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Nana

Titel: Nana Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Émile Zola
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den Boden nieder, wo sie sich damit unterhielten, daß sie sich umherwälzten und ihr Gelächter unter Küssen erstickten, wenn sie mit den nackten Füßen an die Möbel anstießen. In der Ferne, auf dem Wege von Gumières, schritt Graf Muffat, den Hut in der Hand haltend, die brennende Stirn in der Abendkühle erfrischend.
    Das Leben war schön in den folgenden Tagen. Nana fand in den Armen des Kleinen ihre fünfzehn Jahre wieder. Die Blume der Liebe, verwelkt durch die Gewohnheit und den Widerwillen gegen die Männer, erschloß sich wieder unter den Liebkosungen dieses Knaben. Ein plötzliches Erröten stieg zuweilen in ihr auf, eine Bewegung, von der ihr ganzer Körper erbebte, ein Bedürfnis, zu lachen und zu weinen, eine jungfräuliche Unruhe, durchkreuzt vom Verlangen, dessen sie sich dann schämte. Niemals hatte sie Ähnliches empfunden. Das Landleben hatte sie völlig zärtlich gestimmt. Als sie noch klein war, träumte sie lange davon, auf einer Wiese zu leben mit einer Ziege, weil sie eines Tages auf der grasbewachsenen Böschung der Stadtbefestigungen eine Ziege gesehen hatte, die an der Leine weidete. Jetzt besaß sie ein ganzes Landgut; ihre kühnsten Erwartungen waren übertroffen; ein Übermaß von Glück und Zufriedenheit schwellte ihre Brust. Die Empfindungen der Backfischzeit durchströmten sie; wenn sie des Abends, betäubt durch den im Freien verlebten Tag und von dem Dufte der Blumen und Gräser ihr Zimmer aufsuchte und dort ihren Zizi hinter seinem Vorhang wiederfand, kam ihr das Ganze vor wie der heimliche Streich einer ihre Ferien genießenden Pensionärin, die eine Liebschaft mit einem kleinen Vetter unterhält, der ihr zum Gatten bestimmt ist, dabei fortwährend in Furcht schwebt, daß ihre Eltern dahinter kommen, die das beglückende Tasten, die wollüstigen Schauer eines ersten Fehltrittes genießt.
    Nana hatte in diesen Tagen die Gefühle einer Empfindsamen. Sie betrachtete stundenlang den Mond. In einer Nacht, als alles schlief, bekam sie Lust, mit Georges in den Garten hinabzusteigen. Da gingen sie, einander umschlungen haltend, lange spazieren und legten sich schließlich in das Gras nieder, wo der Morgentau sie benetzte. Ein anderes Mal – sie waren im Zimmer – fiel sie plötzlich dem Kleinen weinend um den Hals und stammelte, sie fürchte zu sterben. Oft sang sie leise ein Lied vor sich hin, das sie von Frau Lerat gelernt hatte, ein Lied von Blumen und Vögeln, sie war davon bis zu Tränen gerührt, zog Georges stürmisch an sich und forderte Liebesschwüre von ihm. Kurz, sie war ganz dumm, wie sie selbst zugab, wenn sie beide wie gute Kameraden Zigaretten rauchend am Bettrande saßen und mit den nackten Füßen auf dem Holze trommelten.
    Nana war vollends selig, als Ludwig eintraf. Ihr Anfall von mütterlicher Zärtlichkeit grenzte an Wahnsinn. Sie führte ihren Sohn in die Sonne hinaus, wälzte sich mit ihm im Grase, nachdem sie ihn wie einen jungen Prinzen angekleidet hatte. Sie wollte, daß er in dem an das ihrige stoßende Zimmer schlafe, wo Madame Lerat, sehr entzückt vom Landleben, schnarchte, sobald sie auf dem Rücken lag. Ludwig genierte Georges nicht im geringsten. Im Gegenteil: Nana sagte, sie habe nun zwei Kinder. In ihrer Zärtlichkeitsanwandlung war Raum für alle beide. In der Nacht stand sie zehnmal von Georges' Seite auf, um nachzusehen, ob Ludwig regelmäßig atme. Wenn sie zurückkehrte, überhäufte sie ihren Zizi mit den Beweisen mütterlicher Zärtlichkeit und er, der Jungverdorbene, fühlte sich sehr wohl, von den Armen dieses großen Mädchens gewiegt zu werden. Von dieser Lebensweise waren beide dermaßen entzückt, daß sie ihm ernstlich den Vorschlag machte, das Land nicht mehr zu verlassen. Sie würden alle anderen fortschicken und zu dreien leben: sie, er und das Kind.
    Sie schmiedeten tausend Pläne, bis der Morgen kam, und achteten gar nicht auf das mächtige Schnarchen der Madame Lerat.
    Dieses schöne Leben dauerte fast eine Woche. Graf Muffat kam jeden Abend und kehrte unverrichteter Dinge trostlos wieder zurück. Eines Abends wurde er gar nicht empfangen; man sagte ihm, Steiner sei nach Paris zurückgekehrt und Madame sei leidend. Nana sträubte sich immer mehr gegen den Gedanken, Georges zu betrügen, diesen unschuldigen Knaben, der ein solches Vertrauen zu ihr habe. Sie werde sich für die letzte unter den letzten halten ... Zoé, die stillschweigend und voll Verachtung dieses Abenteuer mit ansah, dachte, Madame sei verrückt geworden.
    Am

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