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Narkosemord

Titel: Narkosemord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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Sachen an und schlüpfte in seine Stiefel. Dann ging er hinaus und verlangte an der Theke seinen Revolver. Sie hatten darauf bestanden, daß er ihn dort ließ.
    »Dr. Tardoff ist aber noch nicht fertig mit Ihnen«, sagte die Schwester. Sie war eine große Frau, ungefähr so groß wie er selbst, und sah ebenso hartgesotten aus.
    »Ich fürchte, ich werde an Altersschwäche sterben, bevor der wiederkommt«, entgegnete O’Shea.
    Just in diesem Moment trat Dr. Tardoff aus einem der Untersuchungszimmer und ließ ein Paar Gummihandschuhe von seinen Fingern schnappen. Er sah O’Shea und kam herüber. »Tut mir leid, daß Sie warten mußten«, sagte er. »Ich hatte eine Wunde zu nähen. Ich habe inzwischen mit einem Anästhesisten über Ihren Fall gesprochen, und er meinte, daß man Ihnen wohl ein lähmendes Medikament injiziert hat.«
    O’Shea hob beide Hände vors Gesicht, rieb sich die Augen und holte tief Luft. Seine Geduld war zu Ende. »Ich brauche nicht den weiten Weg hierher ins Krankenhaus zu machen, um mir etwas erzählen zu lassen, was ich schon weiß«, erwiderte er. »Haben Sie mich etwa deshalb warten lassen?«
    »Wir vermuten, daß es sich um Succinylcholin handelte«, fuhr Dr. Tardoff fort und ignorierte, was O’Shea gesagt hatte.
    »Auch das habe ich Ihnen bereits mitgeteilt«, erwiderte O’Shea. Er hatte sich an das erinnert, was Jeffrey ihm gesagt hatte. Den Namen des Mittels hatte er zwar nicht ganz richtig hinbekommen, als er Dr. Tardoff Bericht erstattet hatte, aber er war nah genug daran gewesen.
    »Es handelt sich dabei um ein Medikament, das man routinemäßig bei der Anästhesie verwendet«, erklärte der Arzt, ohne auch jetzt auf O’Shea einzugehen. »Etwas Ähnliches benutzen die Amazonas-Indianer für ihre Giftpfeile, wenngleich es physiologisch einen etwas anderen Mechanismus auslöst.«
    »Das ist aber eine sehr hilfreiche Information«, sagte O’Shea sarkastisch. »Vielleicht könnte ich jetzt noch etwas von eher praktischem Wert erfahren - etwa, ob ich befürchten muß, daß diese Lähmung in einem ungeeigneten Augenblick zurückkommt. Sagen wir, wenn ich bei neunzig Meilen pro Stunde am Steuer meines Wagens sitze.«
    »Keinesfalls«, versicherte ihm Dr. Tardoff. »Ihr Stoffwechsel hat das Mittel vollständig abgebaut. Um den gleichen Effekt noch einmal zu erzielen, müßte man Ihnen wieder eine Dosis injizieren.«
    »Ich denke, darauf verzichte ich.« O’Shea wandte sich an die Schwester. »Was ist jetzt mit meinem Revolver?«
    Er mußte ein paar Formulare unterschreiben, und dann bekam er seine Waffe zurück. Sie hatten sie in einen braunen Umschlag gesteckt und die Patronen in einen anderen geschüttet. O’Shea veranstaltete ein großes Spektakel damit, die Waffe gleich an der Theke zu laden und wieder in das Halfter zu schieben. Dann tippte er in einer Art Salut mit dem Zeigefinger an die Stirn und ging. Junge, war er froh, da rauszukommen.
    Mit einem Taxi fuhr er zurück zum Essex. Sein Wagen parkte noch immer vor dem Hydranten. Aber ehe er einstieg, stürmte er noch einmal ins Hotel.
    Der Portier erkundigte sich mit nervöser Fürsorglichkeit, wie es ihm gehe.
    »Prima, aber dafür kannst du nichts«, fauchte O’Shea ihn an. »Wieso hast du so lange gebraucht, um den Krankenwagen zu rufen? Ich hätte abkratzen könne, Herrgott noch mal.«
    »Ich dachte, Sie hätten vielleicht geschlafen«, sagte der Portier matt.
    O’Shea ließ es hingehen; er wußte, wenn er darüber nachdenken würde, würde er den Idioten wahrscheinlich erwürgen. Als ob ihm nach einem Nickerchen zumute wäre, nachdem er einen flüchtigen Straftäter mit gezogener Waffe festgenommen und mit Handschellen gefesselt hatte! Absurd.
    »Ist Mr. Bard noch mal hereingekommen?« fragte er.
    Der Portier schüttelte den Kopf.
    »Gib mir den Schlüssel für 5F!« befahl O’Shea. »Du warst doch nicht etwa schon oben, oder?«
    »Nein, Sir«, behauptete der Portier und gab ihm den Schlüssel.
    Langsam ging O’Shea die Treppe hinauf. Es gab jetzt keinen Grund mehr, sich zu beeilen. Er betrachtete das Schußloch und fragte sich, wieso die Kugel den Doktor verfehlt hatte; es war mitten in der Tür, knapp anderthalb Meter über dem Boden. Der Schuß hätte treffen müssen, und er hätte Jeffrey aufhalten müssen - sei es auch nur durch den Schock.
    Als er die Tür öffnete, sagte ihm seine Erfahrung sofort, daß der Portier gelogen hatte. Er war dagewesen und hatte nach Wertsachen gesucht. O’Shea warf einen Blick ins

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