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Narrenspiel: Peter Nachtigalls dritter Fall (German Edition)

Narrenspiel: Peter Nachtigalls dritter Fall (German Edition)

Titel: Narrenspiel: Peter Nachtigalls dritter Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franziska Steinhauer
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nicht lange und das Herbstgrau würde sich wieder überall breit machen.
    Fröstelnd zog er die Schultern hoch.
    Ob Conny vielleicht schon zu Hause war?
    Er könnte sie anrufen und die eigenartige Stimmung bei einem gemütlichen Abend mit ihr gemeinsam vertreiben.
    ›Selbstmitleid!‹, identifizierte er seinen Zustand, ›Mann – tu was!‹
    Entschlossen wählte er ihre Nummer.
    Schon in dem Moment, in dem sie sich meldete, fühlte er sich seltsam losgelöst. Ihre Stimme klang fröhlich und sinnlich zugleich, ein Versprechen. Schon eine halbe Stunde später hielt er sie fest im Arm, als sie auf den Wegen des Fürsten Pückler durch dessen Park schlenderten.
    Das Schloss wirkte trotz des abendlich grauen Lichts einladend. Hinter den Fenstern brannte noch Licht, vom Marstall her hörten sie Stimmen, die verrieten, dass einige unerschrockene Gäste trotz der Kühle noch draußen im Garten des Restaurants saßen.
    »Das muss schon ein toller Mann gewesen sein, dieser Fürst. Es hat die Frauen doch sicher tief beeindruckt, als er mit einem Gespann aus weißen Hirschen vor dem Kranzler in Berlin vorgefahren ist«, schwärmte Conny leise.
    »Und die anderen Charmeure wurden regelmäßig blass vor Neid! Wie sollten sie denn so einen Typen ausstechen – es muss ziemlich hoffnungslos gewesen sein.«
    »Naja, nicht alle Frauen stehen auf Heißsporne. Manch einer wird schon damals ein verlässlicher Partner lieber gewesen sein. Aber wenn ich es genau bedenke – so ein Gespann mit weißen Hirschen«, sie lachte leise, weil sie spürte, wie Nachtigall seinen Arm fester um sie legte.
    »Na, wohin nun, Herr Hauptkommissar?«
    Sie lehnte ihren Kopf schwer an seine Schulter und als er sanft ihren Scheitel küsste, atmete er den frischen Duft ihres Haares ein.
    »Hm. Du riechst gut«, brummte er.
    »Zu dir oder zu mir?«, flüsterte sie und wandte ihm ihr Gesicht zu.
    Er küsste sie zärtlich und spürte, wie seine Welt wieder auf Kurs kam.

14
    Dienstag
     
    Die Thomas-Müntzer-Schule war ein großer, brauner Gebäudekomplex inmitten einer Parkanlage. Ein bisschen wehmütig dachte Albrecht Skorubski, dass hier nun bald keine Kinder und Jugendliche mehr unterrichtet würden. Wegen des allgemeinen Schülermangels gab es für die Schule keine Zukunft mehr.
    Die Turnhalle, die von den unterschiedlichsten Sportgruppen genutzt werden konnte, war ein grauer, wenig einladender Bau. Durch einen abgesetzten Vorbau war eine stufige Struktur entstanden, Fenster in diesem Teil der hinteren Wand ließen viel Licht einfallen. Neben dem Gebäude befand sich ein sandig-staubiger Bolzplatz mit netzlosen Toren, auf dem niemand spielte. ›Fast wie in einer Geisterstadt!‹ Er schüttelte über sich selbst den Kopf.
    Der Karnevalsverein ›Die drei goldenen Haare‹ war mit der Kostümprobe für den großen Auftritt in der Stadthalle Cottbus beschäftigt, als Nachtigall und Skorubski am nächsten Morgen dort eintrafen. Hektisch liefen ganz, halb und nicht verkleidete, große und kleine Leute wild durcheinander. Ein Herr in Jeans und bequemem Strickpulli versuchte so lauthals wie vergeblich, das Chaos in Ordnung zu verwandeln, indem er den Vorübereilenden Kommandos zurief.
    »Was machst du denn hier?! Dein Platz ist doch links! Links!«
    »Nun schau aber zu, dass du das Kostüm endlich anhast! Wie lange soll denn das noch dauern?«
    »Wer ist das dort drüben, der da schon wieder aus der Reihe tanzt! Nein, du kannst jetzt nicht zur Toilette! Du stellst dich an deinen Platz!«
    Nachtigall beobachtete ihn eine Weile und hatte das Gefühl, der Rufer schaffe nur noch mehr Unordnung, als ohnehin schon vorhanden war. Da er aber derjenige zu sein schien, der eine übergeordnete Funktion innehatte, beschloss er, sich an ihn zu wenden.
    »Hier rüber! Marianne! Nun pass doch auf die Kleine hier auf! Die trampelt ständig auf dem Schwanz des Kostüms rum! Da ist das Teil hin, bevor es überhaupt je zum Karneval getragen wurde!«, herrschte der Strickpulliträger eine große, schwere Frau an, die ein sich sträubendes Mädchen hinter sich herzog, das kaum älter als zwei Jahre sein konnte.
    Entschlossen kämpften die beiden Ermittler sich durch die Reihen der Teufel und Teufelchen.
    »Kriminalpolizei Cottbus, Hauptkommissar Nachtigall und das ist mein Kollege Skorubski. Wir untersuchen den Mord an Hans-Jürgen Mehring.«
    In dem markanten Gesicht des Angesprochenen mit den hohen Wangenknochen zuckte es leicht und die überraschend dunklen Augen fixierten

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