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Nana

Titel: Nana Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Émile Zola
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mich? fragte sie weiter. Antworte frei, ich werde nicht böse.
    Er nickte mit dem Kopf.
    Gut, schloß sie. Ich dachte mir's gleich ... Ach, mein armes Hündchen ... Kennst du meine Tante Lerat? Wenn sie kommt, laß dir von ihr die Geschichte des Obsthändlers erzählen, der ihr gegenüber wohnt. Denke dir, dieser Obsthändler ... Herrgott, ist es hier warm! Ich muß mich wieder umwenden. Jetzt will ich mir die rechte Seite braten.
    Sie wandte nun die rechte Hüfte dem Feuer zu und lachte, als sie sich so fett und rosig sah.
    Ich sehe wie eine Gans aus! rief sie heiter; wie eine Gans am Spieße. Ich drehe und drehe mich und brate im eigenen Fett ...
    In diesem Augenblick wurde draußen ein Geräusch von Stimmen, von auf- und zuschlagenden Türen hörbar.
    Muffat blickte erstaunt auf Nana. Sie machte eine besorgte Miene, meinte aber, es sei gewiß Zoés Katze, ein verteufeltes Tier, das alles im Hause zerschlage.
    Es schlug halb eins. Der andere war schon da, wie werde sie den Hahnrei los?
    Was sagtest du vorhin? fragte der Graf, entzückt über Nanas zutunliches Wesen.
    Doch Nana verfiel jetzt in einen schroffen Ton; sie mußte ihn wegschicken und beobachtete keinerlei Rücksicht mehr.
    Ach ja, der Obsthändler und seine Frau ... Nun, mein Lieber, die beiden haben einander nie berührt. Sie war begreiflicherweise wütend darüber, er aber blieb ungeschickt und wußte nicht, wie es machen. Schließlich, da er glaubte, sie sei von Holz, hat er andere Wege aufgesucht und sich mit Dirnen abgegeben, bei denen er dann eine saubere Schule hatte, während sie sich mit jungen Leuten tröstete, die geschickter waren als ihr Mann. Und das geht immer so, wenn ein Ehepaar sich nicht verständigt.
    Muffat erbleichte; er begriff endlich die Anspielungen und wollte Nana zum Schweigen bringen, doch diese war nun im Zuge.
    Nein, laß mich in Ruhe. Wenn ihr nicht dumm wäret, so müßtet ihr euch bei euren Frauen gerade so benehmen wie bei uns; und wenn eure Frauen nicht alberne Dinger wären, würden sie sich ebensoviele Mühe geben, euch an sich zu fesseln wie wir, um euch an uns zu ziehen. All das ist nur Ziererei. Das wollte ich dir sagen; du kannst es einstecken.
    Rede nicht von den anständigen Frauen, sagte er hart; du kennst sie ja nicht.
    Nana richtete sich plötzlich auf den Knien auf.
    Ich kenne sie nicht? rief sie ... Sie sind ja nicht einmal rein, eure braven Frauen; sie sind nicht rein. Ich wette, daß nicht eine einzige es wagt, sich so zu zeigen, wie ich da jetzt bin. Geh, du machst mich lachen mit deinen ehrbaren Frauen. Treibe mich nicht zum äußersten und zwinge mich nicht, Dinge zu sagen, die ich später bereuen könnte.
    Statt aller Antwort murmelte der Graf einen Fluch. Nana erbleichte. Sie betrachtete ihn einige Augenblicke stillschweigend. Dann fragte sie mit ihrer klaren Stimme:
    Was tätest du, wenn deine Frau dich betrügen würde?
    Er machte eine drohende Gebärde.
    Und wenn ich dich betrügen würde?
    Ach, du ..., sagte er achselzuckend.
    Nana war im Grunde nicht bösartig. Sie widerstand von Anbeginn dem Verlangen, ihm seine Hahnreischaft an den Kopf zu schleudern. Sie hatte es vorgezogen, ihn ruhig darüber auszufragen. Allein sein Benehmen erzürnte sie. Sie wollte ein Ende machen.
    Dann, mein Lieber, weiß ich nicht, was du bei mir suchst, warum du seit zwei Stunden mich langweilst? Geh' und such' deine Frau auf, die es mit Fauchery hält ... Jawohl, und gerade jetzt auch. Du kannst die Adresse haben; Rue Taitbout, Ecke der Provence-Straße.
    Muffat sprang empor wie ein Ochse, den die Hacke des Metzgers an die Stirn getroffen.
    Sie aber fügte in triumphierendem Tone hinzu:
    Was sollen wir von den ehrbaren Frauen halten, die uns unsere Liebhaber wegkapern?
    Sie konnte nicht fortfahren, denn er hatte sie mit furchtbarer Wut der ganzen Länge nach zu Boden geschleudert und erhob den Fuß, wie um ihren Kopf zu zertreten. Sie zitterte in furchtbarer Angst. Er rannte wie ein Wahnsinniger im Zimmer umher. Ein furchtbarer Kampf tobte in ihm. Nana wurde von diesem Anblicke zu Tränen gerührt. Sie bereute tief, was sie getan. Sie wandte jetzt dem Feuer ihre andere Seite zu und begann, ihn zu trösten.
    Ich glaubte, du wüßtest es. Sonst hätte ich geschwiegen. Vielleicht ist es auch nicht wahr. Ich beschwöre es nicht. Man spricht davon, aber was beweist das? Es ist nicht recht von dir, daß du darüber so bekümmert bist ... Wäre ich ein Mann, ich würde mich um die Weiber nicht grämen ... Die Frauen sind

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