Naechtliche Versuchung - Roman
sag ihr, sie soll in ihrem Büro anrufen und erklären, dass sie heute nicht arbeitet.«
Nick schaltete seinen Palm Pilot aus und steckte ihn in seinen Gürtel. »Offenbar magst du sie.«
Darauf gab Kyrian keine Antwort. Das wagte er nicht. Weil er die Wahrheit fürchtete …
Schweigend verließ er das Büro und kehrte in sein Schlafzimmer zurück.
Nach einer schnellen Dusche ging Amanda ins Schlafzimmer und sah Kyrian in seinem großen Vierpfostenbett schlafen. Der Raum lag im Dunkeln.
Aus dem Badezimmer drang kaum Licht herein. Hier würde niemand erkennen, ob die Nacht vorbei und der Tag
angebrochen war. Trotzdem schien Kyrian immer zu wissen, wann die Sonne aufging.
Sie trat neben das Bett und betrachtete ihn. Nur die untere Hälfte seines wohl geformten Körpers war mit einem Laken bedeckt. Welch ein schöner Mann … Stundenlang könnte sie ihn anstarren, ohne sich zu langweilen, und es drängte sie, diese glatte, gebräunte Haut mit Händen und Lippen zu erforschen. Warum zog er sie in einen so übermächtigen Bann?
Wie gern würde sie ihn küssen, die blonden Locken zwischen ihren Fingern spüren. Doch sie wollte seinen Schlaf nicht stören, er musste neue Kräfte sammeln.
Über einem Stuhl hing sein Morgenmantel. Lautlos schlüpfte sie hinein, dann schlich sie auf Zehenspitzen aus dem Zimmer, stieg die Treppe hinab und ging in die Küche. Auf weißem Marmor schimmerte helles Tageslicht und verlieh dem Raum eine heitere Atmosphäre.
Während Rosa ein paar Speckscheiben briet, saß Nick auf einem Barhocker, in ein Vorlesungsverzeichnis von der Loyola University vertieft. Wieder einmal stellte Amanda fest, wie gut er aussah. Sein schulterlanges, dunkelbraunes Haar könnte einen Schnitt vertragen. Aber irgendwie passte es zu seinen markanten Zügen. Sein formloser Pullover hatte schon bessere Tage gesehen. In der ausgebleichten Jeans klaffte ein Loch über einem Knie.
»He, Rosa!«, rief er, ohne von seinem Verzeichnis aufzublicken. »Wenn ich im nächsten Semester Spanisch belege - hilfst du mir beim Lernen?«
»Sí. Sicher wird dir auch Kyrian helfen.«
»Großartig!«, meinte er sarkastisch. »Und zwischendurch
weiht er mich in die Kultur der griechischen Antike ein. Was für beschissene Zeiten stehen mir bevor!«
»Sei nicht so vulgär, Nick!«, schimpfte Rosa. »So was schickt sich nicht für einen Gentleman.«
»Tut mir leid.«
Rosa brachte ihm einen Teller mit Toast, Speck und Eiern. Dann drehte sie sich um und sah Amanda in der Tür stehen. »Ah, da sind Sie ja, Señorita! Haben Sie Hunger?«
»Ein bisschen.«
»Kommen Sie!« Rosa zeigte auf den Hocker neben Nick. »Setzen Sie sich, gleich serviere ich Ihnen ein Frühstück.«
»Danke, Rosa.«
Lächelnd nickte die Hispanoamerikanerin, und Amanda nahm neben Nick Platz.
»Nick Gautier«, stellte er sich vor, wischte seine Hand an den Jeans ab und hielt sie ihr hin. Sein gewinnendes Lächeln zauberte Grübchen in seine Wangen. »Besser bekannt als ›Nick, schaff deinen Arsch hierher, ich brauche dich …‹«
Belustigt lachte sie. »Also ist er ziemlich autoritär, nicht wahr?«
»Ach, Sie haben ja keine Ahnung. Da fällt mir ein …« Nick zog sein Handy aus dem Gürtel und reichte es ihr. »Er hat gesagt, Sie sollen in Ihrem Büro anrufen und erklären, heute würden Sie nicht zur Arbeit kommen.«
»Vielen Dank.«
Während Rosa ein paar Speckscheiben briet, rief Amanda ihren Chef an und erzählte ihm, ihr Haus sei abgebrannt. Glücklicherweise war er sehr verständnisvoll und gab ihr zwei Wochen Urlaub, damit sie die erforderlichen Maßnahmen ergreifen konnte. Als sie auf die Aus-Taste drückte,
wurde ihr wieder einmal bewusst, welch schweren Verlust sie erlitten hatte.
»Unglaublich, dass sie mein Haus niedergebrannt haben!«
»Ihr Haus?«, fragte Rosa. »Wer hat das getan?«
»Das versucht die Polizei gerade herauszufinden«, drang Kyrians Stimme aus der Richtung des Wohnzimmers herüber.
Amanda drehte sich um und sah ihn in der Küchentür stehen. Offenbar hatte er nicht lange genug geschlafen. Er wirkte immer noch müde und bedrückt.
»Bleiben Sie heute daheim, m’ijo?« Freundlich lächelte Rosa ihn an. »Nick sagte, Sie würden weggehen.«
»Da ich mich nicht so gut fühle, habe ich mich anders besonnen.« Unwillig musterte er die Haushälterin. »Warum sind Sie schon so früh hierher gekommen?«
Geflissentlich ignorierte sie die Frage. »Setzen Sie sich, ich mache Ihnen was zu essen.«
Vorsichtig spähte er ins
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