Naomi & Ely - die Freundschaft, die Liebe und alles dazwischen
schon zusammen war, aus unserem Eskimo-Saal draußen zu halten.
»Wollen wir gehen?«, frage ich.
»Ja«, sagt Ely, steht auf und streckt mir seine Hand hin. Als ich sie nehme, zieht er mich hoch und lässt sie dann nicht mehr los. Ich habe fast Angst davor, er könnte mich in diesem Augenblick küssen oder vielleicht sogar umarmen wollen. Es würde sich für mich nicht richtig anfühlen, und ich glaube, er spürt das. Deshalb dreht er nur einmal einen Kreis um mich, als würden wir tanzen. Als ich dann auch einen Schritt mache, sagt er »Eskimo Two-Step«, und anstatt zu lachen, blickt er mich von der Seite an, um zu sehen, ob bei mir auch alles okay ist.
Ich lasse seine Hand los und wir gehen in Richtung Ausgang. Wir machen einen kleinen Umweg zu den Dinosauriern und zu den Blauwalen und zu den Paradiesvögeln. Wir reden über andere Dinge, hauptsächlich über die Leute um uns herum.
Erst als wir wieder draußen sind und die Stufen vor dem Museum hinuntergehen, sagt Ely urplötzlich und scheinbar ohne jeden Zusammenhang: »Ich bin gerne sozusagen dein Freund.«
»Bingo!«, rufe ich laut in die Nacht.
»Doppelbingo!«, ruft Ely zurück.
Und in diesem Augenblick macht mein Herz einen gro-βen Sprung - so schnell, dass ich gar keine Zeit habe, mich zu fürchten.
STARBUCKS
Naomi
Starbucks: Wo sich das Leben leben lässt.
Es sollte mich mal jemand für Werbesprüche anheuern.
Die Menschen kommen nach New York, weil sie sich anders fühlen wollen, ich gehe zu Starbucks, weil ich die Naomi bleiben will, die ich bin.
Du kannst in einen Starbucks in Kansas City oder in Manhattan gehen, ich bin mir ziemlich sicher, dass du beide Male so ziemlich dasselbe erleben wirst. Die gleiche Inneneinrichtung. Der gleiche Kaffee, zuverlässig fade. Die gleichen unterbezahlten Angestellten, froh darüber, dass sie wenigstens krankenversichert sind. Die gleiche Worldmusic-Soße aus den Lautsprechern, die dir vorgaukeln soll, dass die Firma an fairen Handel in einer fairen Welt glaubt.
Starbucks: der große Gleichmacher.
Nein, der erste Slogan hat mir besser gefallen.
Ely weiß alles besser und kann alles besser als ich. Außer Starbucks. Damit kennt er sich nicht so gut aus. Deshalb ist das der einzige Ort, an dem wir uns treffen können.
Er kommt zu spät und lässt sich in den Stuhl fallen, den ich am Tischende für ihn freigehalten habe (»Reserviert für«). Es war der einzige noch freie Sitzplatz im ganzen Laden, und wenn tatsächlich jemand in einem Rollstuhl hereinrollen sollte, dann werden alle anderen sich über Ely genauso aufregen wie ich mich gerade.
»Ich hab nicht gewusst, dass du diesen Starbucks meinst«, sagt Ely. Er übersieht geflissentlich den Frappuccino auf dem Tisch, den ich für ihn bestellt habe. Ely hasst Frappuccino. Irgend so eine Geschichte mit einem bösen Kater nach einer langen Partynacht mit wilden Jungs und bösem Gekotze, nachdem ein böser Junge ihn böse verlassen hatte. »Ich hab gedacht, Astor Place sei für mich tabu? Ich hab in dem gegenüber von St. Marks auf dich gewartet, mindestens zwanzig Minuten lang. Hast du meine SMS nicht gelesen? Oder bist du mir gegenüber so passiv-aggressiv, dass du noch nicht mal auf meine SMS antworten willst?«
Nein, ich bin so passiv-aggressiv, dass ich noch nicht mal mein Handy angemacht habe.
»Naomi, das ist jetzt echt nicht dein Ernst, oder?«
»Du willst kein Wort mit mir reden?«
Wir können das abwickeln, ohne miteinander zu reden.
Ich bin nicht hergekommen, um ihm wütende Gegenvorwürfe zu machen: Du hast mir meinen Freund weggenommen, Ely! Hast mir mein Vertrauen genommen - in DICH, nicht in ihn.
Ich kann nicht mehr mit ihm reden, weil mir die Lügen ausgegangen sind.
Wenn ich jetzt sage, was ich wirklich fühle, dann werden Naomi & Ely nie mehr Naomi & Ely sein.
Warum hast du mir erst meinen Freund wegnehmen müssen, damit ich endlich kapiere, dass du mich nie so lieben wirst wie ich dich?
Wenn ich jetzt etwas sagen würde, dann käme bestimmt nur so was Lächerliches und Dummes heraus wie: »Ich hab mir immer vorgestellt, dass unsere Tochter einmal deine schönen Augen und vielleicht meine Haut und hof fentlich nicht Marys Nase haben würde. Aber bitte Susans Lachen und die wunderschönen Haare meiner Mutter. Von dir hätte sie die mathematische Begabung und von mir die Abneigung gegen Primzahlen. Ihre Seele würde ihr ganz allein gehören. Wir würden sie immer gemeinsam beschützen.«
Wann hört das Verletztsein auf? Ich
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