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Naechte mit Bosch - 18 unwahrscheinlich wahre Geschichten

Naechte mit Bosch - 18 unwahrscheinlich wahre Geschichten

Titel: Naechte mit Bosch - 18 unwahrscheinlich wahre Geschichten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Axel Hacke
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klappern über das Parkett der Schaufensterböden, und das Publikum strömt draußen vorbei, hastig, unbeteiligt, mit wehem Herzen wegen der schwachsüchtigen Kaufkraft in ihren Hosen und dem geringen Mut in ihren Herzen und dem herben Schicksal auf der Straße, die an den schmalen, säurehaltigen Kanälen vorbeiführt. Große und kleine Wasserwege kreuzen sich, verdünnen sich, setzen sich fort in Abflussrinnen und Gullys, und unterirdisch brodelt es weiter, tauscht das urbane Gedärm seinen Atem mit dem Brodem der Großstadt, chemischeGedanken blubbern, Affenschweiß und Rentnerfett schwimmen auf der dunklen Brühe, die, mit der Kraft und dem Schmutz der Bewohner gesättigt, ihren Weg nimmt durch das bedrohliche Labyrinth unter der Stadt, vorbei an Ratten und Leichenresten, Müll und toter Gesinnung. Aus dem Verstorbenen wächst Neues, aber es ist ein langer Prozess, eine kaugummilange, übelriechende Pein, ein Schmerz von der Größe und der Lautstärke eines verängstigten Hundes, der aus Furchtsamkeit beißt und in die Wolken pisst, wenn keiner zuschaut oder es zu verhindern vermag. Die Kräfte der dünn aufgetragenen Nachdenklichkeit wohnen in Autowracks am Rande der Wüste. Auch Schaufensterpuppenwracks wohnen dort und Radio- und Fernsehwracks mit abgewrackten Nachrichten, alten, vergammelten Zeitungen, die zu abgewrackten Kriegen aufhetzen, die dann von einbeinigen Wracks geschlagen und gewonnen oder verloren werden. Kein Arsch will seinen Kopf hinhalten für das Geschäft der Kapitalistenklasse. Jeder Arbeiter ist blöd, der nicht alles tut, um dem Wehrdienst zu entgehen. Und wenn er wenigstens einen Pfarrer erschießt und eine Kirche sprengt. Die goldenen Erbsen kollern immer noch, Stahlbomben platzen am Himmel. Ein Feuerwerk der buntesten Farben und Sexsymbole öffnet die Herzen. Auch die Hungrigen haben ein Stück Kuchen geschenkt bekommen. Auch sie fühlen eine Zufriedenheit ihre Brust beklemmen. Ihre Stimmen werden gebraucht. Auch das bescheidenste Scherfleinschlägt einen Nagel in die Brust des Bösen, und seine Diamantenkrone verliert an Glanz. Zwischen den Stiefeln der Macht haben wir unser geheimes Informationsbüro eingerichtet, das seine Sensoren auf den Augenlidern installiert hat und das den Himmel gleichermaßen durchforscht wie die innerpsychischen Regionen der arbeitenden Klasse. Da muss doch ein Hebel oder ein Schlangenbiss zu finden sein, der bewirkt, dass die Leute arbeiten. So was tut doch keiner freiwillig. Aus irgendeinem Loch des Kosmos muss doch die Macht kommen, die so viele Individuen unterdrücken und ausbeuten kann. Mit Wimpeln allein und Blut in den Zeitungen lässt sich das nicht erreichen. Die Propaganda muss tief in die Zähne gehen, muss das Kopffleisch unterwandern und durchdringen und den Blick der selbstgerechten Justiz in ihrem senfgelben Kleid zu Ehren des 100 000. polnischen Würstchens im zarten Darm feiern. Überhaupt die Feiern. Das tausendste Schiff wurde versenkt, die hundertste Zigarette geraucht, und im Windkanal der alten Goten verschluckten sich die Weltreligionen mit Zähnen und Klauen. Steinchen und Bausteinchen funken sich Sympathien zu. Die Anziehung geht in die Beine. Zentimeter um Zentimeter schiebt Gregor Samsa sich vor, rudert mit den steifen Armen seiner langen Verzweiflung über das Meer der Rückschläge in Rückenlage. Kein saftiges Gras vermag an dieser Politik etwas zu ändern. Kein Geheimnis um die Schuld von Unfällen bei glitschigem Blaulicht. Seine Zunge hängt im Windkanalund ringelt sich, denn die Post vom September aus der Hauptstadt der Tiger ist noch nicht angekommen. Kein weißes Gewand vermag die Schuld zu verbergen, die Bruder Geronimo auf die Flasche zog. Also gehören die Schlösser, die Villen und Paläste uns. Aber wer sind die ›uns‹? Wer regiert den Mond mit solcher Entschiedenheit, dass er seine Entschlüsse auch durchzusetzen vermag? Daran mag es bei ihm hapern mit seinen 92 Jahren. Die Gesundheit im Kreuz wie das Spielzeug die Batterie. Werbeengel auf wattegeschüttelten Schlitten. Alles war herrliche Literatur, bis der Überfall geschah. Als die Masthähnchen ins Kaufhaus stürmten und an die Decke ballerten, da hielt ich alles für witzig. Aber dann kam alles anders: Die Decke des Tanzstundensaales brach ein, die Hühner waren los und die Weihnachtsgans wurde vergessen. So verging ein einziger Tag, dem noch tausend andere über die Schulter blickten. 24.18«
    Gehrets Geschichte führt hinein in das unstete Leben der

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