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Narr

Narr

Titel: Narr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Schilddorfer und Weiss
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große Gestalt in schwarzer Chauffeuruniform stieg aus, kam Sina entgegen. Georg blieb verwirrt stehen. Das war nicht Irina Sharapova, sondern unverkennbar ein Mann, das Gesicht hinter einer schwarzen Maske verborgen. Dazu trug er Kappe, Handschuhe, Reithosen und gewichste Stiefel. Die Volto nero glich Georgs Maske bis ins kleinste Detail.
    Der Fremde kam weiter auf Georg zu, in der rechten Hand ein auf Hochglanz poliertes Serviertablett mit einem einzelnen weißen Kuvert. Georg wollte laut grüßen, aber der Unbekannte schlug die Hacken zusammen und streckte ihm wortlos den Brief entgegen.
    Sina zögerte und ein mulmiges Gefühl machte sich in seinem Magen breit. Vielleicht wäre es das Richtige, sich einfach umzudrehen und wegzugehen – nein – wegzurennen, fuhr es ihm durch den Kopf. Jedoch sein Gegenüber hielt ihm noch immer bewegungslos das Tablett hin und schließlich griff Georg zu. Ohne den Überbringer der Nachricht aus den Augen zu lassen, öffnete er den Umschlag und zog eine elegante Carte de Visite aus Büttenpapier heraus. Der Fremde bedeutete Georg mit dem Kopf, die Nachricht darauf zu lesen. Nur zögernd kam Sina der Aufforderung nach und überflog schließlich hastig den kurzen Text, gedruckt in englischer Schreibschrift:
    »Sehr geehrter Professor Sina, wir freuen uns aufrichtig, dass Sie unsere Einladung angenommen haben, und erlauben uns nun, Sie zu einer kleinen Fahrt ins Blaue zu verführen. Der Chauffeur wird sie zu einer Villa bringen, wo eine Überraschung auf Sie wartet. Versuchen Sie bitte nicht, eine Konversation mit Fahrer oder Beifahrer zu führen. Dies ist weder notwendig noch möglich, denn beide sind von Geburt an stumm. Vielleicht können Sie daraus unser Bemühen um Ihre Sicherheit und um größtmögliche Diskretion ablesen. Die Abendgesellschaft, zu der wir Sie bringen werden, ist erlesen und elitär, der Zutritt nur mittels eines Passwortes möglich. Dieses werden Ihnen unsere Mitarbeiter vor Ort übergeben. Wir wünschen Ihnen eine angenehme Fahrt und freuen uns auf Ihren Besuch.«
    Das Billet sollte ihn wohl beruhigen, erreichte aber genau das Gegenteil. Der Chauffeur verbeugte sich und geleitete den Wissenschaftler mit einer einladenden Geste zum Rolls-Royce, öffnete den Wagenschlag im Fond und der Geruch von Connolly-Leder schlug Sina entgegen.
    Georg stieg ein und ließ sich in die kühle Lederbank sinken. Eine Hand im schwarzen Handschuh griff nach dem Schalter für die Innenbeleuchtung, schaltete sie ein und deutete dann auf einen mit Eiswürfeln gefüllten Sektkübel mit einer geöffneten Magnumflasche Dom Perignon und die dazugehörigen Gläser. Dann wurde die Wagentür dezent geschlossen und fiel mit einem leisen Klicken ins Schloss.
    »Das nenne ich Luxus pur, Herr Professor«, brummte Georg kaum hörbar, »jetzt ist nur die Frage, ob du ein Riesenrindvieh oder ein Glückspilz bist, der sich auf so ein Abenteuer einlässt.« Er sah sich neugierig im Wageninneren um. Die Vorhänge vor den hinteren Seitenfenstern waren zugezogen und festgeknüpft, das Abendlicht fiel lediglich durch die Rück-und die Windschutzscheibe ins Wageninnere.
    Der Fahrer am Lenkrad auf der rechten Wagenseite war genauso gekleidet wie sein Kollege, der Sina in den Silver Cloud hineinkomplimentiert hatte. Im Rückspiegel konnte Georg nur die Augen des Chauffeurs durch dessen schwarze Maske erkennen. Sie beobachteten ihn genau.
    »Sehr schön, ein Original … rechtsgesteuert …«, versuchte es Georg im leichten Plauderton, erntete aber keinerlei Reaktion. »Entschuldigen Sie, ich vergaß, Konversation ist weder notwendig noch möglich …« Er winkte ab. Was rede ich für Blödsinn, die können mich sowieso nicht hören, dachte er, und rutschte nervös hin und her. Um seine Verwirrung zu kaschieren und um sich zu beschäftigen, begann er nach dem Sicherheitsgurt zu suchen. »Idiot, da gibt es keinen«, zischte er leise und genierte sich plötzlich vor dem Augenpaar im mittleren Rückspiegel. Der glaubt jetzt, ich komme frisch von der Scholle, dachte Georg verlegen und verschränkte schließlich die Arme vor der Brust.
    Kaum hatte der Beifahrer neben dem Chauffeur Platz genommen, verriegelten sich die Türen mit einem trockenen »Klack« wie von Geisterhand. Georg war sich nicht mehr so sicher, ob es eine gute Idee gewesen war, die Einladung anzunehmen. Nur die Aussicht, endlich Irina wiederzusehen, ließ ihn das kleine Spielchen mitspielen.
    Der elegante, im Vergleich zu neueren Modellen der

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