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Nackt unter Wölfen

Nackt unter Wölfen

Titel: Nackt unter Wölfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B Apitz
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gemacht.«
    »Kameradendiebstahl, was?«
    Wurach sah Zweiling wie ein Hund an, der seinem Herrn nicht traut. Zweiling schob Wurach eine Schachtel Zigaretten zu und ermunterte ihn, als dieser zuzugreifen zögerte.
    »Na, nehm Se schon …«
    Wurach steckte die Schachtel schnell ein.
    »In Sachsenhausen ham Se so ’ne großartige Sache vom Stapel gelassen«, führte Zweiling das Gespräch weiter. Wurach, der nach der »großartigen Sache« mit Entlassung gerechnet hatte, machte aus seiner Enttäuschung kein Hehl. Er hob die Schultern.
    »Was habe ich davon?«, zog er sich in stillen Ärger zurück.
    »Ich werde mich darum kümmern, dass Sie rauskommen.«
    Wurach wurde aufmerksam. Zweiling ließ Andeutungen fallen. »Unser Kommandant ist ein anständiger Kerl, er weiß, was er einem Mann wie Ihnen schuldig ist …«
    Interessiert fragte Wurach: »Sie meinen, dass ich …?«
    »Umsonst habe ich Sie nicht in mein Kommando geholt«, schürte Zweiling die Hoffnung. »Natürlich muss ich erst was in der Hand haben, das können Sie sich denken.«
    Wurach nickte, ihm leuchtete es ein.
    »Sie wissen doch, was bei mir passiert ist?« Zweiling sah mit langem Hals zum Fenster hinaus, und als er sich überzeugt hatte, dass sie von draußen nicht beobachtet wurden,fuhr er fort: »Bei uns stinkt es nämlich auch. Wir haben, wie bei euch in Sachsenhausen, solche Illegale, verstehn Se? An die müssen wir ran. Das ist ein geheimer Auftrag, wissen Se. Vom Kommandanten persönlich, verstehn Se? Sie haben doch Erfahrung?«
    Zweiling bleckte mit den Zähnen. Wurach überlegte bereits. Zweiling bohrte weiter. »Wenn wir die Drahtzieher ausfindig machen und ich dem Kommandanten melden kann: Der Häftling Wurach hat … na also, ich muss doch erst was in der Hand haben.«
    Wurach schmeckte mit den Lippen. »Ich kenne natürlich viele, mit dem Desinfektionskommando, wo ich erst war, bin ich überall im Lager herumgekommen …«
    »Na, sehn Se«, unterbrach Zweiling eifrig.
    Wurach zog den Kopf ein. »Ob es auch die Richtigen sein werden?«
    »Das müssen Se eben rauskriegen. In meinem Kommando stecken bestimmt welche von der Sorte. Na, was ist?«
    Wurach machte eine verlegene Handbewegung. »So schnell geht das nicht, da muss ich überlegen.«
    »Überlegen Se, Mann, überlegen Se.« Zweiling stand auf.
    »Ich gebe Sie jetzt an Pippig weiter, der gehört bestimmt auch mit dazu. Und wir zwei, verstehn Se, wir haben nichts miteinander zu tun.« Das kannte Wurach, und über seinen Mund flog ein verstecktes Grinsen. Zweiling rief Pippig herein. Mit dem Daumen wies er auf Wurach. »Ich habe dem Kerl auf den Zahn gefühlt. Nehmen Se ihn ins Schreibbüro und gucken Se sich ihn selbst noch mal genau an. Wenn er nicht spinnt, fliegt er wieder. Spitzbuben wollen wir nicht bei uns haben.«
    Außer Rose sah keiner der Häftlinge auf, als Pippig mit dem Neuen ins Schreibbüro trat. Wurach spürte abweisende Kälte. Hier galt es, vorsichtig zu sein. –
     
    Wohin mit den Pistolen? Pippig zergrübelte sich den Kopf.
    Den Nachmittag über, sich hinter geflissentlicher Geschäftigkeit verbergend, war er auf der Suche nach einem geeigneten Versteck. Vom Dach bis zum Fußboden forschte er die Kammer ab. Wohin mit den Dingern, wohin? Er fand keine Stelle, die ihm sicher genug schien. Gottverdammmich!
    Hinter dem Fenster sah er Zweiling träg am Schreibtisch sitzen.
    Schreibtisch, dachte Pippig voll Verachtung. Als ob der da drinnen in seinem Leben schon jemals was geschrieben hätte außer seinen krakeligen Namen unter die Bestandsmeldung, aber einen Schreibtisch hat er wie ein Generaldirektor.
    Plötzlich veränderte sich der nachdenkliche Blick des kleinen Schriftsetzers. Sein Gesicht spannte sich. Er hatte einen Einfall, hatte das richtige Versteck gefunden!
    Wie gewöhnlich verließ Zweiling nach dem Abendappell die Kammer, und das Kommando setzte bis kurz vor dem Abpfeifen zur Nacht seine Arbeit fort.
    Pippig hatte es an Stelle des verhafteten Höfel übernommen, die Kammer abzuschließen und die Schlüssel bei der Torwache abzugeben. Am Morgen, vor dem Appell, holte er sie wieder. Dieser günstige Umstand war ein wichtiger Bestandteil von Pippigs Plan.
    Wenn er ihm nicht wie damals beim Wegschaffen des Kindes durch Zweiling zerstört wurde, musste alles klappen.
    Diesmal ging es gut. Zweiling war gegangen. Eine halbe Stunde vor dem Abpfeifen verließ das Kommando die Kammer. Pippig schloss ab. Zweimal schnappte der Riegel, doch das war eine geschickte

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