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Narrentreiben: Ein Fall für Hubertus Hummel (Hubertus Hummel-Reihe) (German Edition)

Narrentreiben: Ein Fall für Hubertus Hummel (Hubertus Hummel-Reihe) (German Edition)

Titel: Narrentreiben: Ein Fall für Hubertus Hummel (Hubertus Hummel-Reihe) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Rieckhoff , Stefan Ummenhofer
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Erbe ja einigermaßen reich gewesen, aber so?«
    Wieder weinte Isabella, und Riesle war sich nicht ganz sicher, ob die Tränen jetzt nicht auch dem entgangenen Geld geschuldet waren.
    Hubertus kam erneut vom Ausschank zurück. Er fluchte, denn beim Jonglieren der drei Pilstulpen wurde er immer wieder von allen Seiten geschubst. Die Schaumkronen waren bereits auf seinen Ärmeln und seinem Revers gelandet, während das ganze Lokal zu Wolfgang Petry »Hölle, Hölle, Hölle!« brüllte.
    Nach einem kräftigen Schluck verabschiedete sich die Blonde auf die Toilette. Klaus brachte Hubertus auf den neuesten Stand. Seine Stimme war vom Schreien und der rauchigen Luft schon ganz heiser.
    »Wir sollten das Lokal wechseln. Hier kann man sich nicht anständig unterhalten«, schlug Hubertus vor und leerte sein Glas in einem Zug. »Lass uns ins Bistro gehen.«
    Klaus studierte den Ausschnitt von Isabella, die gerade – umhüllt von einer neuen Parfümwolke – zu ihnen zurückkehrte.
    »Das ist wohl kaum das richtige Lokal für sie. Gehen wir ins Zähringer-Theater. Da treffen wir sicher auch Edelbert.«
    Das Zähringer-Theater war das Refugium des gemeinsamen Freundes Edelbert Burgbacher, der dort als künstlerischer Leiter amtierte. Über die Fasnettage war das kleine Theater nahe des Kaiserturms im Herzen der Stadt noch voller als sonst: Statt Schauspielern agierten auf der Bühne lokale Musikgruppen. Dass man Burgbacher dort antreffen würde, war klar. Im Normalfall stand er mit einem Trollinger in der Hand an der Bar und betrachtete abwechselnd die Gruppen und die Gäste, vor allem natürlich die »Buben«. Burgbacher war nämlich schwul – und das ziemlich offen.
    Doch erst mussten sie aus dem Pub herauskommen. Nach einer weiteren Runde Bier gelang es den dreien, sich nach draußen durchzuschlagen. Auch dort herrschte dichtes Gedränge. Trotz der eisigen Kälte scharten sich Menschentrauben um Musikgruppen – sie klatschten und johlten sich warm. Zu jeder anderen Jahreszeit wäre ein derartiges Schauspiel auf offener Straße undenkbar gewesen: Jetzt aber feierten die Leute ausgelassen unter freiem Himmel, hatten jede Hemmung abgelegt – und das zur kältesten Zeit des Jahres.
    »Schmotzige Dunnschtig«, murmelte Hubertus vor sich hin. Der Tag hieß nicht etwa so, weil es auf den Straßen »schmutzig« zuging, sondern weil es an diesem Donnerstag überall Fettgebackenes gab. Schmotz war das alemannische Synonym für Fett.
    Vor einem Gasthaus wenige Meter weiter waren ein paar Jugendliche aneinandergeraten. Scherben klirrten, heisere Kehlen brüllten – eine wilde Schlägerei war im Gange.
    Hubertus hielt Klaus davon ab, einzugreifen, und war erleichtert, dass keiner seiner Schüler unter den Prügelknaben war.
    Zumindest hatte er keinen erkannt.
    Auch vor dem Zähringer-Theater scharten sich die bunt Kostümierten. Hubertus bahnte sich den Weg in den völlig überhitzten Vorstellungsraum. Auf der Bühne sangen gerade die legendären Dörr-Brüder »Als Glonki bisch halt frei«.
    Zusammen mit den anderen grölte Hubertus – der ja erklärtermaßen kein Glonki, sondern ein Narro war – begeistert mit. Bei den Dörr-Brüdern machte er eine Ausnahme.
    Er, Klaus und Isabella postierten sich am Rand. Hubertus überließ die Befragung weiter seinem Freund, der gut voranzukommen schien. Derweil beobachtete er das Kondenswasser, das die Fensterscheiben herunterlief, und die Gruppen, die das Publikum mit derben Sprüchen und in Villinger Mundart unterhielten.
    Dann ließ er den Blick über die Köpfe schweifen. Den kahlen, glänzend polierten Schädel am anderen Ende des Raumes kannte er ebenso gut wie den Vollbart, den Künstlerschal und das Trollinger-Glas. Edelbert Burgbacher!
    Von seinem Gesicht war jedoch nichts zu erkennen, weil er es gerade im Ausschnitt einer gelockten, ziemlich gut gebauten Brünetten begraben hatte. Hubertus war verstört.
    Für einen kurzen Augenblick wandte der Glatzkopf sein Gesicht zur Bühne. Tatsächlich: Das war eindeutig Edelbert. Er sollte wirklich mit dem Saufen aufhören, fand Hubertus.
    Für einen Moment wusste er nicht, ob er sich über die Kuriosität der Szene amüsieren oder sich darüber ärgern sollte, dass der fasnachtliche Sittenverfall offenbar auch nicht vor dem homosexuellen Teil der Bevölkerung haltmachte.
    Er wollte sich an Klaus wenden, um ihm die Neuigkeit zu berichten, doch der war bei Isabella Schneider in einer vergleichbaren Lage gelandet wie Edelbert. Bis auf

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