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Naechtliche Versuchung - Roman

Titel: Naechtliche Versuchung - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sherrilyn Kenyon Eva Malsch
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er sich entsann, hatte Julian niemals spontan gehandelt. Der Mann war stets ruhig und gefasst geblieben, ganz egal, welche Gefahren ihm gedroht hatten.

    Das hatte Kyrian immer am besten an ihm gefallen.
    »Ja, und ich habe dafür bezahlt.« Julian verschränkte die Arme vor der Brust. »Um sich zu rächen, verbannte Priapus mich in eine Schriftrolle. Zweitausend Jahre lang führte ich das sporadische Leben eines Sexsklaven, bis meine Frau mich befreite.«
    Ungläubig schnappte Kyrian nach Luft. Von solchen grausamen Flüchen hatte er gehört. Welche grässlichen Qualen musste sein stolzer Freund erlitten haben. Niemals hatte Julian irgendjemandem erlaubt, sein Schicksal zu bestimmen. Nicht einmal den Göttern. »Und du nanntest mich verrückt. Wenigstens brachte ich nur die Römer gegen mich auf. Während du dich mit dem Pantheon angelegt hast.«
    Julian reichte ihm eine Tube mit einer Brandsalbe.
    »Nachdem ich … verschwunden war«, begann er tonlos, »fragte ich mich …«
    Als Kyrian den Kopf hob, las er die Verzweiflung in Julians Augen. Da wusste er, dass es für seinen Freund zu schmerzlich wäre, die Tragödie auch nur zu erwähnen.
    Sogar jetzt, nach so langer Zeit, empfand er immer noch seine eigene tiefe Trauer über den Tod von Julians Kindern. Mit blondem Haar und rosigen Wangen waren der Junge und das Mädchen so unbeschreiblich schön gewesen. Ihr Anblick hatte Kyrians Herz mit glühendem Neid erfüllt. Allmächtige Götter, wie oft hatte er von Kindern und einer Familie geträumt … Jedes Mal, wenn er Julian in dessen Villa besucht hatte, war die Sehnsucht nach einem solchen Glück gewachsen. Nichts anderes hatte er sich stets gewünscht, einen friedlichen Herd, geliebte Kinder, eine Frau, die seine Gefühle erwidern würde. Aber dies war ihm nicht vergönnt worden.

    Und jetzt, da er das Leben eines dunklen Jägers führte, musste er solche Hoffnungen endgültig begraben.
    Kyrian konnte sich kaum vorstellen, was sein Freund empfinden mochte, wenn er an die ermordeten Kinder dachte. Sicher gab es keinen Mann, der seine Kinder inniger geliebt hatte als Julian.
    Einmal hatte der fünfjährige Atolycus das Pferdehaar in Julians Helm durch Federn ersetzt - ein Geschenk, das seinen Vater auf dem Schlachtfeld schützen sollte.
    Julian war einer der besten Kommandanten des mazedonischen Heeres gewesen, von allen Feinden gefürchtet, von den Soldaten verehrt. Statt die Gefühle seines Sohnes zu verletzen, hatte er das Geschenk voller Stolz vor seinen Männern zur Schau getragen.
    Niemand hatte zu lachen gewagt. Nicht einmal Kyrian.
    Nun wich er Julians Blick aus und räusperte sich. »Ich begrub Callista und Atolycus im Obstgarten am Meer, wo sie so gern gespielt hatten. Um Penelope kümmerte sich ihre Familie. Und Iasons Leiche schickte ich zu seinem Vater.«
    »Danke.«
    »Keine Ursache. Das Mindeste, was ich tun konnte. Für mich warst du immer wie ein Bruder.«
    Julian lachte halbherzig. »Vermutlich hast du dich deshalb so bemüht, mich zu ärgern oder zu hänseln.«
    »Dafür musste doch irgendjemand sorgen. Schon mit dreiundzwanzig warst du viel zu ernsthaft.«
    »Im Gegensatz zu dir.«
    Nur vage erinnerte sich Kyrian an den Mann, der er gewesen war - den Julian vor all den Jahrhunderten gekannt hatte. Damals war ich unbeschwert und kampflustig, heißblütig
und eigensinnig. Ein Wunder, dass Julian mich nicht umgebracht hat! Die Geduld dieses Mannes kennt keine Grenzen.
    »Ach ja, die glorreichen Tage meiner vergeudeten Jugend«, bemerkte er wehmütig und begann die lindernde Salbe auf der Brandwunde zu verstreichen. Die Schulter schmerzte. Doch er war an solche Unannehmlichkeiten gewöhnt. Und er hatte schon schlimmere Verletzungen erlitten.
    Forschend schaute Julian ihn an. »Die Römer nahmen dich meinetwegen gefangen, nicht wahr?«
    Als Kyrian die bittere Reue in den Augen des Freundes las, hielt er kurz inne. Dann verrieb er wieder die Salbe auf der Wunde. »Geh nicht zu streng mit dir ins Gericht. Deine Schuld war es nicht. Nach deinem Verschwinden führte ich einen unerbittlichen Feldzug gegen die Römer durch. Und so besiegelte ich mein Schicksal selber. Mit dir hatte es nichts zu tun.«
    »Wäre ich bei dir geblieben, hätte ich deine Festnahme verhindert.«
    Entschieden schüttelte Kyrian den Kopf. »Du hast oft genug meinen Hals aus der Schlinge gezogen. Ohne jeden Zweifel. Aber nicht einmal du hättest mich vor mir selbst retten können. Wärst du bei mir gewesen, hätten die Römer nur

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