Narcopolis
zu. Ich rate dir, ernsthaft über die Schutzheiligen für Amputierte nachzudenken, über Antonius von Padua und den Abt Antonius, beide zudem Schutzheilige für Tiere. Die Antonii alles Animalischen und aller Amputierten, nun, das ist doch mal ein Paar, bei dem es übers bloß Alphabetische und Alliterative hinausgeht, findest du nicht? Außerdem rate ich dir, dich der Dienste von Agnes von Rom zu vergewissern sowie derer von Thomas von Aquin, die beide – was, je nach Standpunkt, zu ihren geringeren oder größeren Errungenschaften zählt – Schutzheilige der Keuschheit sind. Letzteres mag für dich von keinem besonderen Belang sein, doch sollte es das vielleicht, wenn du verstehst, was ich meine. Von den beiden eignet sich Agnes für dich gewiss am besten, da sie zugleich Schutzheilige der Waisen und Jungfrauen ist. Es könnte dich zudem interessieren, dass die Schutzheiligen gegen sexuelle Versuchung ausnahmslos Frauen sind, Maria von Edessa und Maria von Ägypten, Maria Magdalena und Maria Magdalena aus Pazzi, Angela aus Foligno, Margaret aus Cortona, Katharina aus Siena und Pelagia aus Antiochien, die mit fünfzehn und mittels einer Leiter, eines Hauses sowie einer kleinen Kohorte römischer Soldaten den Märtyrertod starb. Dann sei noch Maximilian Kolbe genannt, Schutzheiliger aller Drogenabhängigen und Journalisten, was, wenn du mich fragst, unbedingt zusammengehört. In deinem Fall aber ist Dismas wohl der Wichtigste, da er dir und den deinen von besonderem Dienste sein könnte, ist er doch Schutzheiliger der Verbrecher und Huren. Und dann selbstverständlich noch die Zwillinge Damian und Cosmas, arabische Ärzte, die gemeinsam praktizierten und zusammen den Märtyrertod starben, um Schutzheilige der Medizin und Pharmazie zu werden, eine gewiss nützliche Information für alle Freunde der Drogen. Ich persönlich ziehe Martin von Tours und Monica vor, zwei Schutzheilige gegen den Alkoholismus, und wenn ich mich zwischen den beiden entscheiden müsste, fiele meine Wahl stets auf Monica. Martin ist natürlich auch der Schutzheilige trockner Alkoholiker, eine Facette seiner Persönlichkeit, die ich an manchen Tagen durchaus zu übersehen bereit bin. Teresa von Avila wird für ihre Dichtkunst gerühmt, auch wenn sie für meinen Geschmack ein wenig zu blumig formulierte, doch ist sie ebenso Schutzheilige der Schmerzen an Leib und Kopf und jemand, die anzuflehen dir gewiss gut anstünde. Ich empfehle darüber hinaus meinen Namensvetter Francis Xavier, den Schutzheiligen von Goa und Japan sowie aller Navigatoren und ziellos Reisenden. Es gibt fünfundzwanzig Schutzheilige gegen unglückliche Ehen, darunter Hedwig von Andechs, Margaret, die Barfüßige, und Thomas Morus, doch nur einen Schutzheiligen für glückliche Ehen, nämlich den Heiligen Valentin. Merke dir auch die Schutzheiligen der Armen, deren gibt es reichlich, auch wenn sie meist wenig zu bieten haben, so Philomena, Giles, Martin de Porres, Nicholas von Myra, Lawrence, Antonius von Padua, Ferdinand von Kastilien und Zoticus von Konstantinopel. Und zu guter Letzt wirst du die Dienste von Ezekiel Moreno benötigen, dem Schutzheiligen all jener Krankheiten, für die Raucher anfällig sind, und natürlich die von Ulric, dem Schutzheiligen eines angenehmen Todes, was das Mindeste ist, was ich dir wünsche.
4 Mr Lees Lektionen in Lebenskunst
Die Schultern taten ihr weh und der Rücken, und manchmal wachte sie vor Schmerzen auf, wachte zu früh auf, und die Tai gab ihr eine Ölmassage, riet, mehr Mungbohnen zu essen, und sagte, sie rauche zu viel. Mr Lee meinte: Bewegung, geh am Chowpatty Beach spazieren, es tut gut, an die frische Luft zu kommen, geh und schau dir das Meer an, was anderes ist sowieso nicht zu tun, denn du wärest verrückt, wolltest du drin schwimmen, dreckig wie das Wasser ist. Manchmal begleitete er sie, machte sich fein, setzte einen Hut auf, zog Socken an, braune englische Halbschuhe – für einen Spaziergang am Strand. Und er nahm einen Spazierstock mit, das Eleganteste, was sie je gesehen hatte, einen Stock aus dunklem, poliertem Holz mit einem Jadegriff in Gestalt eines springenden Hundes. Wenn sie unterwegs waren, erregte er auf der Straße stets Aufmerksamkeit. Sie beide. Er war Ausländer, ein Flüchtling aus China, doch hätten sie Vater und Tochter sein können, so ähnlich wie sie sich sahen.
Er wollte bei Rajasthan Lassi eine Pause machen, um einen
chikku
-Milchshake zu trinken. Sie saßen auf den Stufen des Instituts
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