Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nackte Angst

Nackte Angst

Titel: Nackte Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans E. Koedelpeter
Vom Netzwerk:
Morrys Zimmer befindliche Telephon. —
    «Verstehen Sie, Wheeler!" beendete er aber trotzdem erst das mit Wachtmeister Wheeler geführte Gespräch.
    «Versuchen Sie, vorerst ohne einen Haftbefehl auszukommen. Wenn der Bursche aber darauf besteht, lassen Sie es mich wissen und ich werde die
    Staatsanwaltschaft sogleich ersuchen, den Haftbefehl gegen diesen Dickson auszustellen."
    Dann ergriff er das immer noch läutende Telephon.
    „Morry!" Er vernahm sofort die bekannte Stimme des Sektionspräsidenten und ahnte schon beim Klang derselben, daß nun die erste Überraschung im Call „THE
    SHARK" fällig war.
    „Yes, Sir — hier Morry!" Er war bereit die Eröffnung einer schlechten Nachricht entgegenzunehmen!
    „Hören Sie, Sie Geplagter", begann der Sektionspräsident. „Ich habe da eine weitere Sache, die ich leider auch noch auf Ihre Schultern legen muß!"
    „Nur zu, Sir! — Wenn ich sie zusätzlich erledigen kann, soll es mir recht sein.
    Andernfalls muß ich Sie bitten, diese Angelegenheit einem anderen Dezernat zu geben. Aber lassen Sie vorerst hören, um was es geht, was haben Sie auf dem Herzen?"
    „Morry! Diesmal ist es eine Lady, die ich zu Ihnen heruntergeschickt habe. Nehmen Sie sich bitte die Zeit dazu und hören Sie die Lady, es ist ausnahmsweise eine wirkliche Lady, einmal in aller Ruhe an. Ich habe so das Gefühl, daß viel mehr hinter ihren Erlebnissen steckt als es ... "
    Hier wurde das Gespräch durch andere Laute . gestört. Ein energisches Pochen an Morrys Zimmertür ließ ihn das Telephonat mit seinem Vorgesetzten beenden.
    „Pardon, Sdrl Ich höre soeben, daß sich die Lady offenbar vor meinem Büro befindet.
    Wenn Sie erlauben, werde ich die Dame jetzt empfangen."
    „Aber selbstverständlich, Morry ! Lassen Sie mich aber später wissen, was Sie von der Sache halten."
    „All night, Sir!"
    In seine Office trat auf seinen. Ruf: „come in", eine wirkliche Lady. Keine von den aufgeputzten Dämchen, wie man sie etwa in der Prosum-Street findet. Sie war in keiner Beziehung mit einer gewissen Kathleen Bryn zu vergleichen. Diese Frau, die nur zaghaft das Büro des Detektives betrat, war eine wahrhafte Dame!
    Die tiefschwarze Garderobe unterstrich vorteilhaft das gepflegte Äußere dieser Frau.
    — Aber nicht nur ihr Äußeres war untadelig und sauber; auch
    ihre Erscheinung, geprägt durch ihren Charakter hielt jeglicher Kritik stand.
    Eine schwere, seelische Belastung mußte diese Frau veranlaßt haben, den Weg zum Headquarters des Scotland Yard zu gehen. Kommissar Morrys Menschenkenntnis erkannte es, bevor noch die Frau zu sprechen begonnen hatte.
    „Gnädige Frau, wie kann ich Ihnen helfen?" eröffnete er die Unterhaltung mit der Lady und schuf sogleich eine warme Atmosphäre zwischen den Gesprächspartnern.
    „Ihr Besuch ist mir von unserem Herrn Sektionspräsidenten soeben angekündigt worden. Darf ich Sie vorerst bitten, hier Platz zu nehmen, und mich danach wissen zu lassen, welches Anliegen Sie zu uns führt?"
    Während er die Dame in der schwarzen Garderobe zu einem Sessel geleitete, fuhr er mit freundlicher Stimme fort:
    „Ich gehe gewiß nicht in der Annahme fehl, daß Ihnen der Herr Sektionspräsident bereits eröffnet hat, wem Sie sich anvertrauen sollen!" Der leichte Hauch eines Lächelns legte sich auf die Züge ihres Gesichtes. Dennoch, konnte sie es nicht ganz verhindern, daß während ihrer Worte ein leichtes Zucken um ihren Mund lief.
    „Sie sehen so vertrauenerweckend aus, Herr Kommissar", versuchte sie auf die von Kommissar Morry eingeschlagene Tonart einzugehen.
    „Und da Sie, wie gesagt, so ganz anders sind und auch nicht so reden, wie ich mir immer einen berühmten Kriminalisten des Scotland Yard vorgestellt hatte, fällt es mir leichter, das zu erklären, -was mich seit Tagen bedrückt. Dennoch ..."
    Kommissar Morry hatte sich inzwischen wieder hinter seinen Schreibtisch gesetzt.
    Einen Augenblick zog er nun beim Anblick der Frau die Stirn in Falten und überlegte, was wohl diese Frau auf dem Herzen haben mochte. Was mochte sie so sehr quälen, daß sie jetzt, da sie doch schon so gut ins Fahrwasser gekommen war, offensichtlich von irgendeiner schrecklichen Erinnerung gepeinigt wurde und nicht den Mut fand, weiterzusprechen! —
    Er half ihr in seiner einfühlenden Art über diese Klippe hinweg, bevor sich ihre Augen vollends mit Tränen füllten:
    „Gnädige Frau! — Es gibt nur wenige Sachen auf dieser Welt, die man für sich behalten muß. In Ihrem Falle

Weitere Kostenlose Bücher