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NAM-Tech: Maschinenbrut (German Edition)

NAM-Tech: Maschinenbrut (German Edition)

Titel: NAM-Tech: Maschinenbrut (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Heracles
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Schmuckstücke, Vasen und Statuetten. Altmodisch. Außergewöhnlich. Arabisch. Weiter links ein tuchverhangenes Eckchen, in dem er einen Turm von Kissen und Polsterrollen ausmachte. Noch weiter links war die Tür, die sich in die mit glitzernden Schlangenlinien verzierte Wand einpasste, als wäre sie gar nicht vorhanden. Viel weiter links hohe Schränke und zahlreiche Spiegel in wertvollen Holz-, Silber- und Goldrahmen, allesamt verziert und verschnörkelt, als rankten sich blühende Gewächse um ihre schillernden Gläser. Und ein letztes Stück weiter links tauchten zwei dunkle, funkelnde Stecknadeln inmitten von Farbe Vierundzwanzig und einer von roten Strähnen durchzogenen, schwarzen Seidenblume auf.
    »Keine Elektronik«, sagte Rico monoton.
    Sie legte den Finger auf den Mund, nahm ihn erneut bei der Hand und führte ihn zu dem Turm flauschiger Kissen, wo sie ihm bedeutete, sich niederzulassen. Dann zog sie an einem dünnen Vorhang, der sich zwischen sie beide und die Schlafende legte.
    »Danke für deine Hilfe«, sagte sie leise.
    »Ist sie versteckt?«, fragte er.
    Die Frau sah ihn an, ohne zu antworten.
    »Die Elektronik«, ergänzte Rico.
    Sie schaute ihn lange an. Dann fragte sie lächelnd:
    »Hast du eine Nummer?«
    In Ricos Speicherbänken kippten die Bitreihen, als er mit einem leichten Anflug von Menschlichkeit eine Art Arroganz in ihren Worten festzustellen glaubte. Er brach den internen Zugriff ab und entschied sich, die Information zurückzuhalten. Stattdessen fragte er sie:
    »Hast du einen Namen?«
    »Amirah.«
    »Ich heiße Rico.«
    Erneut lächelte sie.
    »Willst du wissen, warum sie sich so benommen hat?«, fragte sie, als er für einen kurzen Moment versuchte, die schlafende Silhouette ihre Schwester durch den Vorhang auszumachen.
    Er wandte ihr wieder den Kopf zu.
    »Sie ist unglücklich. Sie ist traurig. Sie hat geweint wegen Thabit und wegen ihrem Vater.«
    »Was ist mit den beiden?«
    »Thabit ist in Baku. Er wollte da nicht hin. Er wollte aufhören, seine Karriere beenden und nicht mehr im Militärdienst sein.« Sie strich sich durchs Haar. »Rafah und er haben Pläne gemacht. Noch vier Monate in der Akademie, um den Abschluss zu holen und dann eine Arbeit fern von Quatai. Als Polizist oder in einer Sicherheitsfirma.«
    »Warum hat es nicht geklappt?«
    Amirah schaute ihn traurig an.
    »Der Scheich hat es nicht erlaubt. Rafah und Thabit sind zu ihm hingegangen und haben ihm gesagt, dass sie sich lieben und eine gemeinsame Zukunft wollen. Vater hat sie lange angesehen und mit dem Kopf genickt. Dann hat er ihnen eine blaue Weltkarte gezeigt mit vielen Punkten darauf. Rote, gelbe und grüne Punkte.«
    »Wie viele grüne Punkte?«
    »Nicht viele.«
    »Und in Baku?«
    »Ein roter Punkt.«
    Rico glich die Information mit seinen Statistiken ab. Wenn das stimmte, hatte sich die Lage auch für seinen alten Freund Said geändert. Damals in Puerto Ordaz war dieser Punkt noch grün gewesen.
    »Vater hat ihnen nicht verboten, ihre Pläne zu verwirklichen. Aber er hat gesagt, dass Offiziere nicht einfach gehen dürfen, wenn der Scheich sie braucht, weil sie dann Deserteure sind. Und Deserteure sind wie der Feind.«
    Rico kannte diese Logik. Sie klang wie Sprüche aus der Rekrutierungsstelle.
    »Er hat Rafah auch nicht gedroht, sie zu verstoßen, wenn sie mit ihm gehen würde. Aber er hat gesagt, dass sie nicht erwarten dürfe, seinen Segen zu haben, weil sie sein Vermögen einem Verräter und Feigling in die Hände geben würde. Und dafür werde er seinen Reichtum nicht verschwenden.«
    Rico erkannte die Konsistenz im tyrannischen Verhalten al Waheds. Und er konnte das Mitgefühl Amirahs für die Tränen ihrer Schwester in seiner menschlichen Seite nachvollziehen.
    »Verstehst du, warum sie sich betrunken hat?«, fragte Amirah.
    Rico antwortete ihr mit einer sanften Stimme.
    »Du weißt, dass
ich
mich nicht betrinken kann.« Amirah begann zu lachen, aber dann wurde sie ernst. »Der offensichtliche Grund ist, dass ich keine Nahrung brauche und selbst wenn ich Alkohol zu mir nehmen würde, dieser keine Wirkung auf mich hätte.«
    Sie nickte zunächst, aber dann schüttelte sie langsam den Kopf.
    »Der andere Grund ist, dass ich vielleicht gar nicht so empfinden kann, wie sie empfindet oder du. Es macht überhaupt keinen Sinn, seine Sorgen zu ertränken, wenn man keine Sorgen haben kann.«
    »Richtig.«
    Das synthetische Lachen, das Rico mit etwas Aufwand möglichst mechanisch klingend artikulierte,

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