Nacktbadestrand
Männer haben würde und keine anderen, lieà ich mich untersuchen, um danach unbesorgt ungeschützten Sex haben zu können. Ich wählte dafür wieder einen neuen Arzt, weil ich vermeiden wollte, dass einer zu viel über mich wusste. Ich erfuhr, dass ich gesund war, und teilte es umgehend meinen vier Freunden mit.
Ich bat sie auch, mich Fotos von ihnen machen zu lassen. Bis auf den geheimnistuerischen Franz erfüllten mir alle diesen Wunsch. Ich besaà einen Fotoständer, der Platz für mehrere Bilder hatte, und die Möglichkeit bot, jeweils eins davon nach vorne zu klappen. Wenn meine Söhne da waren, zeigte er ein Foto von ihnen, und wenn einer meiner Liebhaber da war, zeigte er ein Foto von ihm.
AuÃerdem führte ich ein Ritual ein, an das sich jeder meiner vier Liebhaber von nun an halten musste. Zuerst wurde Kaffee getrunken und geplaudert, dann duschten wir gemeinsam und erst dann schliefen wir miteinander. Ãbernachten durfte normalerweise keiner mehr bei mir. Nur Hermann erlaubte ich es ab und zu, weil er aus Salzburg war und sich sonst ein Hotel hätte nehmen müssen.
SchlieÃlich machte ich meinen Liebhabern klar, dass sie keine Alleinansprüche hatten. Ich fing mit dem verständnisvollen Gerald an und zum Schluss war der fast noch jugendliche und deshalb am ehesten von Eifersucht geplagte Peter an der Reihe.
Die älteren drei nahmen die Nachricht richtig erfreut auf. Vielleicht lag es daran, dass sie mir wirklich nur das Beste wünschten. Vielleicht fühlten sie sich auch bestätigt. Darin, dass sie eine attraktive, begehrenswerte Frau erobert hatten.
Nur Peter schwieg. Traurig sah er zu seinen Schuhspitzen hinunter und spielte verlegen mit seiner blauen Schildkappe, die er immer trug. Aber dann gingen wir unter die Dusche, und anschlieÃend im Bett vergaà auch er sein Unbehagen.
Den Grafen bat ich, keine Internetanzeigen mehr für mich zu schalten.
Treue, das war ein Thema für mich, während ich mein Leben auf diese Art ordnete. Ich hatte mit meinen Ehemännern wirklich kein Glück gehabt, aber treu war ich ihnen gewesen. Bis auf das eine Mal, als ich meinen ersten Mann mit dem Tänzer betrog.
Und jetzt? Ich wusste nicht mehr genau, was Treue eigentlich ist. HeiÃt treu zu sein, nicht mit anderen Männern als einem bestimmten zu schlafen? Das hieÃe dann, dass ich jeden einzelnen meiner vier Freunde mit den jeweils anderen betrog. Andererseits wussten sie voneinander und hieÃen unsere Fünfecksbeziehung gut, so wie sie war. In Wirklichkeit war es jaeine Neunecksbeziehung, weil zwei meiner Freunde verheiratet waren und zwei eine Freundin hatten.
Bestand Treue vielleicht darin, dass sich ein Mann hundertprozentig auf die Liebe einer Frau verlassen konnte? In diesem Fall wäre ich in meinem bisherigen Leben nur einem einzigen Mann treu gewesen, nämlich dem Tänzer.
Ob ich auch meinen neuen Freunden auf diese Art treu war, das hing wohl davon ab, wie man Liebe definierte. Wahre Liebe war auch in meinen Vorstellungen etwas, das exklusiv zwischen zwei Menschen stattfand. Wahre Liebe begründete sich in der ersten Lebenshälfte, man zeugte miteinander Kinder, zog sie miteinander groà und hatte zumindest die Absicht, auch all den Rest des Lebens miteinander zu verbringen.
Wenn das wirklich die einzige Art von wahrer Liebe war, dann hatte ich sie in meinem Leben definitiv verpasst. Was ich jetzt hatte, war etwas anderes. Es war etwas Wahres, und das war schon einmal gut so. Meine Freunde und ich, wir wollten nur das Beste füreinander. Aber sonst? Ich erwartete nichts von ihnen, das wussten sie auch, und darin wurzelte sicher eine ganze Menge von dem eigentümlichen Glück, das wir teilten. Sie erwarteten auch nichts von mir. Was sollten sie schon von mir erwarten? Ich wusste es wirklich nicht.
Ich wusste nur, dass mir die Liebe mit ihnen guttat und ihnen umgekehrt genauso. Also lag der Sinn der Sache darin, dass wir uns weiterhin guttaten, und alles andere war unnütze Grübelei.
22
Die Tage wurden wieder länger. Der Februar neigte sich seinem Ende zu. Die Sonne stand am frühen Vormittag über den Kirschbäumen, deren Ãste sich in den vergangenen Tagen von der Schwere des Schnees befreit hatten. Ich stand auf dem Balkon und blickte hinunter. Was würde das Jahr bringen? Was würde der Frühling bringen? Der Sommer?
Hermann war schon auf der Autobahn aus Salzburg zu mir
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