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Nadel, Faden, Hackebeil

Nadel, Faden, Hackebeil

Titel: Nadel, Faden, Hackebeil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tatjana Kruse
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voilà, der Mörder!
     
    »Mensch, Siggi, hast du einen eingebauten Leichenradar? Warst ja wieder mal der Erste am Fundort.«
    Der Bärenmarkenbär klopfte Seifferheld gratulierend auf die Schulter.
    Siggis Ex-Kollege, der eigentlich Wurster hieß und den er jede Woche beim Stammtisch von Mord zwo im Nebenzimmer des Gasthauses Sonne sah, setzte sich neben ihn auf die Bank vor Kiki Runkels Souvenirladen. Drinnen waltete die Spurensicherung ihres Amtes. Draußen schoben Kollegen von der Streife die Schaulustigen an der Absperrung vorbei.
    »War kein schöner Anblick«, meinte Seifferheld. Er hielt einen Coffee-to-go vom Bäcker nebenan in der Hand. Die Hand zitterte ein wenig.
    Wurster nickte und blickte betroffen drein. Er konnte nichts dafür, dass aufgrund seiner Physiognomie selbst Betroffenheit bei ihm einfach nur bären-knuddelig wirkte. Ob er nun ängstlich, wütend oder mitfühlend schaute, der Gesamteindruck blieb unverändert schnuffig. Bei Verhören musste er deshalb immer den guten Cop spielen. Ein Fluch!
    »Die Tatwaffe konnte noch nicht sichergestellt werden. Vermutlich hat der Täter sie mitgenommen.«
    »Sieht sehr nach Affekt aus«, mischte sich Bauer zwo in die Unterhaltung ein. Bauer zwo, die peinliche Reinkarnation des Camel-Mannes mit Minipli-Dauerwellenfrisur aus den Siebzigern, war die rechte Hand der Chefin, aber auch nur, weil sie ihn immer im Auge behalten wollte. Man durfte diesen Mann nicht unbeobachtet lassen, er bildete eine Gefahr für die Menschheit. Auch jetzt, als er sich neben Seifferheld niederließ, verschätzte er sich im Abstand und prallte heftig gegen Seifferhelds Hand, in der er den Becher mit dem heißen Kaffee hielt. Es musste am Eingreifen des Schutzengels von Onis liegen – ja, auch Hunde haben einen! –, dass der dampfende Kaffee nicht über den zu Seifferhelds Füßen liegenden Hovawart schwappte, sondern in hohem Bogen im Schritt von Bauer zwo landete. Leider würde das keine einschneidenden Folgen für die künftige Zeugung von kleinen Bauer zwos haben, denn Bauer zwo trug wie immer, auch im Hochsommer, eine lila Lederhose und bekam außer einem leichten Erwärmungsgefühl gar nichts mit.
    »Beziehungstat im Affekt, ihr werdet noch an meine Worte denken«, verkündete Bauer zwo. »Ich habe mich schon umgehört. Die Tote bekam hin und wieder Herrenbesuch, allerdings unregelmäßig und meist nur kurz. Ich tippe auf eine Affäre mit einem verheirateten Mann!« Bauer zwo nickte wissend.
    Wurster und Seifferheld tauschten bedeutungsvolle Blicke. Im Grunde war es ordentliche Erstermittlungsarbeit von Bauer zwo. Aber nur im Grunde. Denn in Schwäbisch Hall wusste alle Welt, dass Kiki Runkel die Gespielin des Landtagsabgeordneten Lambert von Bellingen war. Ein stadtbekannter Umstand, der nur deshalb noch nie im
Haller Tagblatt
gestanden hatte, weil das
Haller Tagblatt
sich nicht als Regenbogenpresseblatt verstand. Und natürlich, weil von Bellingen ein Duzfreund des Herausgebers war.
    Klar, dass zumindest alle Anwohner von der Affäre wussten. Lambert von Bellingen war ja niemand, den man übersehen konnte. Einhundertdreißig Kilo Stattlichkeit.
    »Wer wird es ihm sagen?«, fragte Seifferheld.
    »Wem sagen?«, fragte Wurster.
    »Na, ihrem Galan«, sagte Seifferheld.
    Wurster sah Seifferheld mit großen Augen an. »Mensch, Siggi, du weißt es noch nicht?«
    »Was denn?« Seifferheld hasste es, wenn er etwas nicht wusste.
    »Der ist tot!«
    »Wer ist tot?«, mischte sich Bauer zwo ein.
    »Lambert von Bellingen. Hör mal, den haben sie quasi bei dir um die Ecke kaltgemacht. Samstagnacht, gegen Mitternacht. Du hast wirklich nichts mitbekommen?«
    Das war eine dieser Fragen, auf die es keine gute Antwort gab. Seifferheld hätte sagen können, er habe aushäusig bei seiner Freundin genächtigt, aber einen Stammtischkumpel log man nicht ohne Not an. Es war einfach so, dass er schlicht und ergreifend tief und fest geschlafen und offenbar das Blaulicht und den Auflauf der Ermittler verschnarcht hatte.
    »Ja, der von Bellingen ist tot«, bekräftigte Wurster. »Den hat man abgestochen wie ein Schwein.«
    »Wer ist von Bellingen?«, fragte Bauer zwo aus dem Land der Ahnungslosen.
    »Der Galan der Toten«, erläuterte Wurster.
    »Es stand gar nichts in der Zeitung!«, beschwerte sich Seifferheld, während Bauer zwo auf seinem iPhone das Wort »Galan« googelte.
    »Nein, die haben irgend so einem Neuling in der Redaktion den Wochenenddienst aufs Auge gedrückt, und der hat

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