Nackte Lust-Nächte
gekehrt, und sah immer so tief ins Glas, bis ich die nötige Bettschwere bekam.
Doch mit des Schicksals Mächten ist eben kein ewiger Bund zu flechten.
Es war am Abend des vierten Tages, als sich eine Dame neben mich quetschte und mich ansprach.
"Welch ein schöner Zufall, Dirk, dich hier zu treffen."
Ich blickte überrascht auf. Das Gesicht kam mir bekannt vor, doch ich konnte es nicht richtig einordnen.
"Erinnerst du dich nicht? Erika! Ich war einmal bei dir."
Erika lächelte versonnen.
"Ich verdanke dir ein paar sehr schöne Stunden. Du hast mir gezeigt, daß ich erotisch doch nicht eine so große Niete bin, wie mein Mann immer behauptet hat. Ich habe es ihm danach auch oft genug bewiesen. Unser Ehe-Dampfer ist seither wieder flott. Übrigens bin ich mit Kurt hier und meiner Tochter Susanne.
Sie sitzen drüben in der Tanzbar. Willst du dich nicht einmal zu uns gesellen? Es darf nur nicht auffallen. Du kannst ja Susanne einmal zum Tanzen auffordern. Bitte, ja?"
Sie besaß einen süßen Schmollmund, eine niedliche Nase und apfelsinenfarbige Wangen, diese Susanne. Sie hatte wohl etwas zuviel Sonne abbekommen.
Nur widerstrebend war ich der Aufforderung Erikas gefolgt und hatte ihre Tochter zum Tanz geholt. Sie lag so leicht in meinen Armen wie eine Feder. Ihr warmer Körper schmiegte sich sanft an den meinen.
"Du tanzt göttlich", gab ich von mir. "Darf ich erfahren wie du heißt?"
"Susanne."
"Ein Name zum Buchstabieren."
"Wieso?"
"S wie süß, U wie umwerfend, noch einmal S für super, das A steht für Abenteuer, das Doppel-N für neinwieniedlich und das E für einladend."
Susanne kicherte anerkennend und meinte: "Ganz schön frech. Und wie heißt du?"
"Dirk."
"Na, dann laß mich auch mal: D für dummerhaft, I für Igit-tegitt, R für rüpelhaft und K für komisch."
"Nicht gerade schmeichelhaft", brummte ich.
"Aber es trifft. Ich bin also dumm, rüpelhaft, komisch und igittegitt." Der Tanz war gerade zu Ende. Sie nahm meine Hand und zog mich mit sich zum Tisch ihrer Eltern. Unterwegs flüsterte sie mir zu: "Aber du bist der einzige Mann hier im Hotel, der mir gefällt. Wir haben eine Sangria. Möchtest du nicht ein Glas mit uns trinken?"
"Weiß der Himmel, welcher Teufel mich ritt, zuzustimmen. Ohne daß es mir bewußt wurde, hatte ich wohl bereits Feuer gefangen. Es wurde eine fröhliche Runde. Wir tranken mehr, als bekömmlich war. Ich forderte abwechselnd Erika und Susanne auf. Irgendwann flüsterte mir die Mutter zu: "Ich würde dich gern einmal für eine Stunde besuchen mögen. Ob sich das einrichten läßt? Es darf aber nur am Tage sein. Ich werde mir eine Ausrede einfallen lassen."
"Aber ich bin im Urlaub", wandte ich ein. "Ich möchte mich erholen."
Erika kicherte: "Du tust ja so, als wenn du in deinem Beruf schwer arbeiten müßtest. Dabei ist es doch das pure Vergnügen. Und viel Geld bringt es auch." Ich wollte erst protestieren, unterließ es dann aber. Was wußte Erika schon davon, wie sehr man sich an manchen Tagen und Nächten abplagen mußte in meinem Job. Mir fiel unwillkürlich Sophia ein, eine in Deutschland verwitwete Italienerin, die ihr ganzes ererbtes Vermögen gegen meine Lendenkraft eintauschen wollte. Sie war aggressiv wie eine Wildkatze. Nach einer stürmischen Umarmung mit ihr sah ich anschließend aus, als sei ich durch eine dichte Dornenhecke gefetzt. Wenn es nach ihr gegangen wäre, hätte ich jeden Tag diese Tortour durchstehen müssen. Außerdem hatte sie sich unsterblich in mich verliebt, ja, sie machte mir sogar ein Dutzend Heiratsanträge. Ich hatte schon überlegt, die Wohnung zu wechseln, um ihren Nachstellungen zu entgehen. Doch was hätte das gebracht? Da ich immer noch inserieren mußte, um meine Dienste anzubieten, hätte sie mich bald wieder aufgespürt. Nein, ich hätte schon meinen Beruf aufgeben und auswandern müssen, um ihr zu entkommen.
Es gelang mir durch einen Trick, sie loszuwerden. Ich behauptete, einen Aidstest gemacht zu haben. Er sei positiv ausgefallen. Seither habe ich, gottlob, von Sophia nichts mehr gehört.
Ich entschloß mich zu einem Akt der Nächstenliebe, denn ich wollte ja weiterhin mit Susanne Kontakt halten dürfen und erklärte: "Gut, ich will sehen, was sich machen läßt. Wir können uns ja am Abend zuvor verabreden."
Erika war begeistert. Ich weniger. Ich verabschiedete mich bald und kroch in mein einsames Bett.
Am nächsten Vormittag lud
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