Narben
sie zusammen war. Ich war sehr beschäftigt.«
»Und was hat Tom gemacht?«
»Der stand die ganze Zeit hinter der Bar. Er hatte keine einzige Pause.«
»Warum sind Sie nach Aspen gezogen?«
Sie überlegte offenbar, was sie darauf antworten wollte. - »Wegen Best. Er trieb uns zum Wahnsinn. Er tauchte jeden Tag vor unserer Tür auf. Außerdem hatten wir von Marvins Griesgrämigkeit die Nase voll.«
»Warum gerade Aspen?«
»Tom hatte einen Freund, der dort als Skilehrer arbeitete. Er hatte ein Haus geerbt, außerhalb von Starwood, und verschaffte Tom einen Barjob in einem der Ferienclubs. Ich fand Arbeit in einem Pelzgeschäft. Das hat mir gut gefallen.«
»Ich sehe immer noch nicht, wie Sie es damit zu einer Villa in Malibu bringen konnten.«
»Mit harter Arbeit und Glück. Toms Freund brauchte schnell Bargeld. Das Haus war alles, was er besaß. Es war nicht sehr groß…«
»Warum brauchte er so dringend Bargeld?«
»Weil er in Schwierigkeiten war.«
»Was für Schwierigkeiten?«
»Drogen«, sagte sie zögernd.
»Seien Sie ehrlich: Sie sind nach Aspen gezogen, um ins Drogengeschäft einzusteigen.«
»Unsinn! Es war Greg, der aufflog, nicht wir! Fragen Sie doch bei der Polizei nach. Gregory Duncan Fowler III. Sie nahmen ihn wegen Kokainhandels hoch, und er brauchte Geld für die Kaution. Dafür überschrieb er uns das Haus.«
»Für wieviel?«
»Dreizehntausend Dollar.«
»Dreizehntausend. Sehr günstig für ein Haus in Aspen.«
»Es hört sich vornehmer an, als es ist. Es war eigentlich nur eine Jagdhütte. Wir wollten es gar nicht. Die Leitungen waren alle total verrottet, aber Greg sagte, wir würden es nicht bereuen. Also zogen wir ein, und Tom machte sich daran, alles zu reparieren. Es hat sich gelohnt, denn unsere Parzelle grenzte an das Grundstück eines berühmten Fernsehproduzenten. Er brauchte unser Land für Pferdeställe und gab uns fünfundsiebzigtausend Dollar. Wir konnten es kaum fassen. Bald dämmerte uns, daß wir entweder sofort ein anderes Haus kaufen oder eine Menge Steuern bezahlen mußten. Also zahlten wir einen größeren Schuppen an, den wir dann auch renovierten und bald darauf verkauften, für dreihunderttausend Dollar. Wir konnten nicht glauben, wie einfach es war. Und dann wurde ich schwanger.«
Travis war noch mit seiner Dose beschäftigt.
»Die Ärzte wußten, daß etwas nicht stimmte, bevor er geboren wurde, aber zuerst sah er ganz normal aus, bis… Es war klar, wir mußten wieder in die Stadt ziehen, in die Nähe eines Krankenhauses, wo man sich um ihn kümmern konnte. Außerdem dachten wir, Best wäre endgültig aus Malibu verschwunden. Also kamen wir zurück, zahlten ein Haus im Hinterland an und eröffneten den Laden. Tom hoffte, seine alten Surfkumpel würden uns genug Kundschaft einbringen, und so kam es auch. Schließlich verkauften wir wieder und zogen in das Haus in La Costa.«
Die Erinnerung an ihren finanziellen Aufstieg hatte sie etwas beruhigt.
»Das ist die ganze Geschichte. Sie können sich unsere Steuererklärungen ansehen. Wir haben nie im Leben Drogen verkauft. Wir waren nie hinter dem Geld her, es fiel uns regelrecht in den Schoß. Als Lowell uns diese Tüte gab, waren wir zuerst so erschrocken, daß wir sie einen Monat in einem Schrank versteckten und nicht anrührten. Dann sagte ich zu Tom, es wäre verrückt, das Geld einfach verschimmeln zu lassen, zumal Greg ständig anrief und uns von den Möglichkeiten in Aspen vorschwärmte.«
»Haben Sie noch Kontakt mit Greg?«
»Nein, ich habe seit Jahren nichts mehr von ihm gehört.«
»Und was ist mit Tom?« Sie antwortete nicht.
»Er ist in Mexiko bei Greg, nicht wahr?« Sie schwieg weiter.
»Ist es in der Nähe von Mexico City?« Keine Reaktion.
»Gwen?«
»Nein, Greg wohnt in einem kleinen Dorf an der Küste, ich weiß nicht einmal den Namen.«
»Ist er immer noch in seinem alten Geschäft?«
»Nein! Er organisiert Angeltouren für Touristen!«
»Und Tom hat ihn nie besucht? - Kommen Sie, nennen Sie mir die Adresse.«
»Die kennt nur Tom. Offiziell ist Greg immer noch auf der Flucht. Bitte, bringen Sie ihn nicht in Schwierigkeiten. Er ist so ein netter Kerl.«
»Tom ist also verschwunden, ohne Ihnen eine Adresse zu hinterlassen?«
Ihr standen wieder Tränen in den Augen.
»Er sollte uns in Mexico City abholen, und dann wollten wir zusammen zu Greg fahren. Die Flugscheine hätten eigentlich am Schalter liegen sollen. Ich habe sie selbst bestellt, aber der Kerl dort sagte, es sei
Weitere Kostenlose Bücher