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Nadel, Faden, Hackebeil

Nadel, Faden, Hackebeil

Titel: Nadel, Faden, Hackebeil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tatjana Kruse
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Begeisterung im Kreis rotierenden Rückenfortsatz – mal hierhin, mal dorthin, planschte mit den Pfoten im Bach, setzte einer Eidechse hinterher und blieb dann und wann verzückt stehen und streckte einfach nur die Schnauze in den Wind.
    Die Erleichterung, die Seifferheld früher angesichts hohen Schritttempos empfunden hatte, stellte sich nun beim Beobachten seines dynamischen Hundes ein.
    Eigentlich tat er hier Verbotenes. Nein, es ging nicht darum, dass Hunde in der Schleifbachklinge aus Naturschutzgründen verboten gewesen wären. Das Problem war, dass Onis seit der Rauferei mit dem Dobermann-Rüden offiziell als Gefahrhund galt und nur mit Extremsicherheitsgeschirr – sprich: Maulkorb und Leine – aus dem Haus durfte. Eigentlich. Aber nicht nur Onis war ein Freigeist. Sein Herrchen auch.
    Und so tollten Herr und Hund – Herrchen tollte gemächlich, Hund ausgelassen – die Schleifbachklinge hinauf, als plötzlich …
    … Liebe in der Luft lag.
    Nein, Seifferheld dachte nicht an MaC, die Frau in seinem Leben. Seifferheld dachte an gar nichts. Er atmete nur tief den Duft des Waldes ein.
    Die Liebe tauchte in Höhe des Schleifbachklingenwasserfalls hinter einem Baum in Gestalt einer Berner Sennenhündin auf. Einer stolzen schwarzen Berner Sennenhündin. Die Königin unter den Hunden traf auf den personifizierten Hundefreigeist. Diese Verbindung war im Himmel geschlossen worden.
    »Onis!«, rief Seifferheld.
    »Lady!«, rief eine Frauenstimme.
    Die Hunde scherten sich nicht darum. Sie befanden sich im Griff ihrer Hormone. Zwei Schnauzen schnüffelten an zwei Hintern. Zum Plätschern des Wasserfalls gesellten sich die Sphärenklänge einer jungen Liebe.
    »O hallo, wie ich sehe, scheinen sich unsere Hunde zu mögen.« Die Frauenstimme gehörte zu einem grazilen Wesen in einer altrosa Daunenjacke.
    »Ihre Lady ist aber auch ein ausnehmend hübsches Ding«, erklärte Seifferheld und errötete, wie immer, wenn er privat mit schönen Frauen redete. Im Dienst war ihm das nie passiert.
    Seifferheld hatte mit seiner Einschätzung der Hündin nicht unrecht. Ladys leicht gewelltes Haarkleid war fluffig, der weiße Stirnstreif, der von der Nase bis zur Stirn verlief, schien ebenso wie das weiße Brustkreuz förmlich zu leuchten, und die braunroten Flecken über ihren Augen gaben ihr ein huldvoll-verschmitztes Aussehen. Allerdings war sie für eine Hündin riesig, bestimmt betrug ihre Widerristhöhe siebzig Zentimeter, und im Gegensatz zu ihrem Frauchen war Lady alles andere als grazil.
    Onis schien auf größere, schwerere Frauen jedoch zu stehen. Er schrubbte sich verliebt an ihr.
    Die Daunenjackenfrau runzelte bei diesem Anblick die Stirn, konzentrierte sich dann aber wieder auf den markant aussehenden Mann an ihrer Seite. »Ja, sie ist wirklich hübsch, nicht wahr? Sie hat schon bei drei FCI -Ausstellungen die Auszeichnung ›vorzüglich‹ erhalten. Ich werde mit ihr eine eigene Zucht aufbauen.« Sie sah kokett zu Seifferheld auf. »Ich glaube, ich kenne Sie.«
    »Ach ja?« Seifferheld kramte vergeblich in seinem Gedächtnis. Eine Bilderkennung war allerdings auch deshalb schwer, weil ein Großteil ihres Kopfes unter der Kapuze der Daunenjacke verschwand. Es hatte nämlich angefangen zu regnen.
    »Ja genau, Sie haben doch letztes Jahr das Sicherheitstraining für Kinder auf Fahrrädern durchgeführt! Mein Mirko war auch dabei.« Sie streckte ihm die Rechte entgegen, mit der Linken strich sie sich eine Locke aus dem Gesicht. »Freut mich sehr. Meck. Ursula Meck. Nennen Sie mich Usch.«
    »Seifferheld«, sagte Seifferheld und schüttelte ihre zarte Hand.
    »Wie nett, Sie hier zu treffen«, gurrte Frau Meck. »Ich habe viel an Sie denken müssen. Sie können gut mit Kindern.«
    »Och …«, wehrte Seifferheld bescheiden ab.
    »Doch, doch. Das spürt man als Frau.« Sie seufzte. »Seit meiner Scheidung bin ich viel allein … Sie hätten nicht zufällig einmal Lust auf eine Tasse Kaffee?«
    Was war nur los?
    Hatte das Universum einen Knacks bekommen?
    Nicht einmal als zünftiger junger Polizist in Uniform war er so oft angeflirtet worden wie in letzter Zeit. Erst die Blume der Nacht, jetzt diese Usch.
    Oder irrte er sich? Brach sich da nur ihre Einsamkeit Bahn? Oder wollte die Frau einfach nur höflich mit einem Mithundebesitzer plaudern?
    Nein, wollte sie nicht.
    »Wie wär’s noch diese Woche?«, fragte sie und legte den Kopf schräg. Die Linke, die eben noch eine Haarlocke gebändigt hatte, schob ihm nun eine

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