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Narrenspiel: Peter Nachtigalls dritter Fall (German Edition)

Narrenspiel: Peter Nachtigalls dritter Fall (German Edition)

Titel: Narrenspiel: Peter Nachtigalls dritter Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franziska Steinhauer
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als spräche sie nicht über ihren eigenen Sohn, sondern einen völlig fremden Menschen.
    »Ja. Es tut mir leid.«
    Sie starrte auf den Waldrand.
    »Mir auch. Er hat immer sehr gelitten – selbst wenn es nichts zu leiden gab. Es wurde eine grundsätzliche Haltung bei ihm. Die Welt war ungerecht und hatte sich gegen ihn verschworen. Es war ihm nicht mehr auszureden. Mit diesem Vater war es nicht einfach – aber so wie er am Ende den Ärger förmlich provoziert hat, musste man sich eigentlich nicht wundern, wenn es ständig Schwierigkeiten gab. Er hatte wenigstens eine Art Taschengeld. Ich nicht. Er konnte unter tausendundeinem Vorwand das Haus verlassen. Ich nicht. Wenn er auf der Straße mit den Nachbarn belangloses Zeug besprach, war das für seinen Vater kein Problem. Ich durfte das nicht. Aber Hans-Jürgen hatte ja auch eine Menge vor mir zu verbergen. Da musste er sicherheitshalber alle Kontakte nach außen gründlich beschneiden, nicht?«
    »Und Paul?«
    »Paul war anders. Paul sagte immer zu mir, ›ich kann machen, was ich will, wenn ich volljährig bin, ziehe ich aus.‹ Gut – so schnell hat es zu seinem Leidwesen nicht geklappt, die Schule dauerte länger und dann der Zivildienst. Er hat es einfach später wahrgemacht und ist ausgezogen. Vielleicht hätte er es ohne Katharina und ihren süßen Lucas nie geschafft, aber so wendet sich jetzt alles zum Guten. Markus nahm ihm das übel.«
    »Markus hat die Drohbriefe geschickt. Er hoffte, wir würden glauben, die Mind Watchers steckten hinter der Tat und er versuchte Paul dazu zu bringen, den Mord zu begehen.«
    »Tatsächlich? Die Sache mit der Katze, das war Markus? Du liebe Zeit. Ich glaube, ich muss Ihnen etwas erzählen. Hans-Jürgen wollte nicht, dass es jemand erfährt, aber mein Schwiegervater warnte mich einmal bei einem unserer seltenen Gespräche. Er riet mir auf meine Söhne gut aufzupassen, einer seiner Onkel sei an einer schwerwiegenden Geisteskrankheit verstorben. Er sei gemeingefährlich gewesen und habe die letzten Jahre seines Lebens in einem psychiatrischen Krankenhaus gelebt – eingeschlossen in einer Einzelzelle.«
    »Und nun glauben Sie, Markus sei auch krank?«
    »Wer weiß. Man sollte es auf jeden Fall überprüfen lassen. Erst habe ich es ja bei Paul vermutet, aber er ist jetzt ganz anders, ruhig und still.«
    »Was ich mich die ganze Zeit frage: Warum haben Sie Ihren Mann nicht einfach verlassen? Sie hätten die Scheidung einreichen und zum Beispiel mit Ihren Jungs ins Frauenhaus ziehen können. Oder ihn bei der Polizei anzeigen. Warum sind Sie geblieben?«
    Sie sah auf den Boden und schien um die richtige Antwort zu ringen.
    »Wollen Sie das ehrlich wissen?«
    »Ja.«
    »Dann muss ich Ihnen mehrere Antworten geben.« Sie holte tief Luft und legte die Hände auf ihrem Schoß ineinander. »Zum einen hat Hans-Jürgen immer damit gedroht, mich oder die Jungs umzubringen. ›Wenn du es wagst, mich zu verlassen, bringe ich dich oder die Kinder um! Und ich werde euch finden, da kannst du sicher sein!‹ Das habe ich geglaubt. Er war unerbittlich, das wusste ich zu der Zeit schon. Dieser Mann kannte keine Gnade! Und wohin hätte ich gehen sollen, ohne Geld, ohne Ausbildung? Hier waren wir wenigstens versorgt. Zum anderen glaubte ich, die Situation würde sich mit den Jahren bessern, er würde älter und ruhiger werden, sich nicht trauen, vor den Kindern seine Show abzuziehen. Doch ich hatte mich getäuscht. Aber als ich das erkannte, war es für mich schon zu spät. Ich habe die Kraft nicht aufgebracht. Durch die vielen Demütigungen war ich wie betäubt. Das Einzige, was ich noch tun konnte, war für die Jungs das Beste aus der Sache zu machen.«
    »Hat er Sie geschlagen?«
    »Auch, aber das war nicht das Schlimmste. Markus hat immer gesagt, er sei ein Sadist und das stimmt. Er hat viel Mühe darauf verwand herauszufinden, was der andere nicht mochte, verabscheute, wovor er sich ekelte, was ihn demütigte. Und genau das tat er dann. Ständig. Er sorgte für permanente Freudlosigkeit – und nahm mir die Möglichkeit, mit anderen über meine Lage zu sprechen. Er kontrollierte jeden meiner Schritte, jedes meiner Worte. War auch ziemlich einfach für ihn. Er arbeitete ja im Haus.«
    »Vielleicht hätte es gereicht, ihn einmal richtig in die Schranken zu weisen – und er wäre lammfromm geworden.«
    »Nein – das widersprach seinem Bild von Männlichkeit. Kennen Sie: ›Der Widerspenstigen Zähmung‹? So hat er es mit mir gemacht. Mich

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