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Nanking Road

Nanking Road

Titel: Nanking Road Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne C. Voorhoeve
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lachen.
    Auf dem Schiff! Lichtjahre her!
    Darüber, was hätte sein können, wenn Mischa früher etwas gesagt hätte, lohnte sich nicht einmal nachzudenken, schließlich war ich nie in ihn verliebt gewesen. Da war ich mir sicher. Ziemlich zumindest. Und ich lief auch nur zwei Tage lang rot an, wenn ich Mischa in der Schule begegnete. Er schien es nicht zu bemerken, er hatte ja auch genug im Kopf mit seinen Abschlussprüfungen, die unmittelbar bevorstanden.
    Kurz darauf setzte meine Freundin Elwi beim Abendessen zu einer kleinen Rede an.
    »Liebe Familie Mangold«, sagte sie förmlich, »seit zwei Jahren laden Sie mich immer wieder ein, obwohl auch Sie nicht viel aufzutischen haben. Dafür werde ich ewig dankbar sein, aber ich denke, es ist für uns alle die beste Lösung, wenn ich ab morgen bei Konitzers esse.«
    Ich war wie vom Donner gerührt. Elwi mied meinen Blick.
    »Konitzers haben es angeboten«, sagte sie rasch. »Zu Ihrer Entlastung … ich meine«, fügte sie etwas lahm hinzu, »Konitzers geht es besser, finanziell gesehen.«
    »Das ist sehr freundlich von Konitzers, aber ich kann dir versichern, mit uns haben sie nicht darüber gesprochen«, erwiderte Papa. »Als Ziskas Freundin bist du jederzeit herzlich willkommen, Elwi, wie du hoffentlich weißt.«
    »Danke«, antwortete Elwi und schlug die Augen nieder, und in diesem Moment wusste ich, dass sie ihre Entscheidung bereits getroffen hatte. Sie war zum letzten Mal bei uns.
    »Das verstehst du doch, Ziska«, sagte sie zu mir, als sie sich vor dem Haus verabschiedete. »Mami darf auch mitkommen. Sie hat doch jetzt niemanden mehr, und wo Konitzers und wir doch später alle nach Australien wollen …«
    »Ach, darum!«, brachte ich heraus.
    Elwi hob die Schultern. Sie konnte mir kaum in die Augen sehen. Aber das Verrückte war, dass ich sie tatsächlich verstand.
    Als ich zurück in die Wohnung kam, konnte Mamu nicht mehr an sich halten. »Nicht viel aufzutischen …! Dafür hat das Fräulein aber ganz schön gefuttert! Sie wechselt an den größeren Napf, doch dass wir ihr nichts geboten hätten, kann nun wirklich niemand behaupten.«
    »Sie hat schon Recht, es ist eine gewisse Erleichterung«, bemerkte Papa.
    Doch Mamu zürnte weiter. »Immer diese Konitzers! Dass sie mehr Glück hatten mit ihrem Lift, gibt ihnen nicht das Recht, nun auch noch einen Keil zwischen Ziska und ihre Freundin zu treiben. Ja, warum haben sie Ziska nicht auch eingeladen? Bei dem bisschen, was das Kind isst, hätte es sie nicht ärmer gemacht. Aber nein, sie geben ihr nicht einmal die Gelegenheit, abzulehnen!«
    Ich hätte mir am liebsten die Ohren zugehalten. Noch lieber etwas Passendes geantwortet, aber nachdem Elwi weg war, stand ich schlicht unter Schock.
    »Wie heißt es so schön?«, sagte Mamu verbissen. »Drei sind einer zu viel.«
    Würdevoll aufzustehen und ins Nebenzimmer zu gehen, stellte sich als vergebens heraus. Es war eisig und dunkel und durch die dünnen Wände konnte ich immer noch jedes Wort meiner Eltern verstehen.
    »Es ist deine Schuld, Franz! Seit Jahren hörst du nicht auf, von Deutschland zu quatschen.«
    »Was in aller Welt hat das damit zu tun?«
    »Wenn das nicht wäre, hätte Ziska mit Mischa eine gute Partie gemacht.«
    »Nun hör aber auf. Willst du ernsthaft Victor Konitzer als Schwiegervater für unsere Ziska?«
    Ich drückte mir mein Kissen über beide Ohren. Wenn wir jemals aus Hongkou herauskommen, dachte ich verzweifelt, will ich für immer alleine wohnen!
    Am nächsten Vormittag knöpfte Elwi, anstatt wie immer mit mir in die Pause zu gehen, ihre Jacke zu und verließ eilig den Klassenraum, und ich ließ mir extra viel Zeit, damit ich erst einige Minuten nach ihr draußen ankam. Aus den Augenwinkeln sah ich, dass sie bei Mischa stand. Als sie merkte, dass ich in der Nähe war, küsste sie ihn auf die Wange.
    Ich blickte mich hilflos um. Ich kannte jedes einzelne Gesicht auf diesem Schulhof, aber es war, als stünde ich hier zum ersten Mal.
    »Vorbei mit Elwi?«, fragte Helena, die mit ihrer Freundin Bonnie fröstelnd im überdachten Rundgang unseres neuen Schulgebäudes stand, durch den man von Klassenzimmer zu Klassenzimmer spazieren konnte.
    »Keine Ahnung«, murmelte ich und war dankbar, als die beiden sofort ein wenig auseinander rückten, damit ich mich zu ihnen stellen konnte. Bonnie und ich waren zusammen in der Theatergruppe, bestimmt hatte sie nichts dagegen, dass ich ab und zu …
    Mit fassungslosem Staunen begriff ich, dass es

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