Narrentreiben: Ein Fall für Hubertus Hummel (Hubertus Hummel-Reihe) (German Edition)
gerade nach Hubertus’ Geschmack war. Von historischer Fasnet keine Spur. Die würde es erst am Montag und Dienstag geben. Heute war Kneipenfasnet – und die unterschied sich nur bedingt vom rheinischen Pendant.
Hummel dachte an seine Kollegin Carola Hübschen, die Krawattenabschneiderin. Sie hätte gut hier reingepasst. Die Leute tanzten, johlten, schrien und sangen – fast wie beim Karneval in Kölle.
Hubertus bemühte sich bereits zum dritten Mal um drei Pils, während Riesle sich um die blonde Isabella kümmerte.
»Gefällt’s Ihnen?«, schrie er gegen die Stimmungsmusik an.
»Zehn nackte Friseusen!«, dröhnte es aus den Lautsprechern. Ballermann pur.
Sie nickte voller Begeisterung. »Sie wissen gar nicht, wie gut mir das jetzt tut.«
»Sagen Sie mir: Was war Herr Berger für ein Mensch?«
»Er war ein wunderbarer Mann. Konsequent, erfolgreich. Eben ein Mann mit Prinzipien«, sagte Isabella. »Und wissen Sie was? Er wollte mich heiraten!«
»Hat die Polizei eigentlich schon den Mörder gefasst?«, fragte Riesle, ohne eine Miene zu verziehen.
»Sie meinen wohl die Mörderin?«, brüllte die Blonde ihm ins Ohr. Ihre schrille Stimme verursachte bei ihm Trommelfellschmerzen.
»Wieso eine Mörderin?« Klaus stand nun ziemlich dicht am Dekolleté von Isabella Schneider, die gut einen halben Kopf größer war als er. Ihr süßliches Parfüm stieg ihm in die Nase. Dann legte sie die Hand um seine Schulter und führte wieder den Mund an sein Ohr.
»Na, das liegt doch auf der Hand. Wenn Sie mich fragen: Seine Exfrau ist die Mörderin. Er hat sich vergangenes Jahr von ihr scheiden lassen – meinetwegen. Zehn Jahre nach der Trennung von ihr und gegen ihren Willen.« Die Blonde nahm eine Packung Zigaretten aus ihrer Handtasche und zog eine heraus.
Riesle grabschte rasch nach dem Feuerzeug eines Glonkis, der ihn schwankend mit glasigen Augen anglotzte. Sprechen konnte er nicht mehr.
»Aber deshalb bringt man doch niemanden um!«, brüllte Riesle. Er musste sich fast auf die Zehenspitzen stellen, um Isabellas Ohr zu erreichen.
»Wenn es ums Geld geht, schon!«
Hubertus, der weiter als Laufbursche missbraucht wurde und die Getränke brachte, war fassungslos, was alles in die Frau hineinging. Sie schien beschlossen zu haben, es heute Abend so richtig krachen zu lassen.
»Durch die Scheidung ist ihr eine schöne Stange Geld entgangen. Es war wohl eine regelrechte Scheidungsschlacht – und sie fühlte sich von Heinrich übers Ohr gehauen.« Sie zwinkerte. »Nicht ganz zu Unrecht, denn Heinrich und sein Anwalt hatten einige Tricks auf Lager. Man hätte glatt glauben können, er sei ein armer Schlucker. Sein Auto hatte er beispielsweise auf mich überschrieben.«
»Wie heißt denn sein Anwalt?«, fragte Riesle neugierig.
»Dr. Bröse.«
Riesle nickte. Das würde Hubertus interessieren.
»Auf jeden Fall lebt die Ex jetzt in Rottweil, musste nach der Scheidung in eine kleinere Wohnung umziehen und hat schon ein paar Mal geschworen, sich an ihm zu rächen – zuletzt vor vier Wochen.«
Riesle tastete sich vor: »Wo warst du denn, als der Mord geschah?« An der Fasnet war man schnell beim Du.
Die Blonde schien ihm die Frage nicht übel zu nehmen.
»In Castrop-Rauxel bei meinen Eltern. Ich bin erst am Samstag nach Donaueschingen in meine Wohnung zurückgekehrt. Als ich Heinrich den ganzen Samstag über telefonisch nicht erreicht habe, bin ich zu ihm gefahren – und dann sah ich das Polizeisiegel an der Tür.«
Sie brach in Tränen aus und ließ sich von Riesle in den Arm nehmen.
»Hat dich die Polizei schon befragt?«
Isabella schnäuzte sich. »Den plumpen Auftritt des Kommissars auf der Beerdigung hast du ja gesehen. Abends hat mich dieser Müller noch zu Hause aufgesucht. Als er gesagt hat, es werde aufgrund des Schlags mit der Handtasche eine Anzeige wegen Körperverletzung geben, habe ich ihn rausgeschmissen.«
»Alle Achtung!«, brüllte Riesle anerkennend. »Jetzt wird er dich aber erst recht verdächtigen, oder?«
Die Blonde schnäuzte sich wieder. »Ich weiß es nicht. Ihm war aber offenbar klar, dass der Mörder wegen der Wucht des Schlags ein Mann gewesen sein muss. Deshalb denke ich, dass seine Ex den Mörder beauftragt hat.«
Sie blickte Riesle in die Augen, während ihr Wimperntusche übers Gesicht lief. »Ich habe Heinrich so geliebt. Abgesehen davon wäre ich ja auch aus finanzieller Sicht dumm gewesen, ihn noch vor der Hochzeit umzubringen. Nach der Heirat wäre ich durch das
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