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Narr

Narr

Titel: Narr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Schilddorfer und Weiss
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sich und Berner begriff.
    »Gehen wir ein wenig spazieren«, sagte Sina schließlich, und die drei Männer schlenderten die große Allee mit den ausladenden Kastanienbäumen entlang, während Georg erzählte. Niemand beachtete die Schatten zwischen den Gebüschen, die ihnen in sicherem Abstand folgten.
    Suarezstraße, Berlin-Charlottenburg/Deutschland
    D ie Gruppe rückte zielstrebig und unauffällig vor. Sie war mit einem dunkelgrünen Lieferwagen gekommen, auf dem die Aufschrift eines bekannten Sportartikelherstellers prangte. So schöpfte niemand Verdacht, als die Männer in den Jogginganzügen ausstiegen und zu laufen begannen. Was eher verwunderte, waren die Strickmützen, die trotz der sommerlichen Hitze alle Sportler trugen. Als die Gruppe in einer Hauseinfahrt verschwand, blieb ein Jogger zurück und lehnte sich lässig an die Hausmauer, bevor er den Reißverschluss seiner Jacke halb aufzog.
    Das automatische Tor stellte kein Hindernis dar. Einer der Männer nahm eine Fernbedienung aus der Tasche und schon begann der Flügel aufzuschwingen. Zügig, die Umgebung sichernd, schlüpfte einer nach dem anderen durch den rasch größer werdenden Spalt. Dann schloss sich das Tor wieder hinter ihnen. Den Maybach, der unter dem großen Kastanienbaum geparkt stand, beachteten sie gar nicht, sondern bogen rasch ab und öffneten mit einem Schlüssel die kleine Nebentür. Dann rollten sie den Rand ihrer Mützen herunter und zogen ihre Waffen.
    »Also, auf den ersten Blick sehe ich, dass die erste und letzte Zeile gleich sind und wir sieben Kreuze in jeder haben«, analysierte Paul, der sich mit den drei anderen über das Pergament beugte. »Außerdem zwei Zahlen in der dritten und fünften Zeile mit einer Summe von sechs. Keine Buchstabenzwischenräume in den mittleren fünf Zeilen. Wenn ihr mich fragt, dann müssen die erste und letzte Zeile sehr wichtig gewesen sein. Der Verfasser wollte darauf hinweisen und hat sie zwei Mal geschrieben.«
    Der Reporter nahm ein Lineal vom Tisch und legte es an. »Trotzdem ergeben Verbindungen zwischen den Kreuzen keinen Sinn, sie gehen meist an den Buchstaben vorbei.« Wagner wies auf die Zeichen, die den Text der ersten und letzten Zeile in ungleiche Buchstabengruppen teilten. »Es geht also nicht um die geometrischen Punkte, sondern vielleicht um …«
    »Major Goldmann, lassen Sie die Hände da, wo ich sie sehen kann.« Die Stimme schallte schneidend durch den Raum.
    Valerie, Paul, Singer und Marzin fuhren herum. Vier Mann mit ihren Waffen im Anschlag standen bereits im Zimmer, andere drängten lautlos durch die Tür herein. Der letzte schob den Chauffeur vor sich her, ein Kampfmesser am Hals seines Opfers. Plötzlich schien der Raum zu schrumpfen. Mit einer schnellen, wie selbstverständlichen Bewegung schnitt der Maskierte dem Mann die Kehle durch und ließ ihn zu Boden gleiten.
    Singer stieß einen gurgelnden Schrei aus, seine Hand fuhr in die Schreibtischlade und kam mit einer Beretta 92FS wieder heraus. Er hatte es blitzschnell und überraschend getan, doch bevor er abdrücken konnte, trafen ihn drei Kugeln in die Brust und schleuderten ihn gegen das Bücherregal. Es schien, als versuche er mit aller Kraft stehen zu bleiben, doch dann glitt er zu Boden.
    Valerie sah in die Sehschlitze der Masken. Die Männer hatten sie nicht eine Sekunde aus den Augen gelassen. Profis, fuhr es ihr durch den Kopf, ein eingespieltes Team.
    Paul Wagner und Peter Marzin standen erst wie erstarrt. Als Marzin sich schließlich zu Singer hinunterbeugen wollte, erfüllte die ruhige Stimme wieder den Raum.
    »Das würde ich nicht tun, Herr Marzin. Noch einen Zentimeter weiter und ich drücke ab. Die Pistole von Daniel Singer ist zu verführerisch. Aber Sie wären tot, bevor Sie auch nur daran denken könnten.« Die Stimme des Mannes, der offensichtlich der Anführer war, verriet keinerlei Emotionen. Nach einer unmerklichen Bewegung seiner Waffe ging einer der Maskierten mit großen Schritten zum Schreibtisch, schob Paul Wagner beiseite, nahm die beiden Dokumente und die Transkription vorsichtig an sich, rollte sie zusammen und steckte sie in den Zylinder mit dem Siegel der Romanows. Dann ging er, ohne sich umzudrehen, aus der Tür und Valerie hörte ihn die schmale Treppe hinablaufen.
    Wie auf ein unhörbares Kommando begann sich der Raum wieder zu leeren. Wenige Sekunden später stand nur mehr der Anführer in der Tür. Er steckte die Pistole weg, griff blitzschnell in seine Jacke, zog einen schwarzen

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