Nächte des Schreckens
und versucht, auf dem Absatz kehrtzumachen. Doch Gérard ist schneller. Er springt auf und packt sie beim Arm.
Während sie sich losmacht, sagt sie: »Was wollen Sie von mir? Lassen Sie mich in Frieden!«
Unbeeindruckt erwidert Gérard: »Ich will mit Ihnen reden. Sie haben sich ganz schön lustig über mich gemacht!«
»Ich brauche mich vor Ihnen nicht zu rechtfertigen. Lassen Sie mich in Ruhe!«
Mit einer etwas theatralischen Geste zieht der junge Mann die Zeitungsausgabe vom 2. Mai 1974 aus der Tasche. »Und was ist hiermit? Müssen Sie sich deswegen etwa auch nicht rechtfertigen?«
Wenn sie nicht bereits ganz weiß im Gesicht gewesen wäre, so wäre Monique Dupré oder diejenige, die sich für sie ausgibt, jetzt erblaßt.
Sie schweigt einen Moment lang und fragt dann mit furchtsamer Stimme: »Sind Sie von der Polizei?«
»Nein.«
Sofort findet sie ihre Selbstsicherheit wieder.
»Dann verschwinden Sie jetzt. Ich habe Ihnen nichts zu sagen!«
Dennoch hat Gérard Davout ein paar Tage später die Wahrheit erfahren, und abermals durch die Zeitung. Der Zufall wollte es nämlich, daß das junge Mädchen noch am selben Abend verhaftet wurde, und das kam so: Seit einiger Zeit wurde in der Gegend mit Drogen gehandelt, und an jenem Samstag führte die Polizei im Festsaal eine Razzia durch. Alle Anwesenden wurden auf die Wache mitgenommen, auch die angebliche Monique.
Am nächsten Tag wurde sie als einzige nicht wieder freigelassen. Wenn man einen Revolver in der Handtasche trägt, wenn man keinerlei Erklärung dafür liefern will und wenn man sich außerdem auch noch weigert, seine Identität anzugeben, muß man sich natürlich auf einige Schwierigkeiten gefaßt machen.
Was das junge Mädchen Gérard Davout gegenüber nicht zu sagen bereit war, konnte sie vor den Polizeibeamten schließlich nicht länger verschweigen. Diesen war nämlich ihre ungewöhnliche Ähnlichkeit mit Monique Dupré aufgefallen. So brachte man sie mit dem Fall in Verbindung, der jetzt zwei Jahre zurücklag und nie aufgeklärt werden konnte. Man bedrängte sie mit Fragen, und am Ende brach das junge Mädchen zusammen.
»Sie war meine Schwester...«
»Und wie heißen Sie?«
»Anne-Marie Dupré. Monique war meine Zwillingsschwester.«
»Ist das ihr Kleid, das Sie da tragen?«
»Ja.«
»Und dieses Tuch und diese weiße Schminke? Wozu dieses Theater?«
Schluchzend erwiderte Anne-Marie Dupré: »Ich wollte den Mörder meiner Schwester finden, nachdem Sie dazu nicht fähig gewesen waren. Mir war eine Idee gekommen. Ich vermutete, daß der Mörder öfter solche Bälle besucht und daß man ihn dort wieder antreffen würde. Ich hoffte, er würde sich vielleicht verraten, wenn er sich plötzlich dem >Geist< seines Opfers gegenübersah. Ein junger Bursche sagte zu mir, er glaube, mich schon einmal gesehen zu haben, und zunächst hielt ich ihn für den Mörder. Aber er war es nicht. Das war nur so eine Masche von ihm, um Mädchen aufzureißen.«
»Und wenn der Täter sich wirklich verraten hätte, was hätten Sie dann getan?«
»Ich hätte ihn mit meinem Revolver erschossen.«
Dies war die Erklärung für das seltsame Abenteuer, das Gérard Davout erlebt hatte.
Anne-Marie Dupré wurde deswegen nicht weiter belangt. Man erteilte ihr eine schwere Verwarnung und beschlagnahmte ihre Waffe, und dann ließen die Beamten sie frei. Doch nachdem die Presse darüber berichtet hatte, erregte ihre Geschichte in der Gegend großes Aufsehen.
Für Gérard Davout gab es allerdings noch einen letzten Punkt aufzuklären: Was war mit den geheimnisvollen Fußspuren in der Nähe von Moniques Grab?
Er kam von ganz allein darauf, denn die Antwort war ganz simpel. Anne-Marie ging häufig zum Grab ihrer Schwester und legte einen Strauß Blumen nieder. Die Fußspuren hatte sie selbst verursacht, als sie das letztemal Blumen gebracht hatte.
Gérard Davout besuchte auch künftig den Ball am Samstag abend, aber natürlich ist er Anne-Marie nie mehr begegnet. Und wenn er ein junges Mädchen ohne Begleitung traf, fragte er sie lediglich, ob sie mit ihm tanzen wolle.
N IE WIEDER A UTO FAHREN!
15. August 1967. Das Ehepaar Caloun kehrt von einem zehntägigen Ferienaufenthalt in Florida nach Philadelphia zurück. Der einundzwanzigjährige Buster Caloun und seine zwei Jahre jüngere Ehefrau Olivia verkörpern genau das, was man sich unter einem sorglosen, jungen amerikanischen Pärchen vorstellt. Sie haben im Vorjahr geheiratet, und Olivia ist im dritten Monat
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