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Narkosemord

Titel: Narkosemord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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flüchtigem Hinsehen wie Satin ausschaute. Seine Füße steckten in abgewetzten Lederpantoffeln. Sogar Mrs. Mosconi erschien oben auf der Treppe, um zu sehen, wer der späte Besucher war. Sie war mit einem Bademantel aus roter Chenille bekleidet und trug Haarnadel-Lockenwickler, von denen O’Shea geglaubt hatte, sie seien schon seit den Fünfzigern ausgestorben. Außerdem hatte sie irgendeinen Pamp im Gesicht, der, wie O’Shea vermutete, den Zweck haben sollte, den unvermeidlichen Alterungsprozeß aufzuhalten. Wehe dem armen Einbrecher, der ahnungslos in dieses Haus einsteigt, dachte O’Shea. Ein Blick auf Mrs. Mosconi im Dunkeln, und er würde vor Schreck tot umfallen.
    Mosconi führte O’Shea in die Küche und fragte ihn, ob er ein Bier wolle, ein Angebot, das O’Shea begeistert annahm. Mosconi ging zum Kühlschrank und reichte O’Shea eine Flasche Rolling Rock.
    »Kein Glas?« fragte O’Shea mit einem Lächeln.
    Mosconi legte die Stirn in Falten. »Wir wollen’s nicht übertreiben.«
    O’Shea nahm einen langen Zug, bevor er sich den Mund mit dem Handrücken abwischte.
    »Und? Haben Sie ihn geschnappt?«
    O’Shea schüttelte den Kopf. »Noch nicht.«
    »Soll das hier ein Freundschaftsbesuch sein, oder was?« fragte Mosconi mit seinem üblichen Sarkasmus in der Stimme.
    »Nein, ein rein geschäftlicher«, erwiderte O’Shea. »Weswegen soll dieser Rhodes eingebuchtet werden?«
    »Herr im Himmel, schenke mir Geduld«, stöhnte Mosconi und wandte den Blick flehentlich zur Decke. Dann schaute er wieder O’Shea an. »Hab’ ich Ihnen doch gesagt: fahrlässige Tötung. Er wurde wegen fahrlässiger Tötung verknackt.«
    »Und? Hat er sie begangen?«
    »Wie, zum Teufel, soll ich das wissen?« sagte Mosconi gereizt. »Er wurde für schuldig befunden und verurteilt. Alles andere interessiert mich nicht. Was, zum Henker, ändert das an Ihrem Job?«
    »Dieser Fall ist keine Durchschnittsware«, entgegnete O’Shea. »Ich brauche mehr Informationen.«
    Mosconi stieß einen genervten Seufzer aus. »Der Bursche ist Arzt. Seine Verurteilung hat irgendwas mit einer verpfuschten Operation und Drogen zu tun. Mehr weiß ich auch nicht. Was, zum Teufel, ist los mit Ihnen, Devlin? Ändert das vielleicht irgendwas an dem Fall? Ich will diesen Kerl haben, klar?«
    »Ich brauche mehr Informationen«, wiederholte O’Shea. »Ich möchte, daß Sie die genauen Einzelheiten über sein Verbrechen herausfinden. Ich glaube, wenn ich mehr über die Umstände seiner Verurteilung wüßte, könnte ich mir ein besseres Bild davon machen, was der Bursche im Augenblick vorhat.«
    »Vielleicht sollte ich doch Verstärkung anfordern. Vielleicht würde ein wenig Konkurrenz zwischen, sagen wir, einem halben Dutzend von euch Kopfjägern schneller zum Erfolg führen.«
    Konkurrenz war nicht das, was O’Shea wollte. Es stand zuviel Kohle auf dem Spiel. Nach kurzem Überlegen sagte er: »Das einzige, was im Moment zu unseren Gunsten spricht, ist, daß der Doc sich in Boston aufhält. Wenn Sie unbedingt wollen, daß er Panik kriegt und Reißaus nimmt, zum Beispiel nach Südamerika, wo er hinwollte, als ich ihn geschnappt hab’, dann holen Sie nur Ihre Verstärkung.«
    »Ich will nur eins wissen: Wann haben Sie ihn im Kahn?«
    »Geben Sie mir eine Woche«, sagte O’Shea. »Eine Woche insgesamt, also ab jetzt noch fünf Tage. Aber Sie müssen die Informationen besorgen, die ich brauche. Dieser Doktor führt irgendwas im Schilde. Sobald ich rauskriege, was, finde ich ihn auch.«
    O’Shea verließ Mosconis Haus und ging zurück zu seinem Wagen. Er konnte kaum noch die Augen offenhalten, als er zu seiner Wohnung in Charlestown fuhr. Aber er mußte noch Kontakt mit Bill Bartley aufnehmen, dem Burschen, den er für die Beschattung von Carol Rhodes angeheuert hatte. Er rief ihn über sein Autotelefon an.
    Die Verbindung war nicht sehr gut. O’Shea mußte brüllen, um sich über das statische Knistern und Rauschen hinweg verständlich zu machen.
    »Irgendwelche Anrufe vom Doktor?« schrie O’Shea in die Sprechmuschel.
    »Nicht ein einziger«, sagte Bartley. Seine Stimme klang so weit weg, als spräche er aus Timbuktu. »Das einzige halbwegs Interessante war ein Anruf von einem Typ, der offenbar ihr Lover ist. Irgendein Börsenmakler aus L.A. Wußtest du, daß sie nach L.A. ziehen will?«
    »Bist du sicher, daß es nicht Rhodes war?« brüllte O’Shea.
    »Das kann ich mir nicht denken«, antwortete Bartley. »Sie haben sich sogar über den Doktor lustig

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