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Narrenspiel: Peter Nachtigalls dritter Fall (German Edition)

Narrenspiel: Peter Nachtigalls dritter Fall (German Edition)

Titel: Narrenspiel: Peter Nachtigalls dritter Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franziska Steinhauer
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bei der Demo kaputtgegangen.«
    »Ich habe neulich versucht, mit meinem Sören über seinen Hang zu Techno zu sprechen – aber er sagt, er lässt sich nicht auch noch die Musik von mir vorschreiben, die er mögen darf. Es sei schon belastend genug, dass es nie mehr was Richtiges zu Essen bei uns gäbe.«
    »Geht mir mit meinem Sprössling ähnlich. Er steht auf Black Metall – wirklich hartes Zeug. Und wenn ich ehrlich bin, traue ich mich nicht, ihm die CDs einfach wegzunehmen. Er ist jetzt 17, da kann man so was doch nicht mehr machen. Oder?«
    »Meine Betty will auch nicht auf ihre Musik verzichten. Aber bei mir läuft Klassik und ich glaube, langsam hört sie sich ein.«
    »Es geht nicht um Klassik oder Metall – es geht um die Texte. Es sollte nicht so sein, dass sich die Kids gewaltverherrlichende Texte anhören. Pop ist doch auch in Ordnung. Da geht es oft um Liebe oder es sind Texte gegen den Krieg, für Freundschaft, gegen Drogen. Wenn ihr mit euren Kindern da Probleme habt, schlage ich vor, wir machen einen Workshop zu dem Thema. Alle bringen ihre Lieblingsmusik und Texte der Titel mit. Danach gehen wir das Ganze durch und besprechen mit ihnen, warum wir was nicht gut finden, was haltet ihr davon?«
    Die Gruppe nickte zustimmend.
    Markus hört auch immer irgendwelche Musik. ›Nirvana‹ war mal hoher Favorit. Er wusste nicht, was sein Bruder im Moment mochte, darüber hatten sie schon lange nicht mehr gesprochen.
    Sie suchten einen günstigen Termin für den Workshop und wandten sich dann der Planung für den Sonntag zu.
    »Die Polizei wird diesmal besser vorbereitet sein. Wir werden vor dem Stadion wieder auf genau diese Leute treffen, die mich gerade angegriffen haben! Keine unnötigen Provokationen – ihr lasst euch auf nichts ein. Wer bedrängt wird, rollt sein Transparent ein und wechselt den Platz. Auf gar keinen Fall wird etwa körperlicher Einsatz von unserer Seite aus zu sehen sein. Denkt daran – überall sind Kameras –, wenn ihr nicht wollt, dass am Abend Videos von prügelnden Mind Watchers zu sehen sind, dann haltet euch zurück. Im Notfall flieht ihr hinter die Linien der Polizei!«
     
    Als die Sitzung beendet war und die Gruppe den Versammlungsraum verlassen hatte, nahm der Wirt Paul Mehring zur Seite und sagte laut und deutlich, sodass es im Gastraum gut zu hören war, »Freundchen, das war eure letzte Sitzung hier. Ich lass mir doch nicht wegen euch die Bude demolieren!«
    Paul nickte verständnisvoll, lächelte freundlich und verließ das Lokal, um mit seinem Bruder alle offenen Rechnungen mit einem Mal zu begleichen.

44
    »Paul Mehring ist auf dem Weg nach Finsterwalde. Die Streife hat gerade Bescheid gegeben.«
    Nachtigall grunzte.
    »Was will der denn um diese Zeit in Finsterwalde? Es ist doch schon fast sieben.«
    Trotz der intensiven Fahndung hatten sie den Wagen von Markus bisher nicht finden können und Nachtigall war unzufrieden. Er wollte den Abend eigentlich ganz anders verbringen – aber so wie es jetzt aussah, würde sich der Dienst heute noch hinziehen.
    »Ruf doch im Klinikum an und frag dort nach, ob der junge Mehring vielleicht am Bett von Florian Kessler sitzt. Das wäre typisch – wir suchen überall und er macht einen Krankenbesuch!«
    Minuten später stand Wiener vor Nachtigalls Schreibtisch. »Du hattest recht. Er war da – und nun ist er wieder weg. Aber auf dem Nachttisch von Florian Kessler liegt ein Brief. Die Schwester meint, er sähe fast aus wie ein Abschiedsbrief.«
    »Albrecht, komm! Wir gehen uns das ansehen!«, trotz seiner massigen Statur rannte der Hauptkommissar überraschend schnell über den Flur.
    »Und ich?«, rief Michael Wiener den Kollegen nach.
    »Einer muss doch für die Überwachung erreichbar sein!«
    »Ja, ja!«, maulte der junge Mann und warf dem Telefon einen wütenden Blick zu, »einer muss den Telefondienst machen!«
     
    Der Brief auf Florians Nachttisch war in einem schwarzen Kuvert.
    Auf einen weißen Etikettenaufkleber hatte Markus geschrieben: für Florian, mein Leben .
    Vorsichtig nahm Nachtigall den Umschlag in die Hand. Er wog kaum etwas – für einen Abschiedsbrief vielleicht ein bisschen schwerelos, überlegte er. Unter dem Umschlag lag das neue Album von ›Rosenstolz‹. Musik für den Freund, das war noch nachvollziehbar, aber einen Brief würde Florian nicht lesen können – jedenfalls im Moment nicht.
    Er warf einen betroffenen Blick auf die blasse Gestalt. Wie unerträglich musste die Situation für diesen

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