Naechtliche Versuchung - Roman
Valerius zu seinem Gefangenen, strich ihm mit einer heißen Hand über die Stirn, und Kyrian verfluchte den Duft, den er so gut kannte. »Weißt du, wie sehr ich das bezaubernde Aroma deiner Frau auf meiner Haut liebe?« Mit einem scharfkantigen Ring ritzte er den Hals des Gefesselten auf.
Kyrian spuckte ihm ins Gesicht.
Wütend ergriff Valerius seinen Dolch und stieß ihn in den Bauch seines Opfers. Kyrian rang nach Atem, als das kalte Metall in seinen Körper drang. Ein bösartiges Funkeln in den Augen, drehte Valerius die Klinge herum und bohrte sie noch tiefer in das geschwächte Fleisch. »Sag mir doch, Theone …« Ohne Kyrian aus den Augen zu lassen, zog er den Dolch aus der Wunde. »Wie soll ich deinen Mann töten? Müsste ich ihn köpfen, wie es einem Prinzen geziemt?«
»Nein«, erwiderte sie, hüllte sich in ihr Himation und befestigte es an der Schulter mit der Brosche, die Kyrian ihr am Hochzeitstag geschenkt hatte. »Er ist die Seele und das Rückgrat der mazedonischen Rebellen. Deshalb solltest du ihn nicht auf das Podest eines Märtyrers stellen, das kannst du dir nicht leisten. An deiner Stelle würde ich ihn kreuzigen lassen, wie einen gemeinen Dieb. Wenn du ein solches Exempel statuierst, werden alle Feinde Roms erkennen, wie sinnlos es ist, dieses übermächtige Reich anzugreifen.«
»Wie klug du bist …« Bewundernd küsste er ihre Wange, dann kleidete er sich an. »Verabschiede dich von deinem Gemahl,
während ich die nötigen Vorbereitungen treffe«, fügte er hinzu und ließ sie mit seinem Gefangenen allein.
Mühsam rang Kyrian nach Luft, als Theone zu ihm schlenderte. Mit kalten Augen starrte sie ihn an.
»Warum?«, fragte er.
»Warum?«, wiederholte sie. »Was glaubst du denn? Ich war die namenlose Tochter einer Prostituierten. In bitterer Armut wuchs ich auf, ich hatte nur eine einzige Möglichkeit - auf einen Mann zu warten, der für mich sorgen würde.«
»Alles, was dein Herz begehrte, gab ich dir …« Kaum hörbar kamen die Worte über seine blutigen, aufgesprungenen Lippen. »Und ich liebte dich.«
Verächtlich zuckte sie die Achseln. »Sollte ich dich etwa gegen die Römer kämpfen lassen, untätig daheim sitzen, voller Angst, sie würden meine Mauern niederreißen, um dich einzufangen? So wie Julians Frau wollte ich nicht enden - in meinem eigenen Bett hingerichtet. Oder in die Sklaverei verkauft! Ich hatte es schon so weit gebracht. Natürlich wollte ich nicht um Almosen betteln oder meinen Körper feilbieten. Meine Sicherheit bedeutet mir sehr viel. Ich werde alles tun, um mich zu schützen.«
Noch grausamer hätte sie ihn nicht verletzen können.
Hatte sie immer nur einen prall gefüllten Geldbeutel in ihm gesehen? Nein, das glaube ich nicht. Wenigstens einen Moment musste es gegeben haben, in dem in ihrem Herzen eine gewisse Zuneigung erwacht war. »Hast du mich jemals geliebt?«
»Falls es dich tröstet«, entgegnete sie gleichmütig, »du warst der beste Liebhaber, den ich kenne. In meinem Bett werde ich dich vermissen.«
Im Innersten getroffen, schrie er auf.
»Verdammt, Theone«, seufzte Valerius, als er zurückkehrte. »Ich sollte es dir überlassen, ihn zu foltern. Kein einziges Wort bekam ich aus ihm heraus.«
Einige Soldaten trugen ein großes Kreuz in die Kammer und legten es auf den Boden. Dann durchschnitten sie Kyrians Fesseln. Alle Gliedmaßen gebrochen, sank er von dem steinernen Block hinab.
Während sie ihn packten und auf das Kreuz verfrachteten, beobachtete er Theone. Nicht einmal erschien ein Funken Mitleid in ihren Augen. Mit morbider Faszination verfolgte sie die Ereignisse.
Wieder einmal sah er die entsetzten Gesichter seiner Eltern vor seinem geistigen Auge - an jenem Tag, als er das Schloss verlassen hatte, um Theone zu heiraten. Er entsann sich, wie viel Zetes dem Römer angeboten hatte, um seinen Neffen zu befreien. Alle seine Verwandten hatte Kyrian verraten - ihretwegen. Jetzt heuchelte sie nicht einmal Mitgefühl und Reue. Obwohl sie seine Familie und sein Vaterland ins Verderben gestürzt hatte.
Im Kampf gegen die römische Tyrannei war er Griechenlands letzte Hoffnung gewesen, die einzige Barriere zwischen diesem edlen Volk und der Sklaverei.
Mit ihrem schändlichen Betrug hatte Theone alle Träume von der Freiheit zerstört. Er war ein verblendeter Narr gewesen!
Wieder einmal dröhnten die letzten Worte seines Vaters in seinen Ohren. Sie liebt dich nicht, Kyrian. Keine Frau wird dich jemals lieben, du bist ein verdammter
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