Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nahe Null: [gangsta Fiction]

Nahe Null: [gangsta Fiction]

Titel: Nahe Null: [gangsta Fiction] Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nathan Dubowitzki
Vom Netzwerk:
Der Unternehmer überlegte, seine eigenen Worte überzeugten ihn nicht recht, er wusste selbst nicht, warum dieser Mist zwei Milliarden Dollar kosten sollte, obwohl er ganz sicher wusste, dass er es nicht darunter machen würde; und um in den Augen seiner verzückten Schmarotzer das Gesicht zu wahren, fuhr er fort: »Lehm, Wasser ... Ein verlassener Traktor, erinnere ich mich, liegt in einer - also Schrott... Na, und so weiter. China wächst, da findet alles Verwendung, wie in der chinesischen Küche.«
    »Ich weiß, ich weiß«, juchzte eine der fünfzehnjährigen Frauen. »Wir waren am Donnerstag im Kau-tse. Hat gerade erst eröffnet, waren Sie schon da? Die essen wirklich alles, echt alles: Heuschrecken, Maden, irgendwelches Stroh, und so moderne Sachen, extra für die Olympiade erfunden - zum Beispiel süßsauer eingelegte Turnschuhe. Schon mal probiert? Schmeckt super, oder? Nun sagen Sie schon, schmeckt doch echt super! Also, die Chinesen sind genial. Denen wird schon einfallen, was sie mit unserem Sand anfangen sollen und unserem Lehm, die machen aus allem Profit, sogar aus Staub. Nicht wie wir, wir sitzen auf Gold und sind bettelarm.«
    Sie verstummte, das Gesicht von rührender jugendlicher Röte und ihrem zehnkarätigen Van-Cleef-Anhänger erleuchtet.
    Auch der Milliardär errötete aus irgendeinem Grund und ging zum Tresen. Die Frauen und die Fotografen folgten ihm.
    »Wo machen Sie Urlaub?«, stürzte sich eine sehr schöne, in Bui gewandete Dame auf den mitten im Gespräch verlassenen Jegor. In der einen Hand trug sie ein mit Brillanten übersätes Täschchen, an der anderen hielt sie einen reinrassigen großen, gefleckten braunen Boxer in Brioni, der ebenfalls Brillanten trug. »Wann steigen Sie ins IPO ein?«
    »Ich mach erst mal Urlaub, und dann geht's gleich los«, antwortete Jegor.
    »Sie müssen wissen, das sind alles Verleumdungen und üble Nachreden«, flüsterte die Schöne, dass es durch die ganze Bar hallte.
    »Was sind Verleumdungen?«
    »Mein Ex schreibt ein Buch. Es erscheint bei diesem Mistkerl Chomjakin. Alle Verleger haben es abgelehnt, aber dieser Bastard ... Ich rufe ihn an: >Was soll das, du Bastard, ich bring dich in den Knast, wegen Verleumdung, wie Lurje.< Darauf er:
    >Schreib doch auch ein Buch, eine Antwort auf die Verleumdung, das drucke ich dann auch.< - >Du Schwein<, sag ich, >du willst bloß auch mir noch Geld abknöpfen, du Gauner<, flüsterte die Dame an Jegors Hals, wobei sie hin und wieder an ihrem mit den Schlappohren wackelnden und vor Langeweile tänzelnden Boxer zerrte, der immer wieder versuchte, die vom hin und her eilenden Kellner präsentierte Blue-Label-Flasche zu erwischen. »Glauben Sie kein Wort von dem, was in dem Buch steht. Er wird Dinge schreiben, die einander völlig ausschließen. Dass ich frigide bin, wird er zum Beispiel in einem Kapitel behaupten, und dreißig Seiten weiter, dass ich wild in der Gegend rumvögele. Warum sollte ich rumvögeln, wenn ich frigide bin, ich bitte Sie! Und wenn ich nicht frigide bin, warum soll ich dann mit diesem billigen impotenten Kerl zusammenleben? Ha, er sagt zu mir: >Ich bin der größte Importeur von Casinochips der Welt<, und ich darauf zu ihm: >Du bist nicht der größte Importeur, du bist der größte Impotente der Welt.<« Die sehr schöne Frau presste ihr Sprechwerkzeug nun fast an Jegors Gesicht und zischte ihm ihre heftige, mit dem zweifelhaften Aroma durchgekauter Krabben getränkte Rede direkt in die Nase. »Und den Maybach, den er mir zum Hochzeitstag geschenkt hat, habe ich nicht dem Hockeyspieler Tschuma geschenkt. Tschuma kann selber Maybachs verschenken, wem er will und wie viele er will. Ich habe ihn verloren. Den Maybach, meine ich. Ihn irgendwo abgestellt, Erledigungen gemacht, war total in Hektik. Dann schaue ich nach - und er ist weg. Auf dem Hof steht er nicht, in der Garage auch nicht, nicht auf dem Parkplatz vorm Fitnessstudio, nicht auf der Datscha, nicht auf der zweiten Datscha, nicht vor dem Haus auf Korsika und nicht vor dem in London. Gott, so was kommt vor, aber dieser Geizkragen ... Ein anderer, der mich wirklich liebt, der hätte abgewinkt und mir einen neuen geschenkt. Aber er ... Tschuma, Tschuma, Tschuma ... Alles Verleumdungen und üble Nachrede ...«
    Jegor hörte sie nicht zu Ende an, er floh in die Herrentoilette, wartete dort eine Weile ab, und als es auf neun zuging, auf den Beginn der Vorführung, kam er vorsichtig heraus.
    »Wo werden Sie Urlaub machen? Ich hab gehört, Sie

Weitere Kostenlose Bücher