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Narr

Narr

Titel: Narr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Schilddorfer und Weiss
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Wangen rinnen. Der Reporter schaute wie angelegentlich auf die Neonschrift des Prindl, bis der Kommissar sich gefangen hatte.
    Dann war die Stimme Berners wieder fest. »Seine Frau saß neben ihm im Wagen und starb bei dem Unfall. Ruzicka liegt im Koma, hat nur wenig Chancen, durchzukommen, und niemand konnte ihn vom Tod seiner Frau unterrichten.« Berner fixierte Wagner. »Jetzt wissen Sie, warum ich so schnell wie möglich nach St. Pölten muss.«
    Der Reporter nickte und startete die Fireblade. »Steigen Sie auf, wir fahren zu mir und nehmen den Porsche. Ich will Ihnen nicht länger als nötig den kleinen Rücksitz zumuten.«
    Nach einer Fahrt in die niederösterreichische Landeshauptstadt, während der er wortlos grübelnd neben Wagner gesessen war, stürmte der Kommissar nun wie ein Elefant durch die Gänge. Berner hasste Spitäler, Krankenzimmer und den Geruch von frisch gebohnertem Linoleum. Es war Sonntag und ein dichter Strom von Besuchern schob sich durch die Eingangstore.
    »Alle Krankenhäuser riechen gleich«, brummte er zu Paul Wagner, der neben ihm ging und mit einem skizzierten Plan in der Hand den Weg zur Intensivstation suchte. »Ich frage mich, wie man hier gesund werden kann. Hunderte Schwestern, zu viele Ärzte, jede Menge Apparate und keine einzige Zigarette.« Paul lief wortlos neben ihm her. Er kannte den alten Griesgram Berner in der Zwischenzeit lange genug, um zu wissen, dass er sich ernste Sorgen machte.
    Endlich erreichten sie die Station und gerade, als sie läuten wollten, kam eine Ärztin um die Ecke gebogen, die dunkelblonden Haare zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden, zog eine Schlüsselkarte aus der Brusttasche und schaute die beiden Männer kühl an.
    »Zu wem möchten Sie?«, fragte sie und führte die Karte in einen Schlitz neben der Tür ein, die mit einem Summen aufsprang und sich öffnete. »Hier gibt es heute keine Besuchszeit, tut mir leid.« Ihr Ton verriet, dass es ihr keineswegs leidtat.
    »Ausnahmen bestätigen die Regel«, antwortete Paul Wagner und zog seinen Presseausweis. »Wir sind Freunde von Kommissar Ruzicka und wir wollten gerne mehr über seinen Zustand erfahren.«
    »… und das Letzte, was ich auf der Station am Sonntag brauche, ist die Presse«, kam es schnippisch zurück.
    Der Reporter verdrehte die Augen. »Können wir bitte mit der Stationsärztin reden?«, gab er zurück.
    »Das tun Sie bereits, Herr Wagner, und ich habe weder Zeit noch Lust, das Gespräch weiter fortzusetzen«, stellte die Ärztin fest und wollte durch die Türe ins Innere der Station verschwinden, als Berner sich ihr in den Weg stellte. Er hielt ihr seinen Polizeiausweis vor die Nase.
    »Kommissar Berner, Mordkommission Wien. Ich bin ein alter Freund von Gerald Ruzicka und ich will ihn sehen. Jetzt und sofort. Und dann will ich ein ärztliches Kommuniqué von Ihnen, und zwar in einem verständlichen Deutsch, damit ich weiß, wie es um ihn steht und was ich seiner Familie sagen soll.«
    Die Ärztin nahm den Ausweis mit spitzen Fingern und beäugte ihn misstrauisch. »Kommissar Berner … Ich habe von Ihnen gelesen, letztes Jahr, in den Zeitungen. Sind Sie nicht pensioniert?«
    Berner verlor die Geduld. »Hören Sie. Ich kann dafür sorgen, dass hier in zehn Minuten die gesamte St. Pöltner Mordkommission vor der Tür steht und Ihnen das Leben schwer macht. Was haben Sie lieber? Einen Massenauflauf von besorgten Kollegen oder uns beide? Und entscheiden Sie sich schnell, ich habe keine Zeit.«
    Die Ärztin überlegte einen Augenblick, dann gab sie Berner den Ausweis zurück. »Gut, kommen Sie mit.«
    Die Räume der Polizeidirektion St. Pölten waren sonntäglich verwaist. Urlaubszeit und Feiertag waren eine sommerliche Kombination, die alle Büros bis auf die üblichen Wochenenddienste geleert hatte. Sogar der spärliche Verkehr auf der nahe gelegenen Westautobahn lief unfallfrei. Der Beamte im verschwitzten, kurzärmeligen Hemd schaute nur kurz von seinem Sudoku auf, als Wagner und Berner ins Büro stürmten.
    »Sie wünschen?« Es war eher eine Drohung, die jeden Wunsch im Keim ersticken sollte.
    »Die Spurensicherung hier in fünfzehn Minuten.« Berner war nicht mehr zu verbindlichen Eröffnungsvarianten aufgelegt. Der Mann hinter dem Schreibtisch schaute ihn an, als ob er den Verstand verloren hätte. Er legte vorsichtig den Stift zur Seite und blickte verärgert von Wagner zu Berner und wieder zurück. Dann stand er auf und baute sich vor den beiden Männern auf.
    »Und warum

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