Naechte Der Liebe - Tage Der Hoffnung
obwohl es offensichtlich war, dass Gabriel diese Eigenschaften bei seiner Frau brauchte. Sie würde sich nicht gerade eine Landpomeranze nennen, doch sie bewegte sich hier in völlig anderen Kreisen, als sie das gewohnt war.
„Alles in Ordnung?“ Sylvie gesellte sich zu der Gruppe.
„Es ist eine wundervolle Party“, sagte eine der älteren Frauen begeistert. „Die perfekte Mischung an Gästen.“
„Ich wollte im intimen Kreis feiern, mich auf enge Freunde beschränken.“
Jessica war bewusst, dass Sylvie nicht übertrieb. Sie stammte aus einer angesehenen, reichen Familie, sie war unter diesen Leuten aufgewachsen. Sie, Jessica, war die Außenseiterin.
„Ich glaube, das Essen wird gleich serviert“, kündigte Sylvie an. „Warum gehen wir nicht ins Esszimmer hinüber? Ich habe Tischkarten aufgestellt – dachte mir, es würde Spaß machen, uns ein wenig zu mischen.“
Jessica konnte sich sehr gut denken, wo Sylvie sitzen würde und neben wem. Sie lag fast richtig. Sylvie hatte sich zwar nicht an der Stirnseite des Tisches platziert, sondern in der Mitte, aber Gabriel rechts neben sich und einen anderen Mann links.
Sylvie saß dem Geburtstagskind gegenüber, zwischen einer Frau, die für ihre Gesellschaftspartys bekannt war, und einem modisch gekleideten Mann, den sie für Sylvies offiziellen Begleiter hielt.
Gabriel erhob sich, sein Weinglas in der Hand. Alle verstummten. „Da Sylvies Eltern verreist sind, hat sie mich gebeten, den Toast auszubringen.“ Er sah auf sie hinunter. „Ich glaube, Sie alle werden zustimmen, wenn ich sage, dass Sylvie schon in sehr jungen Jahren eine erstaunliche berufliche Karriere gemacht hat.“
Jessica sagte sich, dass Gabriels kleine Rede keine indirekte Kritik an ihr war.
„Sie hat allen Grund, glücklich darüber zu sein, wo sie heute steht, und allen Grund, diesen Geburtstag mit Stolz zu feiern. Ich lade Sie alle ein, ihr gemeinsam mit mir zu allem, was sie bisher erreicht hat und weiterhin erreichen wird, zu gratulieren. Alles Gute, Sylvie.“
Hochrufe erklangen rund um den Tisch, und eine strahlende Sylvie legte Gabriel eine Hand auf den Arm, als er sich wieder setzte. Jessica zwang sich, nicht hinzusehen. Sie weigerte sich, Sylvie die Genugtuung zu geben, wie eine bedauernswerte, eifersüchtige Ehefrau zu erscheinen. In diesem Moment fing sie den Blick des Mannes an ihrer Seite auf.
Er lächelte. „Ich bin Jason.“
„Jessica.“ Sie versuchte sich zu entspannen. „Und, was machen Sie so, Jason?“
„Ich bin Anwalt, fürchte ich. Oh Verzeihung.“ Er wandte sich ab, um eine Frage der Frau an seiner anderen Seite zu beantworten.
„Jessica, meine Liebe, ich habe schon darauf gewartet, mit Ihnen zu reden.“
Überrascht wandte Jessica sich nach links. „Mrs. Kilpatrick?“ Worüber könnten sie sich wohl unterhalten?
„Warum haben Sie mir nicht gesagt, dass Sie eine solche Künstlerin sind?“
Das überraschte Jessica noch mehr. „Woher wissen Sie das?“
„Ob Sie es glauben oder nicht, ich bin seit Jahren mit Richard Dusevic befreundet. Letzte Woche waren wir beide wegen einer wichtigen Ausstellung in Australien. Er konnte es kaum abwarten wieder abzureisen, weil seine Assistentin angerufen und ihm mitgeteilt hatte, dass die Sendung von J. B. Randall angekommen sei.“ Mrs. Kilpatrick strahlte. „Nach alledem musste ich mir die Bilder selbst ansehen, also schaute ich in seiner Galerie vorbei, ehe ich gestern Abend hierher zurückflog.“
Sylvies Lachen ließ Jessica hochsehen, und sie stellte fest, dass Gabriel die Blondine auf eine Art und Weise anlächelte, wie er das bei seiner Frau nie tat. Sie zwang sich, ihre Aufmerksamkeit wieder Mrs. Kilpatrick zu widmen.
„Ich war völlig sprachlos, als ich erfuhr, dass J. B. Randall niemand anderes als unsere liebe Jessie ist!“
„Richard gefallen also meine Arbeiten?“ Sie war drauf und dran, ihr Glas zu zerquetschen, als Sylvie erneut lachte.
„Er hat mir versprechen müssen, dass ich Ihnen die gute Nachricht überbringe, da ich Sie ja nun schon seit Ihrer Kindheit kenne. Er möchte eine Einzelausstellung mit Ihnen machen!“
Jessica war wie benommen – von einer Einzelausstellung für einen unbekannten Künstler hatte man praktisch noch nie gehört. Aber selbst ihre Riesenaufregung über diese unglaubliche Chance konnte ihre Wut darüber nicht verdrängen, dass Sylvie weiterhin schamlos mit Gabriel flirtete. Er schien sie nicht zu ermutigen, aber er tat auch nichts, um sie zu
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