Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nackte Angst

Nackte Angst

Titel: Nackte Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans E. Koedelpeter
Vom Netzwerk:
auf.
    „Mein Name ist Lanchester! Ernest Lanchester!" „Please, Mister Lanchester! Hier haben Sie für alle Fälle meine Anschrift. Sollten sich Komplikationen einstellen, so lassen Sie es mich wissen. Meine Versicherung ..."
    Die restlichen Worte der Frau schluckte das Aufheulen eines anderen Motors!
    Unvermittelt wandte sich die Frau errötend ab und wandte sich mit schnellen Schritten dem Portal des Museums zu. Anscheinend war ihr erst jetzt, durch das Bemerken weiterer Personen in ihrer Nähe zum Bewußtsein gekommen, daß sie sich über Gebühr zu lange unterhalten hatte, und das geziemt sich wohl nicht für die Frau eines Abgeordneten.
    Eine diabolische Freude glomm in den Augen John Tregonys auf, während er lässig an seinem Wagen stehenblieb und solange der Frau nachblickte, bis diese in den Bögen des Museums verschwunden war.
    Er hatte es nun nicht mehr eilig; sein Fisch hatte angebissen und würde ihm nicht mehr entkommen.
    Irren ist zwar menschlich. Oftmals führt auch der kleinste Irrtum direkt ins Verderben
    — in den sicheren Untergang. Daß Lady Bartholomews auf einem gefährlich schmalen Grat wandelte und jeden Augenblick in die alles vernichtende Tiefe stürzen konnte, ahnte sie nicht, als sie an diesem Mittwoch nachmittag zum zweiten Male mit dem sympathischen Gentleman, den sie auf dem Parkplatz des British-Museums kennengelemt hatte, zusammentraf.
    Der Schauplatz ihres Treffens war die kleine Bildhalle in der ersten Etage des riesigen Museums . Alte Meister von unschätzbarem Wert waren in dieser Halle ausgestellt und hingen an den tuchbespannten Wänden.
    Es waren etwa zwei Stunden vergangen, als John Tregonys Suche nach der Frau in dem Labyrinth von Sälen, Räumen und Gängen endlich mit Erfolg gekrönt wurde.
    Sorry! — Hätte er nur annähernd gewußt, wieviel Ausstellungen, Vorträge und Kurse in dem Gebäude an diesem einzigen Nachmittag stattfanden, so hätte er sich gewiß nicht soviel Zeit genommen und die Frau — das auserkorene Opfer — aus seinem Blickfeld entschwinden lassen.
    Im Vorgefühl eines weiteren Triumphes über die vornehme Welt ließ er dieFrau ungeachtet gehen, ohne ihr sofort zu folgen.
    Er hatte ja angeblich Zeit!
    Schon während er seinen kleinen Kratzer an der Hand mit dem in Forrest Bloomedys Wagen Vorgefundenen Pflaster schmückte, überschlug er hämisch grinsend die Tage, die er noch benötigte um seinem Chef das gewünschte Erpressungsmaterial auf den Tisch legen zu können. Acht, höchstens aber vierzehn Tage gab er sich Zeit; bis zu diesem Zeitpunkt wollte er den Fall Lady Bartholomews „ad acta" gelegt haben.
    Sein Optimismus erhielt aber einen kleinen Dämpfer, als er die Frau trotz schärfster Aufmerksamkeit nach über einer Stunde Suchens, noch nicht gefunden hatte.
    Schon glaubte er, die Lady habe das Museum bereits wieder verlassen. — Aber ein Blick aus dem Fenster auf den Parkplatz hinunter besagte, daß sich die Frau noch in den weitverzweigten Räumen oder Gängen aufhalten mußte.
    Noch stand ihr riesiger Straßenkreuzer neben seinem Leihwagen — und wieder begannen seine kalten Augen nach der Gesuchten Ausschau zu halten.
    Raum um Raum wurde erneut durchkämmt. — Je länger er vergebens suchte, um so nervöser, gereizter wurde er. Dann, in der besagten Südhalle der ersten Etage sah er plötzlich vor den Bildern von Rembrandt, Rubens und Leonardo ganz allein eine andächtig
    schauende Frau stehen: Lady Bartholomews. Einen winzigen Augenblick lang scheute er sich, ebenfalls die Halle zu betreten. Die stille, feierliche Atmosphäre, die diese Halle ausströmte, legte eine nie gekannte Beklemmung auf seine Brust. Doch John Tregony schüttelte schnell diesen
    Anfall von Gefühlsduselei von sich ab. Noch einmal warf er einen kurzen Blick in sein Lehrbuch.
    Er schob sich langsam, vor jedem Bild einen kleinen Moment verweilend, zu der Frau hin.
    Noch immer verharrte die Frau vor Rembrandts Śtaalmeesters´.
    „Hm — Staalmeesters!" räusperte er sich leise, aber doch so laut, daß die Betrachterin seine Anwesenheit bemerken mußte.
    Und auch sie bemerkte den gerissenen Verbrecher. Leicht wandte sie ihren Kopf zur Seite, erkannte im gleichen Augenblick den Sprecher und lächelte freundlich zurück.
    „Well! — Ich schätze das Werk stammt aus dem sechzehnten Jahrhundert, Mister Lanchester", begann sie das Gespräch mit den Worten, die wohl oft schon zur Einleitung einer Fachsimpelei gebraucht worden sind.
    „Wenn Sie mir erlauben, Lady

Weitere Kostenlose Bücher