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Naminé - Liebe Deinen Feind

Naminé - Liebe Deinen Feind

Titel: Naminé - Liebe Deinen Feind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bettina Auer
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lieber so?«Efal verdrehte kurz die Augen und dachte nach.
    »Ich habe noch nicht genug für heute Abend. Willst du nicht auch was trinken, vielleicht wirst du dann etwas lockerer?«, sagte er ihr und schlug ihr kurz gegen die linke Schulter. Der Schlag war so heftig, dass Naminé mit ihrer Brust gegen den Tisch prallte. »Aua!«
    »Na? Für eine Jägerin bist du ziemlich zimperlich!«, sagte er und lachte laut. Naminé war froh, dass sich im Schankraum drei weitere Wachen befanden, alleine mit ihm wäre sie schon längst ausgerastet. Es war ihr peinlich, wie sich Efal benahm.
    »Meister Efal, wie habt Ihr vor, weiteres Geld zu beschaffen, wenn Eures nicht reicht!«, wiederholte sie nun lauter - energisc her. Sie hatte es langsam so satt von ihm behandelt zu werden, als wäre sie ein nutzloses Ding! Efals freudige Laune verschwand sofort und seine Miene wurde wieder ernst. Er fasste mit seiner linken Hand in seine Hosentasche und gab Naminé ein gelbes Band.
    »Was soll ich damit?« - »Binde es dir um das linke Handgelenk, wenn du nach draußen gehst. Nach deinem Gesicht zu urteilen, willst du dich hier nicht länger mit mir sehen lassen«, sagte er zu ihr und trank das Glas erneut leer. Diesmal musste Efal dem Wirt kein Zeichen geben. Dieser ging selbstständig auf ihn zu und stellte vor ihm eine ganze Flasche mit klarer, weißer Flüssigkeit ab. Efals Gesicht hellte sich auf, als er die Flasche sah. »Vielen Dank!«
    Der Wirt nickte nur stumm. Er sah kurz Naminé an, grummelte etwas und ging wieder an seinen Tresen. »Und was soll das bewirken?«, fragte Naminé den Elbenjäger und hielt das Band immer noch in ihren Händen. »Das musst du selbst herausfinden. Ein wenig Geld können wir immer gebrauchen«, sagte er und zwinkerte ihr zu.
    Naminé runzelte die Stirn. Zögerlich band sie sich das Band um das Handgelenk. Es war ein dreckiges Gelb; anscheinend trug er das Band schon länger mit sich rum. »Kann ich Euch vertrauen?« Efal nickte. Naminé seufzte und stand auf. »Ich geh ein wenig spazieren. Wenn Ihr morgen früh nicht auf Eurem Zimmer seid, werde ich Euch unter diesem Tisch hervorziehen«, versprach sie ihm und verschwand aus dem Gasthof. Eine der Wachen stand auf und ging zu Efal. »Das Mädchen hat keine Ahnung, was Ihr ihr da gerade gegeben habt?«, fragte dieser zögerlich. Efal nickte erneut. Der Wachmann schüttelte den Kopf.
    »Naminé kann sich verteidigen und außerdem ist sie nicht hässlich. Sie wird mir noch eines Tages dafür danken.«
    Naminé wanderte ziellos durch die Burg. Die Burg war nicht groß: Eine Kaserne, ein Kerker, ein Gasthaus und ein paar Wohnhäuser waren in deren Innerem zusehen. Es war eine sternenklare Nacht. Die junge Elbin wanderte ein wenig aus der Burg hinaus und setzte sich auf die offene Zugbrücke. Um die Burg herum war eine sechzig Schritt tiefe Schlucht gegraben und mit Wasser aufgegossen worden.
    Die Nacht war angenehm warm. Naminé konnte an den Farben der Blätter sehen, dass bald der Herbst Einzug halten würde. Sie erinnerte sich gerne an diese Jahreszeit in ihrer Heimat, denn jedes Jahr wurde dort das sogenannte Herbstfest gefeiert. Die Bauern aus der Umgebung brachten einen Teil ihrer Ernte zu den Gutshausbesitzern und an dem Tag, an dem die Felder leer geräumt waren, feiert sie im Festsaal ihrer Herren das Ende der Ernte. Naminé liebte dies.
    Die Musik, das warme knisternde Feuer, das Essen, die Menschen um sie herum. Und Cyon.
    Sie seufzte niedergeschlagen. Sie war mit ihrem Bruder immer unter ein paar Dienern gesessen, hatten dort gelacht und sich köstlich amüsiert. Naminé atmete tief durch. Nein, sie würde hier jetzt nicht weinen.
    »Hey, so einsam?« Naminé erschrak und drehte ihren Kopf leicht um. Sie musste zweimal hinsehen, bevor sie die Person erkannte, die hinter ihr stand. »Sias?« Der Elbenjäger nickte und setzte sich neben sie auf die Brücke. »Was macht du hier?!«
    »Ich hab mir den Schlüssel ausgeliehen «, gestand er ihr und grinste. »David und ich hatten eine Wette am Laufen; ich habe übrigens gewonnen. Im Morgengrauen werde ich wieder brav in meine Zelle wandern und Efal wird trotzdem den vollen Preis bezahlen«, sagte er zu ihr. Naminé lächelte leicht. »Gerissen.«
    »David war noch nie gut darin, sich Rätsel auszudenken«, erklärte er ihr weiter. Naminé zog die Füße an und umschlang sie mit ihren Armen. Lange saßen die beiden so da und sagten nichts. »Warum bist du überhaupt Elbenjäger geworden?«, fragte

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