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Naechte mit Bosch - 18 unwahrscheinlich wahre Geschichten

Naechte mit Bosch - 18 unwahrscheinlich wahre Geschichten

Titel: Naechte mit Bosch - 18 unwahrscheinlich wahre Geschichten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Axel Hacke
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Lokalrunden zu finanzieren. Die Stimme hinter dem Tresen beendete die Debatte mit der Feststellung: »Ick trinke nur Flaschenbier.« Außerdem hatten wir ja die Geschichte mit dem Käse nochnicht gehört. Das war so: »Eines Tages fehlte imma Käse im Kühlschrank. ›Da fehlt doch Käse‹, hat Wolfgang imma jesacht, ›da fehlt Käse.‹ Ewich jammata: ›Der Käse is wech.‹ Det war aba ooch extrem. Na, ick wusste ja, wer det war, ick hab se ja imma kauen sehn. Aba ick habe nüscht jesacht, sollta ma selbs druff komm’. Wat hatta jemacht? Eines Tages hatta ne Mausefalle in’ Kühlschrank jestellt. So issa.« Wolfgang kann aber auch anders sein. »Neulich hatt’ ick so ein Hunga, da ha’ ick mir zwee Eia aus’n Kühlschrank jenomm. Abends ha’ ick denn Wolfgang jefracht: ›Soll ick dir die nu bezahlen, oda soll ick zwee neue mitbringen?‹ ›Ach, lass ma‹, hatta da jesacht, ›die zwee Eia, is doch ejal‹ So issa denn ooch wieda.«
    Ach, Wolfgang. Gibst Gesetze und lässt doch auch Gnade walten! Bist so hart und kannst doch auch so weich sein! Leise trällernd rief uns der Spielautomat aus der Ecke. An der Wand hingen Pappteller, auf denen »Pizza-Toast« angepriesen wurde. Das Telefon klingelte, und wir bekamen eine leise Ahnung vom Leben der Dame in Schwarz außerhalb der Räume, in denen Wolfgang herrschte, denn ihr letzter Satz lautete: »Und um zehn nach zwei setzte denn det Wassa uff, ja?« Mein Nachbar nahm noch einen Korn, und während der Computer an der Bommerlunder-Flasche saugte, sagte unsere Bedienung: »Heute is det Ding jut einjestellt. Ham sich wohl mal wieda Jäste bei ihm beschwert.«
    Dann begann der Herr neben mir eine lange Geschichteaus seiner Jugend zu erzählen, der es mit zunehmender Zeit immer deutlicher an einer Pointe fehlte, weshalb er einfach abbrach und stattdessen ein wenig auf die heutige Jugend schimpfte, die nur von »Null Bock« rede. Er selbst sei nun vierzig Jahre alt, aber mit ihm könne man noch Pferde stehlen. Madame schaute zum Fenster und sagte: »Na jut, aba wo jibbt et hier noch Pferde?«
    Wir gingen. Zwei kleine Bier, aber ich fühlte mich total besoffen.

DIE KLEINEN LASTER DES MF. 369
    D IE GEHEIMEN L EIDENSCHAFTEN des Doktor Vau wurden mir bei einem Gespräch mit seiner Freundin bekannt. Doktor Vau hatte ich als Computerspezialisten kennengelernt. Wenn wir uns trafen, erörterten wir auf langen Waldspaziergängen die Zukunft von Hard- und Software, diskutierten die Lage in bestimmten Marktsegmenten der Rechnerbranche und besprachen, wie die Firma, bei der Vau in nicht unbedeutender Position beschäftigt ist, auf dem Fernmeldesektor besser ins Geschäft kommen könnte. Das heißt, im Grunde genommen erörterte, diskutierte und besprach lediglich Doktor Vau. Ich selbst verstehe nichts von Computern. Ich gehe bloß gern spazieren.
    Eines Tages aber saßen wir in seiner Berliner Wohnung und tranken Kaffee. Als Doktor Vau gerade einige Thesen zur Informatikerausbildung in Singapur erläutern wollte, riss seine Freundin das Gespräch plötzlich entschlossen an sich, indem sie laut über die Enge der gemeinsamen Wohnung zu klagen anhob, auf einen Wäschestapel in der Ecke wies und sagte, nicht einmal die Klamotten bringe sie noch in den Schränken unter. Alles sei voll mit dieser Sammlung, diesen Autos.
    Diese Sammlung? Diese Autos?
    Die Gastgeberin öffnete die Schublade eines Vertikos. Diese war randvoll mit kleinen, in rechteckige, durchsichtige Zelluloidschachteln verpackten Autos. Sie öffnete die Türen des Schränkchens. Dort standen Lastwagen in Schachteln übereinander, Möbelautos, Bananentransporter, Bierlaster, jeder etwa so lang wie mein Zeigefinger. Sie öffnete Türen und Schubladen eines Schreibtisches an der Wand. Ein kleiner gelber Wagen fiel heraus, der sich aus einem Stapel Hunderter anderer gelber Postfahrzeuge gelöst hatte. Sie öffnete die Schlafzimmertür, und ich sah, dass Vitrinen mit kleinen Löschfahrzeugen an der Wand befestigt waren, lange Löschzüge, die Feuerwehren mehrerer Großstädte. Darunter stand ein etwa schulterhoher Schrank. Vaus Freundin öffnete ihn nicht mehr, sondern sagte nur: »Da auch!« Dann zog sie mit einem Ruck die Schublade des Nachtschranks auf. Einige Cabriolets von halber Daumenlänge rollten durcheinander, hektisch wie aufgeschreckte Kakerlaken. Hinter mir rief schrill, wie ich ihn nie zuvor gehört hatte, der Doktor Vau: »Vorsicht!« Fast warf er sich vor den Wagenpark: Die Karossen könnten doch

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