Naked - Hemmungslose Spiele (German Edition)
Ofen, der jetzt unter unseren Füßen wieder tuckernd zum Leben erwachte.
„Was denn? Was hat er gesagt?“ Da war er wieder, der Mann, den ich letzte Nacht auf der Party gesehen hatte, der Mann, der danach auch in meinem Zimmer und meinen Gedanken war. Seine Stimme war der reinste Schmelz. Wie flüssiges Karamell auf Softeis. Ich wollte diese Stimme ablecken.
„Er hat gesagt, ich soll mich von dir fernhalten“, erklärte ich und hielt den Blick auf mein Essen gerichtet.
„ Das hat er gesagt?“
Ich wusste, dass mein Lachen gezwungen klang. Aber erkonnte das nicht wissen. Schließlich kannte er mich nicht. „Ja.“
„Warum?“
Ich leckte Sojasoße vom Finger und schaute ihn jetzt doch direkt an. Er hatte die Augen zusammengekniffen, sah aber nicht wütend aus. Eher interessiert. Fasziniert. „Weil Patrick gerne dafür sorgt, dass ich nicht in Schwierigkeiten gerate.“
Alex schnaubte leise und trank mehr Saft. „Er glaubt, dass ich dich in Schwierigkeiten bringen könnte?“
„Könntest du das nicht?“ Es klang, als würde ich mit ihm flirten. Es fühlte sich auch so an, aber ich war nicht so blöd, mit einem Typen anzubandeln, der auf Männer stand. Diese Lektion hatte ich schon vor langer Zeit gelernt.
„Das kommt ganz drauf an“, sagte er. Dann: „Ja, doch. Könnte ich wohl.“
Wir lachten beide. Es war ein verschwörerisches Lachen, so als seien wir beide unter Berücksichtigung von Patricks Warnung zum selben Schluss in Bezug auf Alex’ Charakter gekommen. „Dachte ich’s mir doch“, murmelte ich. „Du siehst auch so aus.“
Alex’ schöne braune Haare, die gestern Abend sorgfältig so frisiert gewesen waren, dass sie verwuschelt aussahen, fielen ihm jetzt ziemlich unordentlich in die Stirn. Als er den Kopf nach vorn beugte, auf den Tisch schaute und nervös mit den Fingern klopfte, verdeckten die Strähnen sein Gesicht. Ich hätte sie ihm nur zu gern zurückgestrichen.
„Emo-Strähnen“, sagte ich.
Er schaute zu mir auf und schob die Haare aus den Augen. „Hm?“
Ich gestikulierte. „Deine Haare. Diese langen Stirnfransen sehen aus wie bei diesen Emokids, die Röhrenjeans tragen und sich die Fingernägel schwarz lackieren.“
Er lachte wieder. Es klang echt. „Ich nehme mal an, das ist ein Zeichen, oder? Zeit für einen neuen Haarschnitt?“
„Finde ich nicht. Mir gefällt’s.“ Ich spießte den letzten Restder Pastete auf und hielt die Gabel hoch. „Du willst wirklich nichts abhaben?“
„Ach, was soll’s.“ Er nahm das Pastetenstück mit den Fingern von der Gabel und führte es zum Mund.
Ich beobachtete, wie seine Lippen sich um die Fingerspitzen schlossen, wie er die Sojasoße ablutschte, und genoss die prickelnde Wärme, die sich bei diesem Anblick in mir ausbreitete. Okay, das war idiotisch, aber ein Mädchen wird ja wohl mal gucken dürfen, selbst wenn es nichts anfassen darf. Wir tranken gleichzeitig unseren Orangensaft aus.
Dann saßen wir schweigend da. Gut möglich, dass Alex mich in Schwierigkeiten bringen konnte, aber totquasseln würde er mich garantiert nicht. Wobei ich keineswegs den Eindruck hatte, dass er eingebildet oder arrogant oder irgendetwas in der Art war. Er wirkte nicht so, als wollte er nicht mit mir reden, sondern eher so, als wüsste er nicht recht, was er sagen sollte.
„Woher kennst du Patrick?“ Entweder verwickelte ich ihn in ein Gespräch, oder ich musste die gemütliche Küche verlassen, mich in der kalten Wildnis des oberen Stockwerks anziehen und dann in die noch kältere Außenwelt begeben, um nach Hause zu fahren. Außerdem interessierte mich wirklich, woher er Patrick kannte.
„Wir haben uns in Japan kennengelernt.“
„Du hast auch für Quinto and Bates gearbeitet?“ Das war die Kanzlei, für die Patrick tätig war.
Er schüttelte den Kopf. „Nein, Patrick war für das internationale Treffen da, und ich wurde als Berater für Damsmithon Industries hinzugezogen.“
„Du bist also kein Anwalt.“ Ich fuhr mit dem Finger durch die Soßenreste am Boden des Behälters. Ich war zwar nicht mehr hungrig, aber ich konnte dem pikanten Geschmack auch nicht widerstehen.
Er lachte. „Um Gottes willen, nein! Aber Patrick und ich haben uns gut verstanden und nach den Konferenzen oft Zeit miteinanderverbracht. Danach sind wir in Verbindung geblieben. Als ich sagte, ich käme zurück in die Staaten, meinte er, ich sollte auf jeden Fall mal bei ihm vorbeikommen.“
Das klang ja nun wirklich harmlos und passte so gar nicht zu
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