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Nana

Titel: Nana Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Émile Zola
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Nachbarschaft der spitzen Ellbogen dieses hageren, stummen Mädchens. Muffat und Chouard hatten heimlich einen Blick ausgetauscht. Indessen spann Vandeuvres den Scherz über seine Heiratspläne weiter; da von den Damen der Umgebung die Rede war, sagte Madame Hugon:
    Wissen Sie, daß ich eine neue Nachbarin habe? Sie werden sie wohl kennen, Graf Vandeuvres, es ist die Schauspielerin Nana.
    Der Graf tat sehr überrascht.
    Wie, rief er, Nanas Besitzung liegt hier in der Nähe?
    Auch Fauchery und Daguenet schienen erstaunt zu sein. Der Marquis nagte an einem Huhn und schien nicht zu wissen, wovon die Rede sei.
    Jawohl, fuhr Madame Hugon fort, diese Person ist gestern abend in La Mignotte eingetroffen. Ich habe dies heute morgen von meinem Gärtner erfahren.
    Bei dieser Nachricht vermochten die Herren ihre Überraschung nicht zu verbergen. Sie hoben sämtlich den Kopf. Wie, Nana ist angekommen? Sie erwarteten sie ja erst für den folgenden Tag ... Georges allein blieb ruhig und blickte unverwandt in sein Glas. Schon seit Beginn des Frühstücks schien er mit offenen Augen zu schlafen.
    Leidest du noch immer, mein Zizi? fragte die Mutter, die ihren Sohn nicht aus den Augen ließ.
    Er schreckte zusammen und erwiderte errötend, er fühle sich wohler, und behielt seine träumerische, schlaffe Miene gleich einem Mädchen, das in der verflossenen Nacht zuviel getanzt hatte.
    Was hast du da am Halse? rief Madame Hugon plötzlich aus. Das ist ja ganz rot.
    Er geriet in Verwirrung und stammelte etwas wie »er wisse nicht, er habe nichts am Halse«. Dann schob er den Hemdkragen hinauf und stammelte:
    Ach ja, ein Käfer hat mich gestochen.
    Der Marquis hatte einen Seitenblick auf den kleinen roten Fleck am Halse Georges geworfen. Auch Muffat schaute Georges an. Das Frühstück ging zu Ende; die Gesellschaft besprach allerlei kleine Ausflüge, die man unternehmen wolle. Fauchery war immer erstaunter über die laute Heiterkeit der Gräfin Sabine. Als er ihr einen Teller mit Obst hinreichte, berührten sich ihre Hände und sie heftete einen so tiefen Blick auf ihn, daß er wieder an jene vertrauliche Mitteilung denken mußte, die der Kapitän eines Abends nach einem lustigen Abendessen ihm gemacht hatte. Auch war sie nicht mehr dieselbe; irgendein geheimnisvoller Zug drückte sich schärfer bei ihr aus. Ihr Kleid aus grauer Seide, das sich weich um ihre Schultern legte, verriet eine gewisse Lässigkeit in ihrer feinen und nervösen Eleganz.
    Nach aufgehobener Tafel blieb Daguenet zurück, um mit Fauchery sich über Estella lustig zu machen, die er einen »Besenstiel« nannte. Doch schlug er einen ernsteren Ton an, als er von dem Journalisten erfuhr, daß die junge Komtesse eine Mitgift von viermalhunderttausend Franken habe.
    Und die Mutter? fragte Fauchery. Sehr schick ...
    Ach die ... Da wäre ich auch dabei ... Aber das geht nicht.
    Wer weiß ...? Wir werden ja sehen.
    An diesem Tage konnte man nicht ausgehen, denn es regnete noch in Strömen. Georges beeilte sich zu verschwinden. Er schloß sich in seinem Zimmer ein. Jeder einzelne dieser Herren war im klaren darüber, was sie hierhergeführt, doch vermieden sie jede Erklärung. Vandeuvres, der in der letzten Zeit sehr arg im Spiel gerupft worden war, hatte in der Tat die Absicht, jetzt einige Zeit auf dem Lande zuzubringen, und rechnete auf irgendeine befreundete Nachbarin, um sich nicht allzu sehr zu langweilen. Fauchery dem jetzt die vielbeschäftigte Rosa einige freie Zeit ließ, trug sich mit dem Gedanken, inzwischen mit Nana wieder anzuknüpfen und ihr seine Dienste für einen zweiten Feuilletonartikel anzubieten. Daguenet rechnete darauf, daß neben Steiner auch für ihn einige Zärtlichkeitsbrocken abfallen würden. Was den Marquis Chouard betrifft, so wartete er seine Zeit ab. Unter allen diesen Herren, welche den Spuren Venus' folgten, war Graf Muffat derjenige, der von Verlangen, Furcht und Zorn am meisten gequält wurde. Er hatte eine formelle Zusage von ihr. Aber warum war sie zwei Tage früher abgereist? Er war entschlossen, noch am nämlichen Abend, nach dem Essen, nach La Mignotte zu gehen.
    Kaum hatte er am Abend den Park verlassen, als auch Georges sich auf den Weg nach La Mignotte machte. Er ließ den Grafen auf der Straße nach Gumiéres vorausgehen und durchwatete seinerseits die Choue. So kam es, daß er vor dem Grafen bei Nana eintraf. Zwei schwere Tränen standen ihm in den Augen. Ach, er begriff recht wohl: dieser Alte, der nach La Mignotte unterwegs ist,

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