Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Narr

Narr

Titel: Narr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Schilddorfer und Weiss
Vom Netzwerk:
war gut geplant«, murmelte Berner grimmig.
    »… und dann schnell und professionell durchgezogen«, ergänzte Wagner. »Sie hatten nicht viel Zeit für die Vorbereitungen. Erst gestern Abend war Ruzicka auf der Bildfläche erschienen, als er den Mord in Nussdorf untersuchte. Keine vierundzwanzig Stunden später war alles vorbei.«
    Der Kommissar schaute aus dem Fenster und sah Schönbrunn näher kommen. Die weltberühmte Sommerresidenz der Habsburger, unter Kaiserin Maria Theresia erbaut, leuchtete im Licht zahlloser Scheinwerfer. Dutzende Touristenbusse parkten vor der Sehenswürdigkeit und versperrten immer wieder den Ausblick auf große Teile der Parks und des Schlossplatzes. Die Ampel sprang auf Rot und der Porsche war kaum zum Stehen gekommen, als eine Gruppe von französischen Urlaubern hinter ihrem Reiseleiter mit der obligaten Landesfahne in der hochgereckten Hand über die Straße stürmte. Die effektvoll beleuchteten Parkanlagen waren auch am Abend ein Touristenmagnet.
    Aus der Einfahrt des Schlosses glitt langsam und majestätisch ein alter, zweifarbig lackierter Rolls-Royce, der auf Hochglanz poliert war. In seinem Lack spiegelte sich die Fassade Schönbrunns.
    »Was für ein Schmuckstück!«, rief Wagner bewundernd und fragte sich, wer hinter den verdunkelten Scheiben so stilvoll chauffiert wurde. »Der Rolls muss aus den Fünfzigerjahren stammen.« Die Limousine beschleunigte sanft, überquerte die Straße und verschwand in Richtung Westbahnhof.
    »So lange kann niemand arbeiten, um diesen Wagen ehrlich zu verdienen«, brummte Berner und zog sein Notizbuch heraus, kritzelte etwas hinein und steckte es wieder ein. »Lassen Sie mich in der Nähe der U-Bahn aussteigen, ich muss noch mit jemandem reden, der in großer Gesellschaft immer so nervös wird«, meinte der Kommissar, als Wagner beschleunigte und weiter in Richtung Innenstadt fuhr. Zwei Ampeln später deutete der Kommissar auf die blaue Tafel mit dem weißen »U«, die in der Ferne leuchtete. »Am besten da vorn.«
    Als der Porsche vor der U-Bahn-Haltestelle im Parkverbot ausrollte, öffnete Berner die Wagentür, lehnte sich zu Wagner hinüber und legte dem Reporter die Hand auf den Arm.
    »Passen Sie auf sich auf. Ich frage mich die ganze Zeit, was Ruzicka so Sensibles herausgefunden hat, Wagner. Aber was immer es auch ist, viel spricht dafür, dass Sie es ebenfalls wissen. Haben Sie schon einmal darüber nachgedacht?« Damit stieg Berner aus und ließ einen nachdenklichen Reporter zurück, der sich fragte, was sie wohl beide übersehen hatten.
    Innere Stadt, Wien/Österreich
    N ach dem Mord an den beiden Polizeibeamten und der darauffolgenden Panik in der Herrengasse hatte sich die Demonstration in der anbrechenden Dunkelheit langsam aufzulösen begonnen. Die angeforderten Wasserwerfer spülten die wenigen noch übrig gebliebenen Randalierer weg und bereiteten damit dem Tumult ein Ende. Mannschaftstransporter, Polizei- und Rettungswagen rasten durch die Innere Stadt und über die Ringstraße. Die Notaufnahmen der Wiener Spitäler waren komplett überfüllt und der Ausnahmesituation kaum gewachsen. Die Ärzte und das Pflegepersonal versuchten, eine möglichst große Zahl an eingelieferten Verletzten nach der medizinischen Erstversorgung wieder nach Hause zu schicken, um Platz für die zahlreichen Neuankömmlinge zu schaffen. In diesem Durcheinander nach der Straßenschlacht achtete niemand auf den weißen Kleintransporter mit dem Firmenlogo einer stadtbekannten Wäscherei, der in einer Seitengasse geparkt rhythmisch hin und her schwankte. Als er endlich zum Stillstand gekommen war, verließ ein Schwarzgekleideter beinahe lautlos den Laderaum, schlug die Tür hinter sich zu und stieg ins Führerhaus. Die Scheinwerfer gingen an und der Motor wurde gestartet. Gemütlich setzte sich der Transporter in Bewegung, rollte langsam durch die verwaisten Gassen und über die leeren Plätze der Inneren Stadt, die mit weggeworfenen Transparenten, Flugzetteln und Zeitungen übersät waren.
    Am Heldenplatz vor der Neuen Burg hielt der Wagen an, genau zwischen den beiden Reiterstandbildern von Prinz Eugen und Erzherzog Karl. Die Scheinwerfer erloschen, der Motor verstummte. Der Fahrer stieg aus und ging gemächlich zur Rückseite des Wagens. Die Türen zum Laderaum öffneten sich und zwei weitere schwarze Gestalten sprangen heraus, die ein großes, schweres Bündel von der Ladefläche zogen und es zwischen sich über den Asphalt schleiften. Sie hatten nicht weit

Weitere Kostenlose Bücher