Narrentreiben: Ein Fall für Hubertus Hummel (Hubertus Hummel-Reihe) (German Edition)
auf, dir Sorgen zu machen, Papi«, hatte ihn seine Tochter wieder einmal belehrt.
Martina fragte sich nur, wann sie ihren Lebensgefährten wiedersehen würde: Didi Bäuerle war Fasnachter durch und durch. Gerade befand er sich in einer Sitzung, in der ein letztes Mal beraten wurde, wie man bei den großen Umzügen am Montag und Dienstag mit dem gewaltsamen Tod eines verdienten, wenn auch manchmal etwas zu puristischen Villinger Narro umgehen sollte. Man hatte beschlossen, es sei am ehesten im Sinne des Toten, wenn man ganz normal feiere. Ohnehin würde sich das närrische Volk davon nicht abhalten lassen – so wie damals beim Golfkrieg 1991, als die Fasnet zwar offiziell abgesagt wurde, sich dann aber spontan eine Art Alternativ-Fasnet entwickelt hatte. Ein Fasnachter hatte damals sein Narrohäs auf einem Leiterwagen durch die Stadt gefahren und diesen mit der Aufschrift »s’Häs derf« versehen.
Während sie Peterzell und dann Mönchweiler passierten, spürte Hubertus eine bleierne Müdigkeit. Er beschloss, rasch ins Bett zu gehen, sobald er nach seiner Tochter geschaut hatte. Schließlich stand morgen ein überaus anstrengender Tag bevor, der vor sechs Uhr früh beginnen würde. Und um neun startete der Villinger Umzug, an dem er als Narro teilnehmen wollte.
Klaus hingegen war klar, was passieren würde, wenn er sich jetzt in Hummels »Lehrerzimmer« niederließe: Er würde an Kerstin denken – möglicherweise die ganze Nacht. Daher verspürte er einen unbändigen Tatendrang: »Wir suchen jetzt die Exfrau des Ermordeten auf und vernehmen sie«, meinte er. »Vielleicht hat sie ja wirklich einen Killer beauftragt.«
Hubertus tippte sich an die Stirn. »Es ist zehn Uhr, und wir wissen doch gar nicht, wo diese Frau wohnt. Du spinnst wohl.«
»Wir müssen jetzt was tun, verdammt«, insistierte Klaus, der sich schon auf der Couch seiner Notunterkunft sah, wie er sich schlaflos hin- und herwälzte. »Dann lass uns eben zu Kerstin fahren. Vielleicht macht sie ja diesmal auf«, meinte er dann.
Hummel tippte sich nun gleich zweimal an die Stirn.
»Dann setz mich bei dir ab – ich rufe mir ein Taxi, das mich nach Schwenningen bringt«, forderte Klaus. Vor einer halben Stunde hatte er erneut bei Kerstin angerufen – und wieder hatte niemand abgenommen. Womöglich wohnte sie schon bei diesem Hansel.
Hubertus redete sachlich auf Klaus ein: »Hör zu: Ich weiß seit Elkes zwischenzeitlichem Auszug, wie es dir geht. Es hat jetzt aber keinen Sinn, in Panik zu verfallen.«
»Ich will ja auch nicht mit einer Gitarre hin und vor dem Haus den Troubadour spielen«, gab Klaus zurück. »Ich will nur mit ihr reden.«
»Sie ist aber anscheinend nicht da. Gib ihr noch zwei Tage Zeit, Klaus.«
Zwei Tage. Und wenn dies die entscheidenden zwei Tage waren, in denen dieser Schwenninger Hansel endgültig Kerstins Herz eroberte?
Während Hubertus und Graf Zahl miteinander telefonierten und die beiden sich aufs Laufende brachten, entschied Klaus, dass er jetzt nicht mehr mit dem Taxi nach Schwenningen fahren, sondern seinen Besuch auf morgen verschieben würde. Dann aber müsste nun wenigstens im Mordfall weiterrecherchiert werden. Und zwar sofort!
»Graf Zahl hat herausgefunden, dass Gerbert wohl wirklich ein Alibi hat. Die Polizei hat ihn schon befragt«, berichtete Hubertus von seinem Telefonat. »Außerdem kann er uns in anderer Hinsicht weiterhelfen. Er muss nämlich morgen früh ohnehin nach Rottweil und wird versuchen, dort Erkundigungen über Bergers Exfrau einzuholen. Die ist doch Rottweilerin. Und bevor du da jetzt noch hinwillst …«
»Gut. Wenn ihm das gelingt und er sich auch in Rottweil auskennt, warum nicht?«, meinte Klaus. »Aber was anderes: Huby, du weißt doch, wo diese Frau Gremmelsbacher wohnt, oder?«
Hubertus sah fragend aus, nickte aber.
»Wir fahren da jetzt hin. Der Sohn mag zwar ab zwanzig Uhr ein Alibi haben, wenn die Gremmelsbacher mit ihm unter einer Decke steckt, könnte sie bei der Zeitangabe aber auch gelogen haben. Vielleicht hat sie Berger zu einem ganz anderen Zeitpunkt gesehen – oder gar nicht«, überlegte Klaus. »Ich will von der noch mal genau wissen, ob sie nicht vielleicht doch etwas mit der Geschichte zu tun hat. Möglicherweise hat sie auch einen anderen Komplizen.«
Zum dritten Mal tippte sich Hubertus an die Stirn. »Meine Mutter würde mich lynchen, wenn ich um diese Uhrzeit bei Frau Gremmelsbacher aufkreuzen würde. Du spinnst doch.«
»Dann setz mich an einem
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