Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Narrentreiben: Ein Fall für Hubertus Hummel (Hubertus Hummel-Reihe) (German Edition)

Narrentreiben: Ein Fall für Hubertus Hummel (Hubertus Hummel-Reihe) (German Edition)

Titel: Narrentreiben: Ein Fall für Hubertus Hummel (Hubertus Hummel-Reihe) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Rieckhoff , Stefan Ummenhofer
Vom Netzwerk:
womöglich an eine andere Schule abgeordnet werden? Weg von Villingen? Nicht auszudenken!
    Hummel klopfte pünktlich um sieben Uhr dreißig an die Tür des Sekretariats.
    »Einen kleinen Moment noch, Herr Hummel«, meinte die Sekretärin und lächelte ihn an. Sie war mit einer Luftschlange um den Hals einen Fasnachtskompromiss eingegangen. »Der Chef telefoniert noch. Er ist gleich so weit!«
    Hummel lief nervös den Gang auf und ab. Was konnte der Direktor an einem »Schmotzige Dunnschtig« nur von ihm wollen? Die Angelegenheit musste wohl wirklich dringend sein. Er senkte nachdenklich den Kopf, den Blick auf den PVC-Boden gerichtet.
    »Schnipp, schnapp!«, machte es plötzlich.
    Hummel erschrak. Ein spitzer, metallischer Gegenstand war auf seine Brust gerichtet.
    Ein Mordanschlag!
    Schon wenige Sekunden später war Hummel klar, dass er erstens unversehrt war. Zweitens war das Mordinstrument eine lange Papierschere. Und drittens gehörte die Hand, die das Mordwerkzeug führte, zu Carola Hübschen, der neuen Kollegin aus dem Rheinland. Viertens war nicht er das Opfer, sondern seine Krawatte.
    »Helauuu«, rief die Kollegin und hielt ihm den traurigen abgeschnittenen Rest des von Elke liebevoll bemalten Stücks vors Gesicht.
    »Heute is Weiberfasnacht!«, dröhnte es ihm entgegen.
    Hubertus roch eine Sektfahne. Offenbar hatte sich die Kollegin schon am frühen Morgen in Stimmung gebracht. Auch die Clownsperücke, die sie sich übergezogen hatte, machte sie für Hummel nicht sympathischer.
    Er blickte zunächst sprachlos auf die abgeschnittenen Münstertürme, dann zornig auf die Kollegin.
    »Was soll das denn bitte?«
    »Weiberfasnacht«, wiederholte die Kollegin in rheinischem Singsang. »Da schwingen die Weiber das Zepter und schneiden den Männern die Krawatten ab. Ich war schon ganz enttäuscht. Im Lehrerzimmer hatte keiner eine Krawatte an. Da wollte ich mal schauen, ob der Chef vielleicht …«
    »Sie, Sie …« Hummel fehlten die Worte. »Sie mit Ihrem rheinischen Gedöns!«
    Das Blut schoss ihm vor Zorn in den Kopf, sein Gesicht färbte sich rot. »Wir sind hier nicht in Köln, sondern in Villingen. Da gibt’s keine Weiberfasnacht, da feiern wir eine traditionelle, ernsthafte Fasnet. Und heute ist, wenn überhaupt, Kinderfasnet. Und Krawattenmassakrieren gehört mit Sicherheit nicht zu unserer Tradition!«
    Seine Stimme wurde immer lauter. Die Kollegin Hübschen war vollkommen sprachlos.
    »Was ist denn hier los?« Der Direktor trat auf den Flur.
    »Die Kollegin hat meine Krawatte ruiniert«, schimpfte Hummel und zeigte auf den Stummel, der noch um seinen Hals hing. Nur noch die Turmspitzen waren erkennbar. Wie sollte er das bloß Elke erklären?
    »Ich fordere Schadenersatz von Ihnen!« Hubertus konnte sich kaum beruhigen.
    »Aber Herr Hummel«, beschwichtigte ihn der Direktor, »das Krawattenabschneiden an Fasnacht ist doch mittlerweile sogar bis zu uns vorgedrungen. Sie können sich ja eine neue kaufen.«
    Fassungslos schaute Hummel den Chef an. Der hatte ja keine Ahnung vom ideellen Wert des Stücks. Und eigentlich trug der Direktor sogar eine Mitschuld. Wie konnte er ihn auch am »Schmotzige« zu einer Besprechung einbestellen …
    Hummel riss der Kollegin den abgeschnittenen Teil aus der Hand. Wenigstens die Beute sollte sie nicht behalten dürfen. Vielleicht könnte Elke das gute Stück ja wieder zusammennähen.
    »Können wir dann?«, wandte er sich an den Direktor, sichtlich bemüht, seinen Ton zu mäßigen.
    Der Chef nickte.
    Nach der zweiten Tasse Kaffee hatte sich Hummel etwas beruhigt. Allerdings wurde er langsam ungeduldig. Schließlich war er nicht gekommen, um sich mit seinem Chef über die etwas zu forsche Kollegin, die Fasnacht und die neuen Vorgaben aus dem Kultusministerium zu unterhalten. Auch seine Auskunftsfreude über Martina, die ja offiziell noch Schülerin des Gymnasiums war, hielt sich in Grenzen.
    »Jetzt noch was anderes«, setzte der Direktor endlich an. »Ich habe da einen Anruf erhalten. Und zwar vom Polizeipräsidenten persönlich.«
    Hummel stellte die Kaffeetasse ab. Er konnte sich schon denken, was jetzt folgen würde.
    »Er hat sich über Sie beschwert. Sie würden sich in die laufenden Ermittlungen bei diesem Fasnachtsmordfall einmischen. Wie hieß er doch gleich, der Tote?«
    »Berger!«
    »Richtig, Berger, dieser Bauunternehmer.« Der Direktor fingerte nervös am Unterteller seiner Kaffeetasse herum. »Ich kann Ihnen natürlich nicht vorschreiben, was Sie in Ihrer

Weitere Kostenlose Bücher