Narrenspiel: Peter Nachtigalls dritter Fall (German Edition)
hatte, kehrte er an Florians Bett zurück und erzählte ihm davon, wie er für ihre gemeinsame Zukunft gesorgt hatte, tröstete ihn und versprach, immer für ihn da zu sein. Und er berichtete auch von seinen Erlebnissen bei der Testamentseröffnung und danach. Er versuchte es lustig zu tun und spürte doch, wie er sich immer mehr von sich selbst entfernte.
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Freitag
»Guten Morgen!«, fröhlich begrüßte Michael Wiener seine Kollegen und startete seinen PC.
»Gut, dass du da bist, dann wären wir komplett. Guten Morgen! Ich war gestern doch noch bei Rolf Bartel im Krankenhaus und er hat mir erzählt, er sei überfallen und geschlagen worden. Zum Schluss fiel der Name Mehring. Ich habe dann gecheckt, wo die beiden Brüder am Nachmittag nach der Testamentseröffnung waren und Markus hat wieder ein Alibi durch seine Mutter, Paul war in seiner Wohnung und hat am Laptop gearbeitet. Vorsichtshalber habe ich einen Wachmann vor Bartels Tür postiert. Mir ist da nämlich noch ein ganz anderer Gedanke gekommen: Wenn der Bartel den Mörder auf dem Video erkannt hat, dann wollte er mir vielleicht mit Mehring nur sagen, dass der Überfall mit dem Fall Mehring zu tun hat. Ich denke mir das so: Rolf Bartel erkennt hier den Mörder – woran auch immer – und ruft ihn sofort an, um sein neues Wissen mit ihm zu teilen. Er versucht eine Erpressung und trifft sich mit ihm. Der Täter hat aber nicht vor, sich auf die Erpressung einzulassen und bringt einen Baseballschläger oder so etwas mit. Damit prügelt er auf Bartel ein. Er muss wohl geglaubt haben, der Mann sei tot, denn er hat ihn liegen lassen und hat danach bestimmt die Waffe entsorgt.«
»Mörder sind gefährliche Menschen. Hat Bartel das nicht gewusst?«, fragte Skorubski. »Wo er doch ständig mit Teufeln zu tun hat. Warum hast du ihn nicht gefragt, was er sagen wollte?«
»Weil er plötzlich das Bewusstsein verloren hat und seither nicht mehr ansprechbar ist.«
»Das heißt, Rolf Bartel hat den Mörder erkannt. Aber außer ihm haben bisher alle Zeugen angegeben, ihn nicht zu kennen. Wir haben die falschen Leute gefragt.«
»Wir werden heute eine Sequenz über die Tagesschau ausstrahlen lassen – oder bei der Tagesschau lassen wir es ankündigen und LTV strahlt sie aus. Das werden wir absprechen. Und dann findet sich vielleicht noch jemand, der die Person erkennt.«
»Und erpresst ihn, wird zusammengeschlagen ...«
»Nein, soweit darf es natürlich nicht kommen! Wir warnen vor der Gefährlichkeit.«
»Rosemarie Phillip hat doch von einem Florian erzählt, der Solotänzer bei den ›drei goldenen Haaren‹ war und diesen Unfall hatte. Sie meinte, er sei ein Freund von Markus Mehring. Kannst du bitte rauskriegen, was für eine Art Unfall das war?«
»Gibt es auch einen Nachnamen?«, fragte Wiener.
»Nein. Aber wir haben doch die Mitgliederliste! Da müsste er doch drinstehen.«
»Bestimmt – ich suche. Er wird vielleicht nicht der einzige Florian sein, so selten ist der Name ja auch nicht gerade.«
Peter Nachtigall klopfte dem jungen Mann aufmunternd auf die Schulter und kehrte an seinen eigenen Schreibtisch zurück. Die Verbindungstür zwischen den beiden Büros blieb immer geöffnet, Nachtigall wollte keine Barrieren zwischen seinem Team und sich.
»Ich rufe jetzt im Krankenhaus an und frage nach unseren beiden Patienten. Vielleicht hat sich ja in der Zwischenzeit irgendwas ergeben. Sagt mal, hat Rolf Bartel eigentlich Familie?«
»Ja – einen alten Vater. Beuchstraße. Die Kollegen haben ihn informiert. Sonst wohl keine näheren Verwandten«, meinte Albrecht Skorubski und wies auf eine Kopie des Protokolls. »Die Kollegen haben uns gut versorgt.«
»Nachtigall, Kriminalpolizei Cottbus. Ich wollte mich nach dem Gesundheitszustand von Herrn Rolf Bartel erkundigen. Er wurde gestern nach einem brutalen Überfall eingeliefert.«
»Er hat das Bewusstsein bisher nicht wiedererlangt? Der Polizist steht doch noch vor seiner Tür, oder?«
»Ich möchte Sie alle um erhöhte Wachsamkeit bitten. Es ist möglich, dass der Täter ein weiteres Mal versucht, Herrn Bartel umzubringen, wenn er erfährt, dass er den Überfall überlebt hat. Dankeschön.«
»Sieht ja nicht gut aus«, stellte Skorubski fest und tippte an einem Gesprächsprotokoll.
»Ich hab den Florian. Florian Kessler heißt er. Ist doch der Einzige. So, jetzt werden wir gleich erfahren, was für ein Unfall das war«, schnell und sicher bewegten sich Michael Wieners Finger über die
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