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Nadel, Faden, Hackebeil

Nadel, Faden, Hackebeil

Titel: Nadel, Faden, Hackebeil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tatjana Kruse
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auf, und ein kleiner Wirbelwind schoss in die Küche.
    »Mozes, nicht rennen!«, warnte Fela.
    »Onis!«, jubelte Mozes. Er ging auf die Knie und schlitterte quer durch die Küche bis zum Küchentisch, unter dem Onis geduldig auf seinen Speckanteil am Frühstück zu warten pflegte.
    Onis kroch schwanzwedelnd unter dem Tisch hervor.
    Mozes war zehn und der kleine Bruder von Fela. Ihn verband eine innige Freundschaft mit dem Hund, man konnte schon fast von einer Seelenverwandtschaft sprechen. Manchmal wurde Seifferheld fast ein wenig eifersüchtig.
    Fela verschränkte die Arme. »Mozes, du benimmst dich unmöglich! Steh bitte auf und sag ordentlich guten Morgen!«
    Die Eltern von Mozes und Fela waren im Auftrag der UNO in Kambodscha unterwegs, und währenddessen hütete Fela seinen kleinen Nachzüglerbruder. Da aber Schulferien waren und Fela arbeiten musste, waren die beiden ins Seifferheldsche Haus gezogen, wo bei Felas Abwesenheit Irmi oder Karina auf Mozes achten konnten. Das erhöhte den Lebendigkeitsfaktor im Haus schlagartig um das Hundertfache.
    Mozes stand auf und sagte ordentlich »Guten Morgen«, bevor er zur Arbeitstheke lief und sich ein Nutellabrot schmierte. Onis lief zu ihm und setzte sich erwartungsvoll in Position. Mozes wusste, dass er den Hund nicht füttern durfte, aber wenn er sich etwas zu essen machte, fiel immer ein Brösel ab, so oder so.
    Irmi ergriff das Wort. »Habt ihr das heute Nacht gehört? Haben diese Menschen kein Zuhause? So eine ungebührliche Ruhestörung. Das hätte es bei uns früher nicht gegeben!«, schnaubte sie erbost. Manche Besucher von Olli’s Cocktailbar oder der Diskothek Barfüßer ließen sich auf ihrem nächtlichen Heimweg durch die Untere Herrngasse viel Zeit und bedachten nicht, wie laut ein Gespräch um zwei Uhr nachts durch die Gasse hallte. »Nächstes Mal kippe ich einen Eimer Wasser aus dem Fenster!«
    »Wage es ja nicht! Ich muss an meinen Ruf denken!«, schimpfte Susanne mit klirrender Stimme. Sie spekulierte auf eine Beförderung ins oberste Management, und Wassersturzvorfälle passten da nicht ins Bild. Dann sah sie, dass die Apfelmostflasche ihres Vaters leer war. »Olaf, Schatz«, säuselte sie, von klirrend zu gurrend in weniger als einer Sekunde, »holst du meinem Vater schnell eine frische Mostflasche aus dem Keller?«
    »Aber gern, Liebes.« Olaf warf ihr einen Handkuss zu und enteilte.
    So lebte Siggi Seifferheld also mit drei Frauen, einem Kind und einem Hund zusammen, sowie mit einem Hausdiener, der ihn täglich massierte und andere anfallende Arbeiten erledigte wie das Auswechseln von Glühbirnen oder das Einschlagen von Nägeln. Jeder muselmanische Vieleheanhänger von Stand wäre stolz auf ihn gewesen!
    Aber das Sagen im Haus hatte er schon längst nicht mehr.

09 : 00  Uhr
    Vorsicht mit dem, was man sich wünscht –
es könnte in Erfüllung gehen!
     
    So, endlich Ruhe.
    Ihr Bruder Siggi drehte seine Morgenrunde mit dem Hund im Stadtpark, Karina tummelte sich FH -schwänzend mit Mozes im Schenkenseebad, Susanne war in der Bausparkasse, und Olaf und Fela gingen ebenfalls ihren jeweiligen Berufen nach, auch wenn Irmi Massieren und Fotografieren eigentlich nicht für besonders hehre Männerberufe hielt.
    Irmgard nahm ihre Tasse mit dem guten Hochlandkaffee und ging auf ihr Zimmer. Dort zog sie ihren neuen Laptop aus der Truhe unter dem Fenster – nicht der Laptop war neu, er hatte früher Karina gehört, bis die sich ein MacBook Air in Rosa gekauft hatte, aber für sie war er neu. Irmgard lauschte noch einmal ins Haus, dann stellte sie den Laptop auf ihren Schreibtisch und schaltete ihn ein.
    Und tatsächlich, sie hatte E-Mail-Eingänge!
    Aufgeregt klickte sie ihr Postfach an:
    Sie hatten Besuch, Frau Seifferheld, diese Herren haben sich für Sie interessiert:
    Chiffre: 7 E 0 E 4 F 33
    Chiffre: 8 U 0 Z 4211
    Und Sie? Besuchen Sie die Profile dieser interessanten Herren, und lernen Sie sie näher kennen.
    Irmgard holte tief Luft und klickte auf den »Kontakt«-Button. Enttäuscht scrollte sie nach unten. Das war keiner ihrer drei Kandidaten. Das waren völlig andere. Ein Modist, ein Kameramann und ein klassischer Musiker. Was sollte sie denn damit? Lauter Unnützberufe. Warum hatte sich keiner ihrer bevorzugten Kandidaten gemeldet? Sie hatte ihnen doch Textbotschaften geschickt. Warum …
    Es klingelte an der Haustür.
    Wahrscheinlich der Paketbote, der kam immer um diese Zeit. Da sich ihr Zimmer ebenso wie das von Siggi im Erdgeschoss

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