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Nadel, Faden, Hackebeil

Nadel, Faden, Hackebeil

Titel: Nadel, Faden, Hackebeil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tatjana Kruse
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Abrupte Themenwechsel waren seine besondere Begabung, gern auch mitten im Satz. »Ein Landtagsabgeordneter ist tot. Und seine Gespielin ebenfalls. Stand heute sogar in der Stuttgarter BILD , habt ihr das gesehen?«
    Wurster, der Bärenmarkenbär, nickte mit dem Kopf. Wenn er jetzt etwas sagte, würde er Kuttelkrümel spucken, aber die Kutteln waren so lecker, da war es um jeden noch so kleinen Krümel schade. Also hielt er die Klappe. Van der Weyden hatte auf Durchzug geschaltet, das tat er immer, wenn Bauer zwo den Mund aufmachte. Er plante den nächsten Urlaub mit seinem Süßen auf Texel.
    Nur Seifferheld spitzte die Ohren, obwohl er sich fest vorgenommen hatte, die Sache auf sich beruhen zu lassen. Diesen Entschluss hatte er am Mittag vor dem Eingang zum Diakoniekrankenhaus gefasst. Es galt, einem fast toten Franzosen zu Ehren ein Wettkochen zu gewinnen. Seine Aufgabe bestand jetzt zuvorderst darin, ein geniales Salatrezept aufzutun. Er hatte den ganzen Nachmittag in der Stadtbücherei Rezepte recherchiert. Die Morde sollten andere lösen. Außerdem befand er sich im Vorruhestand.
    Aber sein Entschluss geriet in diesem Moment doch leicht ins Wanken. Er hätte gar nicht zum Stammtisch gehen dürfen. Hier kam er doch jedes Mal wieder in Versuchung, sich in einen Fall zu verbeißen, der ihn im Grunde gar nicht betraf. Einmal Wadenbeißer, immer Wadenbeißer. Er versuchte, sich mit einem stummen Mantra in der Spur zu halten: Salat, Salat, Salat!
    »Ich habe von einem der LKA ler läuten hören, dass dieser Lambert von Bellingen Drohbriefe bekommen hat.« Bauer zwo besaß zugegebenermaßen die unheimliche Gabe, Informationshappen aufzuschnappen. Nur leider zog er immer die falschen Schlussfolgerungen. »Bestimmt geht das LKA von einem politisch motivierten Mord aus, hab’ ich recht oder hab’ ich recht?«
    Seifferheld kaute langsamer, damit er besser hören konnte. Sein Salat-Mantra war verstummt.
    Die anderen sagten dazu nichts.
    Bauer zwo redete ununterbrochen weiter. »Ich kenne übrigens den Mann von der besten Freundin von der Frau des Toten. Wir liegen öfter mal zusammen in der Salzgrotte.«
    Die Salzgrotte, das muss Ortsfremden erklärt werden, war ein Liegebereich im Haller Solbad, in dem bei 45  Prozent Luftfeuchtigkeit und 24  Grad Celsius zum Geräusch eines plätschernden Brunnens Salzluft eingeatmet werden konnte. Salz vom Toten Meer und vom Himalaya. Das war angeblich unter anderem heilsam bei Hauterkrankungen. Bauer zwo war, ebenso wie Rudolf von Sölln, eine wandelnde Aknenarbe. Und wie Rudolf von Sölln glaubte er fest daran, dass die Salzluft ihm eines Tages eine zarte Haut bescheren würde – auch wenn man davon jetzt noch nichts sah. Er würde ja gern noch viel öfter in die Salzgrotte gehen, aber das bekam seiner Dauerwelle nicht.
    Seifferheld ließ den Löffel sinken. Und tat etwas, was man eigentlich nicht tun durfte. Er stellte Bauer zwo eine Frage. »Hat der Mann mal irgendwas über die von Bellingens erzählt?«
    Wurster, Dombrowski und Van der Weyden warfen ihm vorwurfsvolle Blicke zu. Nur ja nicht Bauer zwo ermutigen, lautete die Devise. Wenn der erst mal in Fahrt gerät, schwätzt er den ganzen Abend ununterbrochen. Aber Seifferheld musste es einfach wissen.
    Bauer zwo schürzte die Lippen unter dem spärlichen Haarbewuchs, den er für einen Schnauzer à la Tom Selleck in
Magnum
hielt. »Nö, nicht dass ich mich erinnere. Aber der ist unglaublich cool drauf. Spielt Briefschach mit einem russischen Großmeister. Ist das geil oder was? Es gibt noch Leute, die sich Briefe schreiben!«
    Seifferheld stierte in seinen Kuttelbottich. Selbst schuld, dachte er.
    Onis kam unter dem Tisch hervor und setzte sich buddhagleich neben die Tür zum Ausgang. Das tat er immer, wenn ihm langweilig oder zu heiß oder beides war. Wobei ihm in diesem Fall wohl eher die nasale Stimme von Bauer zwo unerträglich aufs Hundetrommelfell schlug. Aus halb geschlossenen Augen sandte Onis Seifferheld telepathisch die Botschaft zu: Lass uns gehen, Alter.
    »Obwohl«, sinnierte Bauer zwo, »wenn ich jetzt so darüber nachdenke, hat Rudolf mal von dem Bruder erzählt. Der Lambert hatte nämlich einen Bruder. Wie hieß der doch gleich? Valentin? Vladimir? Vitali? Victor? Irgendwas mit V!«
    »Konstantin«, sagte Wurster kuttelkrümelnd, weil er diese Dummheit nicht länger aushielt.
    »Genau! Konstantin. Der macht in Holz. Also Forst. Irgendwas mit Bäumen. Soll aber kurz vor der Pleite stehen«, erzählte Bauer zwo

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