nicht«, entschied Kluttig, die Frau in Schutz nehmend. Er fühlte sich auf einmal mit ihr verbündet. Scharf sagte er: »Auf Verrat steht der Tod!«
    Hortense schnellte heulend hoch: »Um Gottes willen, Herr Hauptsturmführer, um Gottes willen!« Ihr Gesicht war von Angst aufgerissen. Auch Kluttig erhob sich. Sie standen sich gegenüber. Kluttig vermeinte, Hortenses Körperwärme zu spüren. Er fasste Hortense an den Armen, während aber in ihr die helle Angst alle sexuellen Regungen verbrannte, schossen sie in Kluttig hoch. Jetzt betrachtete er Hortense unversteckt.
    »So eine Frau«, sagte er plötzlich erregt, »so eine Frau …« Doch Hortense hatte dafür kein Ohr mehr. In ihr zitterte alles. »Machen Sie ihn tot?« Kluttig ließ Hortense los und lächelte schief. Die Angst der Frau bereitete ihm Genuss. Er antwortete nicht. Reineboths Worte über Zweiling: »Der lahmarschige Heini wird noch froh sein, uns beim Aufspulenzu helfen …«, gaben ihm einen Gedanken ein, der sich in der Spur von Reineboths kühnen Kombinationen fortbewegte.
    »Totmachen«, sagte er schließlich nach einer Weile, »das wäre billig für ihn.
Gutmachen
soll er seine Schweinerei!«
    Hortenses Angst wechselte in Hoffnung über.
    »Wie denn?«, wagte sie zu fragen. Kluttig antwortete schnell: »Wenn er sich schon mit den Kommunisten eingelassen hat, dann kennt er die Brüder. Nicht irgendwelche, die kennen wir natürlich auch, sondern die richtigen aus der Leitung der illegalen Organisation.« Hortense hatte keine Ahnung von den Vorgängen im Lager, das für sie nichts weiter bedeutete als die Arbeitsstätte ihres Mannes. Sie erschrak darum aufs Neue: »Um Gottes willen, Herr Hauptsturmführer!« Ihre Augen flackerten. Kluttig trat ganz dicht an sie heran, er war um einen Kopf größer als sie, und Hortense musste zu ihm aufsehen. Er blickte in die unruhigen Augen hinein, eine Welle der Begehrlichkeit schoss in ihm hoch, die ihm die Kehle zuschnürte.
    »Reden Sie mit Ihrem Mann«, sagte er heiser und unterdrückte krampfhaft das

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