Naechtliche Versuchung - Roman
als er sich den Geschmack ihres Mundes vorstellte, ihren Atem auf seinem Gesicht, ihre Zunge, die mit seiner spielte …
Heiliger Olymp, und er hatte gedacht, er wäre von den Römern gemartert worden! Der grausamste Folterknecht war ein Amateur, verglichen mit den körperlichen und seelischen Qualen, die ihm die Nähe dieser Frau bereitete.
Und was ihn zusätzlich zu ihrer hinreißenden äußeren Erscheinung faszinierte, war die Tatsache, dass sie im Verlauf dieses ganzen Desasters ein erstaunlich guter Kumpel gewesen war. Die meisten Frauen hätten hysterisch geschrien oder geschluchzt.
Womöglich beides.
Aber sie bewies einen unerschütterlichen Mut und innere Kräfte, die er schon lange nicht mehr beobachtet hatte. Er mochte sie. Das verblüffte ihn am allermeisten.
Als er ihren Blick erwiderte, zuckte sie zusammen. Seine tiefschwarzen Augen, die in ihre drangen, nahmen ihr den Atem. Nun saß er auf der Bahre, ein Bein angezogen, das andere hing herab. Die engen Jeans umspannten seine starken Schenkel. Und diese muskulösen Arme …
Er war die personifizierte männliche Schönheit. Während er sich auf die Ellbogen gestützt zurücklehnte, vibrierten seine Bizepse. So gern würde sie ihn berühren. Zweifellos würde er sich steinhart und seidig glatt unter ihren Fingern anfühlen. Er hatte unglaublich breite Schultern, mit Muskeln, die Kraft, Schnelligkeit und Geschmeidigkeit versprachen. Und der flache Bauch war wie geschaffen für heiße Küsse...
Gegen ihren Willen folgte ihr Blick einer dünnen Linie aus kaffeebraunen Härchen, die am Nabel begann und im Hosenbund verschwand. Eine deutlich sichtbare Wölbung unter den Jeans verriet ihr, dass er außergewöhnlich gut ausgestattet war - und an ihr nicht uninteressiert.
Bei diesem Gedanken wurde ihr heiß und kalt.
Seine goldbraune Haut verwirrte sie. Wieso konnte der Körper eines Vampirs diese verlockende Farbe annehmen, als wäre er ständig von der Sonne beschienen?
Die zahlreichen Narben erregten ihre Neugier. Er sah aus, als hätte ihn ein riesiger Tiger überfallen, oder als wäre er mit einer Peitsche geschlagen worden.
Jetzt kam Tate zu ihm, und der dunkle Jäger streckte sich auf der Bahre aus. Da sah Amanda ein kleines Symbol an seiner Schulter, das zwei Bögen mit Pfeilen darstellte - ein Brandmal. Wie mochte es entstanden sein? Bestürzt überlegte sie, welche Schmerzen er erlitten haben musste. Freiwillig? Oder war er dazu gezwungen worden?
»Wenn ich Ihre Narben anschaue, denke ich mir, dass Ihre Vampir-Freunde nicht allzu viel von Ihnen halten«, bemerkte sie.
»Ach, Sie denken?«
»Ist er immer so sarkastisch?«, wandte sie sich an Tate.
»Eigentlich ist er sehr nett zu Ihnen.« Tate reinigte die Wunde, die beängstigend aussah, mit Alkohol und bereitete eine Lokalanästhesie vor.
Bevor er die Injektionsnadel zücken konnte, hielt Kyrian seine Hand fest. »Bemüh dich nicht.«
»Warum nicht?« Tate runzelte die Stirn.
»Weil ich immun dagegen bin.«
Amanda schnappte nach Luft.
Wortlos griff Tate nach Nadel und Faden, um die Wunde zu nähen.
»Das dürfen Sie nicht tun«, mahnte sie, »er wird es spüren.«
»Trotzdem muss die Wunde geschlossen werden. Jesus, man sieht doch den Knochen!«
»Nur zu«, ermunterte der dunkle Jäger seinen Freund mit einer Gelassenheit, die sie nicht fassen konnte.
Gepeinigt schluckte sie, als Tate in den Rand der Wunde stach.
Der dunkle Jäger gab keinen Laut von sich.
Während Amanda beobachtete, wie Tate sein Werk vollbrachte, krampfte sich ihr Herz zusammen. Welche Höllenqualen musste der Patient ausstehen. »Tut das nicht weh?«
»Nein«, stieß der dunkle Jäger zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor.
Aber er ballte die Hände, an seinem Hals traten die Adern hervor, und daher wusste sie, dass er log.
»Da …« Sie ergriff seine Hand. »Halten Sie sich fest.«
Als er ihre zarten Finger spürte, zuckte er verwirrt zusammen. Wann war er das letzte Mal auf so sanfte Weise berührt worden? Daran erinnerte er sich nicht. Er führte schon so lange das Schattenleben eines dunklen Jägers, deshalb hatte er vergessen, was schlichte Freundlichkeit bedeutete.
Tate begegnete ihm aus Dankbarkeit und aus einem gewissen Pflichtgefühl heraus so freundlich.
Aber sie …
Für sie gab es keinen Grund, seine Hand zu halten. Bisher hatte er kaum ein höfliches Wort zu ihr gesagt. Trotzdem wollte sie ihm beistehen, so wie es schon lange niemand mehr getan hatte. Damit weckte sie eigenartige
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