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Naomi & Ely - die Freundschaft, die Liebe und alles dazwischen

Naomi & Ely - die Freundschaft, die Liebe und alles dazwischen

Titel: Naomi & Ely - die Freundschaft, die Liebe und alles dazwischen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Cohn
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immerhin fast.
    Er guckt auf unsere Lieblings-Hello-Kitty-Sprechblasen auf der linken Schulter des Schlafanzugoberteils. In Elys Handschrift schnurrt dort eine Kitty: »Hab dich so lieb.« Die nächste Kitty verkündet in meiner Handschrift: »Kittys gegen Rassismus!« Die letzte Kitty, bei der Elys Gekritzel bis über die Schulter reicht, verspricht: »Es ist mir eine große Freude, Ihnen ein netter Zeitvertreib zu sein, wann immer Sie es wünschen.«
    Jetzt ist der passende Augenblick für den Filmtausch. Ich hole unseren gemeinsam geteilten Klassiker heraus und gebe ihn ihm.
    »Ich brauch das wirklich nicht zurück«, sagt Ely, als er die DVD von »Mount Fuckmore« entgegennimmt. »So was macht mich echt nicht mehr an.«
    Wir haben die DVD in einem Mülleimer auf der Straße gefunden, in den Sommerferien nach der neunten Klasse; der Fund führte dazu, dass ich noch am selben Tag bei Ely übernachtet habe, zufälligerweise waren seine Eltern an diesem Abend ausgegangen. Und wenn ich jetzt am liebsten laut lachen will, dann nicht beim Anblick von Ely, wie er in dem wahrscheinlich harmlosesten Getränkeausschank der Welt sitzt und eine Hülle hochhält, auf der - darauf schwör ich bei Lincoln und Jefferson alle heiligen Eide - das wahrscheinlich schmutzigste DVD-Cover in der Geschichte unserer Gründerväter zu sehen ist. Ich will am liebsten loslachen, weil ich an das erste Mal denken muss, als wir zusammen »Mount Fuckmore« angeguckt haben. Und Ely dann bei der krassesten Stelle auf Pause gedrückt, sich zu mir gedreht und gefragt hat: »Du kennst doch dieses Patrioten-Lied, na, du weißt schon, You’re a grand old flag, you’re a high-flying flag ? « Und ich darauf: »Ja?« Und darauf er: »Weißt du was? Das ist der totale Schwachsinn! Das ganze Lied ist ein einziges geschwollenes, aufgeblasenes Teil! Aber alles gelogen!« Und ich: »Ja, du bist ein totales Genie!« Und dann mussten wir so lachen, dass wir fast aus seinem Bett gefallen wären.
    Ich will die DVD nicht behalten. Obwohl es mich natürlich irgendwie fasziniert, mir Pornos anzugucken, fühl ich mich gleichzeitig auch immer unerträglich leer und traurig. Als gäbe es nichts mehr, wonach ich mich dann noch sehnen könnte.
    Wahrscheinlich ist »Mount Fuckmore« schuld daran, dass ich ein so komisches Bild von Männern habe. Bitte bloß kein Sex. Ich hab das einfach in viel zu zartem Alter angeguckt. Ja, ich weiß, da ist die ganze Geschichte mit unseren Eltern und die Geschichte mit Ely und das unglückliche Zusammentreffen von meinem Aussehen und meinem Körper und meiner Zickenader und die eklige Art, mit der eklige Männer mich andauernd angaffen, seit ich vierzehn bin. Aber wirklich schuld daran ist »Mount Fuckmore«.
    Das ist mir so was von absolut völlig egal, wie es Bruce und Ely miteinander geht. Aber woher weiß Ely von mir und Gabriel?
    Was für eine saublöde Versagerin bin ich eigentlich? Der schärfste Nachtportier in der Geschichte unserer Gründerväter und ihrer Vorhäute mag mich, also ich meine, er mag mich wirklich, und ich kann mich nicht dazu aufraffen, ihn zurückzumögen, weil ich gerade in tiefster Trauer bin und weil ich weiß, wenn ich mich auch richtig in ihn verliebe, wenn ich es zulasse, dann werde ich es trotzdem früher oder später vermasseln. Und dann muss ich nicht nur meinem ehemaligen besten Freund im selben Stockwerk, in der Wohnung direkt gegenüber, aus dem Weg gehen, sondern ich werde auch noch den Eingang und Ausgang unseres Gebäudes meiden müssen. Was nicht nur umständlich, sondern auch logistisch unmöglich wäre.
    Aber, Mister Lincoln, hören Sie mich? Hallo? Gabriel ist sooooo süß. Ehrlich. Ich möchte sooooo sehr, dass daraus wirklich was wird.
    Wenn ich bloß eine Ahnung hätte, was ich mit der CD und der Playlist anstellen soll, die Gabriel für mich gemacht hat.
    »Ist das mein Glitzergürtel?«, fragt Ely.
    Ich will nicht, dass Ely den Gürtel nimmt. Ich will, dass er sagt, ich soll ihn behalten. Der Gürtel bindet uns aneinander. Wenn ich ihn behalte - wenn er mir das anbietet -, dann ist vielleicht noch nicht alle Hoffnung verloren.
    Ich nicke.
    Ely greift nach dem Gürtel.

Ely
    Es muss ziemlich schlimm um mich stehen, wenn mich der Anblick von Glitzersteinchen deprimiert. Ich glaube, ich wollte den Gürtel einfach nur noch ein einziges Mal sehen. Dann schiebe ich ihn wieder zu ihrer Schachtel zurück.
    »Du kannst ihn behalten«, sage ich.
    Es ist traurig, dass ich ihn nicht mehr

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