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Nana

Titel: Nana Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Émile Zola
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verzweifeltem Achselzucken. Mignon selbst besprach mit Bordenave den Wortlaut des Vertrages ...
    Was gibt's? fragte sie kurz.
    Nichts! sagte ihr Gatte. Bordenave will zehntausend Franken geben, um deine Rolle zurück zu bekommen.
    Sie wurde bleich, begann zu zittern und preßte die Fäuste zusammen. Sie, die es sonst gänzlich ihrem Gatten überließ, die geschäftlichen Angelegenheiten zu führen, sah ihn mit unbeschreiblicher Verachtung an, als ob sie ihn peitschen wolle, und schrie dann wütend:
    Du bist ein Feigling.
    Dann ging sie. Mignon eilte ihr bestürzt nach und rief, sie solle sich doch nicht so unsinnig benehmen. Dann erklärte er ihr halblaut, daß zehntausend Franken von der einen und fünfzehntausend Franken von der anderen Seite, zusammen fünfundzwanzigtausend Franken ausmachen. Ein ausgezeichnetes Geschäft. Muffat lasse sie nun einmal sitzen, und es sei ein Kunststück von seiner, Mignons Seite, ihm noch diese Feder auszurupfen. Rosa war wütend und antwortete ihm nicht. Mignon verlor die Geduld und ließ sie stehen. Als Bordenave mit Fauchery wieder auf die Bühne kam, sagte er:
    Wir werden morgen unterzeichnen, halten Sie das Geld bereit.
    Nana, durch Labordette von dem Geschehenen verständigt, kam eben triumphierend die Treppe herab. Sie gab sich ein vornehmes Ansehen, um allen diesen Leuten zu zeigen, daß sie vornehm sein könne, wenn sie nur wolle. Fast hätte sie sich lächerlich gemacht. Als Rosa sie sah, stürzte sie wie wahnsinnig auf sie los und schrie:
    Du, ich werde dich schon erwischen. Es muß ein Ende nehmen zwischen uns beiden, hörst du?
    Durch diesen unvermuteten Angriff sich vergessend, schickte sich Nana an, die Arme in die Seiten zu stemmen und die andere als »Vettel« zu behandeln. Doch sie hielt an sich, schraubte den flötenartigen Ton ihrer Stimme noch mehr in die Höhe und rief mit der Miene einer Herzogin, die auf eine Orangenschale getreten:
    Wie, was? Sind Sie verrückt, meine Liebe.
    Dann setzte sie ihre Komödie fort, während Rosa sich entfernte, gefolgt von Mignon, der seine Frau nicht wieder erkannte.
    Clarisse war entzückt, denn sie hatte soeben von Bordenave die Rolle der Geraldine erhalten. Fauchery ging in düsterer Stimmung auf und ab und konnte sich nicht entschließen, das Theater zu verlassen. Sein Stück war verdorben; er sann jetzt darüber nach, wie es noch zu retten sei. Nana nahm ihn am Handgelenk, zog ihn an sich und fragte ihn, ob er sie denn so greulich finde? Sie werde ihm sein Stück nicht fressen. Schließlich brachte sie ihn zum Lachen; sie gab ihm zu verstehen, daß es dumm sei, wenn er in seiner Stellung bei den Muffats sich mit ihr überwerfen wolle. Er möge wegen des Stückes unbesorgt sein; wenn ihr Gedächtnis sie im Stiche lassen solle, werde sie den Souffleur zu Hilfe nehmen. Man werde gewiß volle Häuser machen. Er täusche sich übrigens in bezug auf sie; er werde sehen, daß sie ihre Sache vortrefflich mache. Man einigte sich schließlich dahin, daß der Verfasser die Rolle der Herzogin ein wenig umarbeitet, um die des Prullière etwas zu verlängern. So war auch dieser glücklich. In der allgemeinen Freude, die mit Nana einzuziehen schien, blieb nur einer kühl, Fontan. Er stand unter der Gasflamme, deren volles Licht auf sein Bocksgesicht fiel, und nahm eine sorglose Miene an. Nana ging ruhig auf ihn zu und reichte ihm die Hand.
    Es geht dir gut ...
    Ja und dir?
    Sehr gut, ich danke.
    Das war alles, als ob sie gestern abends vor der Tür des Theaters voneinander geschieden seien. Inzwischen warteten die Schauspieler; doch Bordenave sagte ihnen, daß heute der dritte Akt nicht mehr probiert werde. Bosc, der diesmal zufällig pünktlich zur Stelle war, entfernte sich brummend; man halte die Leute von Notwendigkeiten zurück und raube ihnen den halben Tag, meinte er. Damit gingen alle fort. Auf der Straße mußten sie vor dem hellen Sonnenschein die Augen schließen wie Leute, die drei Stunden in einem Keller zugebracht haben. Der Graf stieg mit abgespannten Nerven und wüstem Kopfe in Gesellschaft Nanas in den Wagen, während Labordette sich mit Fauchery entfernte und diesen weiter zu besänftigen suchte.
    Einen Monat später wurde » Die kleine Herzogin « zum ersten Male aufgeführt, und diese erste Aufführung war für Nana ein großer Mißerfolg. Sie spielte sehr schlecht und suchte den Ton des feinen Lustspiels zu treffen, was das Publikum nur erheiterte. Man zischte nicht einmal, so sehr amüsierte man sich über sie. In

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