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Narrenspiel: Peter Nachtigalls dritter Fall (German Edition)

Narrenspiel: Peter Nachtigalls dritter Fall (German Edition)

Titel: Narrenspiel: Peter Nachtigalls dritter Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franziska Steinhauer
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kritische Blick aus den leuchtend grünen Augen verwirrte ihn und er spürte, wie ihm der Schweiß ausbrach.
    »Ich glaube kaum, dass ich Ihnen da behilflich sein kann. Wir waren im selben Verein und gut.«
    »Sie wären erstaunt, wenn Sie wüssten, wie viel man doch über den anderen weiß, obwohl man ihn nicht näher zu kennen glaubt«, versicherte Michael Wiener, als sie die Tür weit öffnete, um ihn eintreten zu lassen. Von einem schmalen Flur gingen fünf Türen ab. Hinter einer hörte man, kaum dass der junge Ermittler seinen Fuß über die Schwelle gesetzt hatte, wütendes Gebell.
    Massive Kratzgeräusche deuteten die wilde Entschlossenheit des eingeschlossenen Hundes an, sich sofort auf den Eindringling zu stürzen, sollte die Tür zu seinem Gefängnis geöffnet werden.
    »Das ist nur Zerberus«, beruhigte Frau Wagner ihren Besucher.
    »Aha. Klingt, als hätte der Höllenhund gewaltig schlechte Laune.«
    »Er wüsste eben gerne, wer hier in sein Revier eingedrungen ist. Zerberus ist ein bisschen wild – aber im Grunde völlig harmlos.«
    Das Gebell wurde schärfer und der Hund unterstrich sein Missfallen durch bedrohliches Knurren. Wiener beeilte sich an der Tür vorbeizukommen. Bei einem seiner letzten Fälle war er von einer panischen Ratte gebissen worden und manchmal schmerzte der Finger heute noch.
    »Immer geradeaus und dann links. Das ist die Küche. Wir müssen uns dort unterhalten – ich koche gerade Marmelade.«
    »Aus!«, befahl sie lässig, als sie die Tür passierte, hinter der der Hund inzwischen einem Tobsuchtsanfall nahe zu sein schien, und sofort kehrte Ruhe ein.
    »Er ist ein Angeber«, erklärte Claudia Wagner achselzuckend, »echt kein Grund zur Sorge. Vielleicht liegt es am Namen. Ich hätte ihn lieber Socke oder so nennen sollen – Zerberus klingt natürlich unsagbar wichtig.«
    Wiener folgte der jungen Frau in einen sonnigen Raum mit gelben und orangefarbenen Wänden. Helle Küchenmöbel, ein kleiner Tisch und zwei Stühle mit apfelgrünen Sitzpolstern verliehen dem Raum zusätzlich eine fröhliche Atmosphäre.
    »Kaffee?« Sie wartete die Antwort nicht ab, sondern stellte ihm einen Kaffeepott, Milch und schwedische Knäckebrötchen – Skorpa – auf den Tisch, dazu einen kleinen Teller und ein Glas selbstgemachter Marmelade.
    »Die habe ich gestern eingekocht: rote Johannisbeere mit Pfefferminze. Probieren Sie ruhig.«
    Michael Wiener kostete.
    »Hmmm – das ist wirklich lecker! Schön sauer und frisch. Sind Sie denn schon lange Mitglied in diesem Karnevalsverein?«
    Er bemerkte mit Bedauern, wie sich ihr fröhliches Gesicht verschloss. Das Thema schien ihr ausgesprochen unangenehm zu sein.
    »Ich bin seit Ewigkeiten dabei. Seit – pffff – na, ungefähr 10 Jahren. Kann auch ein bisschen länger sein, ich glaube, ich war damals 10 oder 11 Jahre alt. Meine Mutter hielt es für eine gute Idee, sie meinte, dort könnte ich lernen, meine Unsicherheit und Schüchternheit zu überwinden. Mehring war damals auch schon Mitglied, aber er hatte noch nicht viel zu sagen. Die drei Gründungsmitglieder und ihre Nachkommen waren der Vorstand. Das änderte sich, als zwei von ihnen innerhalb eines halben Jahres verstarben – sie waren schon sehr alt. Die Familie war lange das Rückgrat des Vereins – doch mehr und mehr übertrugen sie die alltäglichen Aufgaben an andere. Auf diese Weise kam Mehring in den ›inner circle‹.«
    »Und welche Aufgaben hat dieser innere Kreis?«
    »Sie verwalten die Beiträge, kümmern sich um Auftritte und Honorare. Der Mehring hat irgendwann angefangen, alle Kompetenzen an sich zu reißen – weil er es besser konnte als die anderen, war seine Begründung. Und er konnte wirklich gut mit Geld umgehen, vereinbarte Auftritte in renommierten Hallen und sorgte für angemessene Bezahlung. Schlimm wurde es erst, als wir zum ersten Mal bei der Fernsehgala auftreten durften. Er hatte die Beziehungen zu den richtigen Leuten – und damit fing er an, alles selbst in die Hand zu nehmen, was den Verein betraf.«
    »Herr Bartel hat ausgesagt, Herr Mehring habe besonders zu den weiblichen Vereinsmitgliedern gute Kontakte unterhalten. Können Sie das bestätigen?«
    »Ja, ich denke schon«, antwortete sie leise, drehte sich um und wandte sich ihrer Marmelade zu.
    »Zu Ihnen auch?«
    »Ja«, jetzt flüsterte sie nur noch.
    »Und das bedeutet?«, hakte Wiener mit ebenfalls gesenkter Stimme nach.
    »Dass er ein Schwein war!«
    Sie fuhr herum und funkelte ihn an.
    »Es ist

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