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Nana

Titel: Nana Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Émile Zola
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Tafel, gegenüber von Nana! riefen alle. Bordenave in die Mitte, er wird den Vorsitz führen.
    Die Damen setzten ihn in die Mitte. Aber er brauchte einen zweiten Sessel für sein krankes Bein. Zwei Damen hoben das Bein langsam in die Höhe und legten es sachte auf einen Sessel. Diese Lage genierte ihn nicht; er könne auch halbliegend essen.
    Ich sitze recht unbeholfen, Kinder! rief er. Papa Bordenave empfiehlt sich euch.
    Er hatte Rosa Mignon zur Rechten, Lucy Stewart zur Linken. Beide versprachen, ihn besonders zu versorgen. Jetzt suchten auch die andern, Platz zu finden. Graf Vandeuvres setzte sich zwischen Lucy und Clarisse: Fauchery zwischen Rosa Mignon und Karoline Héquet; auf der andern Seite hatte La Faloise sich beeilt neben Gaga Platz zu gewinnen, obgleich Clarisse, die gegenüber saß, ihn gerufen hatte; Mignon, der von Steiner nicht lassen wollte, war von diesem nur durch Blanche getrennt und hatte Tatan Néné zur Linken. Dann kam Labordette; an den beiden Enden der Tafel saßen junge Leute und Mädchen, Simonne, Lea de Horn, Maria, in bunter Unordnung durcheinander. Hier saßen auch Daguenet und Georges, die immer mehr Zuneigung zueinander faßten und lächelnde Blicke auf Nana warfen.
    Dennoch waren zwei Personen ohne Platz geblieben. Man scherzte über sie; die Herren machten sich erbötig, sie auf die Knie zu nehmen. Clarisse, welche die Ellbogen nicht rühren konnte, sagte dem Grafen Vandeuvres, sie zähle darauf, daß er sie füttern werde.
    Bordenave mit seinen beiden Sesseln nahm zuviel Platz ein. Man machte noch eine letzte Anstrengung, endlich saßen alle, aber, meinte Mignon, wie die Heringe in der Tonne.
    Man brachte die Suppe.
    »Purée d'asperges comtesse« und »vonsommé à la Deslignac« sagten die Kellner, indem sie die vollen Suppenteller den Gästen reichten.
    Bordenave hatte eben »consommé à la Deslignac« laut angepriesen, als von allen Seiten protestierende und lachende Stimmen laut wurden. Die Tür hatte sich wieder geöffnet, und drei verspätete Gäste traten ein, eine Dame und zwei Herren. Das war denn doch zuviel. Nana maß ohne ihren Sitz zu verlassen die Neuangekommenen, ob sie ihr bekannt seien. Die Dame war Louise Violaine, die Herren hatte sie nie gesehen.
    Meine Teure, sagte Vandeuvres, das ist Herr von Foucarmont, Marineoffizier, einer meiner Freunde, den ich eingeladen habe.
    Und ich, fügte Foucarmont hinzu, habe mir erlaubt, einen meiner Freunde mitzubringen.
    Ausgezeichnet. Ich bitte Platz zu nehmen. Clarisse, rücke doch ein wenig zurück. Ihr sitzt viel zu bequem da unten. Mit etwas gutem Willen können wir schon noch etwas Platz schaffen.
    Man rückte noch enger zusammen. Foucarmont und Louise erhielten für beide zusammen eine kleine Ecke am Ende der Tafel; der Freund aber blieb entfernt von seinem Gedeck; er mußte über die Schultern seiner Nachbarn hinüberlangen. Die Kellner nahmen jetzt die Suppenteller weg und reichten Hirnwürstchen mit Trüffeln und eine Mehlspeise mit Parmesan. Bordenave brachte die ganze Gesellschaft in Aufruhr, indem er erzählte, daß er einen Augenblick die Absicht hatte Prullière, Fanton und den alten Bosc mitzubringen. Nana zeigte sich würdevoll; sie erklärte trocken, sie würde diese Herren nicht empfangen haben. Hätte sie ihre Kameraden haben wollen, so würde sie diese selbst eingeladen haben. Nein, nein! Nur keine Komödianten. Der alte Bosc ist immer betrunken, Prullière ein Vielfraß und Fanton unausstehlich mit seinem Geschrei und seinen albernen Witzen.
    Schließlich sind die Komödianten nicht am Platze in Gesellschaft von Herren.
    Wahr ist's! bekräftigte Mignon.
    Die Herren an der Tafel in ihren Fräcken mit weißen Krawatten und glattrasierten Gesichtern hatten ein tadelloses Aussehen und schienen durch die Ermüdung noch von erhöhter Vornehmheit. Der alte Herr hatte eine gesetzte, ruhige Miene und ein feines Lächeln, als führe er in einer diplomatischen Versammlung den Vorsitz. Vandeuvres war von ausgesuchter Höflichkeit gegen seine Nachbarinnen, als befinde er sich im Salon der Gräfin Muffat. Noch am Morgen hatte Nana ihrer Tante gesagt: es werden die feinsten Herren kommen, lauter Adelige oder reiche Leute. Auch die Damen beobachteten eine sehr gute Haltung. Einige wie Blanche, Lea, Louise, waren dekolletiert erschienen, nur Gaga zeigte vielleicht etwas mehr als nötig, um so mehr als sie in ihrem Alter eigentlich nichts zeigen sollte. Da alle ihre Plätze hatten, wurde es wieder stille. Georges

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